Satire: Der heilige Franz-Josef hilft!

Ausschnitt aus dem Satire-Buch:

(3.1.2015)

Die Heiligsprechung von Franz-Josef Strauß

Die erste Sitzung des CSU-Vorstandes im Neuen Jahr hatte hinter Panzertüren stattgefunden. Zugelassen war nur der engste Kreis. Die Sitzung begann mit einem Gebet, gesprochen vom Sonderbotschafter des Vatikans im bayrischen Freistaat, den man aus zwei Gründen dazu gebeten hatte. Zum einen, weil sich die Heiligsprechung des ehemaligen Vorsitzenden Franz Josef schwieriger gestaltete als angedacht.

Franz Josef Strauß war lange Jahre CSU-Generalsekretär gewesen und von 1978 bis 1988 Bayerischer Ministerpräsident. Der Sonderbotschafter hatte zu bedenken gegeben, dass es zwar viele wunderliche Dinge im Leben des Franz Josef Strauß gegeben habe, die Suche nach frommen Taten und einem heiligen Lebenswandel sei aber noch nicht abgeschlossen.

Die Erscheinung: Franz Josef Strauß entscheidet

Zum anderen war der Sonderbotschafter geladen worden, um von einem weiteren Franz-Josef-Wunder zu hören. Übereinstimmend berichteten einige aus dem Vorstand der Partei, der Heilige Franz Josef, so nannten sie ihn bereits in vorauseilendem Gehorsam, sei ihnen im Traume erschienen und habe sie angedonnert, rechts der CSU dürfe es in keinem Fall eine weitere demokratische Partei geben.

Ihre Einwände, die Bewegung, Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes,in der Kurzform „Pediga“ genannt, sei keine Partei und ob die AfD demokratisch sei, sei auch fraglich, habe er mit einer unwirschen Handbewegung abgetan. Manche glaubten dabei einen warnenden Zeigefinger, manche sogar einen Mittelfinger gesehen zu haben. Er habe außerdem gebrüllt, wer oder was demokratisch sei, das bestimme immer noch die CSU. Dann sei er mit einem kräftigen „Halleluja“ wieder in himmlische Sphären entschwunden.

Der Chef einer Partei weiß sich immer zu helfen

Stummes Schweigen war diesen Bekenntnissen gefolgt, und der päpstliche Botschafter hatte, andächtig lauschend, mit dem Kopf genickt und gemeint, das alles sei schon wundersam. Eine WhatsApp-Botschaft des Ex-Vorsitzen Strauß aus dem Himmel, die der CSU-Generalsekretär vorlegen konnte, wollte er als Beweis allerdings nicht gelten lassen und aus der Runde war in Richtung Generalsekretär ein missbilligendes „Streber“ zu hören gewesen.

Horst Seehofer, heutiger Chef der Runde und früher mal Gesundheitsminister, verfügte aus dieser Zeit noch über eine Notapotheke in seinem Amtszimmer und verordnete der versammelten Mannschaft erst einmal einen kräftigen Schnaps auf den Schreck.

Der Generalsekretär schlug vor, man möge den Worten des weisen Ex-Vorsitzenden folgen und den Begriff „demokratisch“ tagesaktuell definieren. Nach dem Genuss weiterer Medizin hatte sich die nunmehr schwankende Runde darauf geeinigt, demokratisch sei, was alle wollten und was der Partei nutze. Alles Weitere müsse der nächste Parteitag beschließen. Dieser Vorschlag wurde allseitig abgenickt und ins Protokoll übernommen als „intellektuelle und moralische Parole des Tages.“

Wie umgehen mit Pegida und der AfD?

Wie man jetzt mit der Pegida und der AfD umgehen solle, hatte da noch einer aus der Runde gefragt, die nähmen den konservativen Parteien die Butter vom Brot. Im Protokoll wurde daraufhin festgehalten, dass die „Butter vom Brot zu nehmen“ in Bayern kein Problem sei, es sei denn, es handle sich um Schmalz.

Dann allerdings gelte die Devise: Salz und Schmalz, Gott erhalt ́s. Ansonsten müsse man dem Volke klarmachen, dass es rechts von der Partei keine demokratischen Parteien gegen könne. Zu überprüfen sei, ob man die AfD oder die Pegida nicht als undemokratisch verbieten könne. Hier sei der bayrische Verfassungsschutz gefordert. Wenn das nicht möglich sei, müsse überlegt werden, ob  man deren Inhalte übernehmen nicht einfach übernehmen könne, um so die Konkurrenz auszuschalten.

Man könne ein gutes Fass Wein auch mit ein wenig Fremdstoffen versehen, das könne ein gutes Fass Wein schon ab und verändere den Geschmack nicht wesentlich. Das sei alte Winzer-Weisheit. Gekauft werde ein guter Wein auch und besonders wegen seines guten Namens.

Die Gottesfürchtigen in der Runde wurden daraufhin gebeten, in den nächsten Nächten mit dem heiligen Franz Josef diesbezüglich Kontakt aufzunehmen und nach einer koordinierten Auswertung ihrer Botschaften der Partei zu berichten. Damit sei das Problem gelöst.

Der beisitzende Sonderbotschafter des Vatikans erteilte daraufhin allen seinen Segen, allerdings unter Vorbehalt, wie er betonte. Vor der endgültigen Rechtskraft des Segens und seiner Verbreitung im Netz müsse er noch Rücksprache mit seinem derzeitigen Chef, Papst Franziskus, halten.