Satire: Der patriotische Kartoffel-Kleber-Protest

Ausschnitt aus dem Satire-Roman: Sypma-Satire: Die Grünen

Der Hund wird in der Pfanne verrückt

Der Braune Bruno war am Tresen im „Strammen Max“ eingeschlafen. Er hatte in seiner Berliner Stammkneipe immer wieder sein Glas auf das deutsche Vaterland erhoben. Jetzt müsse alles anders werden, hatte er gebrüllt und da werde doch der Hund in der Pfanne verrückt. Erwin, der Kneipenwirt, hatte anerkennend genickt. Das sei alles voll patriotisch, hatte er gelobt und werde mit jeder Runde noch wahrer.

Auswandern nach Norderney?

Adolf Willwoll hatte erklärt, seine Frau Eva wolle nach Nodellei auszuwandern. Dort sei alles noch in deutscher Hand, alles sei gut dort. Adolf Willwoll hatte die norddeutsche Insel umgetauft, weil sich deren Name für ihn zu mancher Tageszeit als Zungenbrecher erwiesen hatte.

Seine Eva wolle dortbleiben und zwar für immer, hatte er weinerlich erklärt. Wenn die Urlaubskasse aufgebraucht sei, werde sie geeignete Maßnahmen ergreifen, habe sie angekündigt. Sie habe das Recht auf ein entspanntes, ruhiges und glückliches Leben. Berlin sei ihr zu wiggelig geworden, hier klappe gar nichts mehr und ein entspanntes Leben schon gar nicht. Ihr Plan hieße Norderney. Sie wolle nicht die Welt, das Klima oder sonst was retten. Sie wolle nur nach Norderney und das für immer. Eva liebte Norderney und den herb nationalen Charme der Insel.

Eva will sich festkleben und der pratriotische Kleber Protest

Das sei ihre Forderung an die da oben. Wenn nötig, werde sie sich am Strand festkleben. So gehe Protest heute. Was seine Frau denn wolle, hatte der scharfe Rudi mit lüsternem Blick gefragt. Für manche Wünsche müsse man nicht in die Ferne schweifen. Er stehe bereit, Adolf kameradschaftlich zu helfen, wenn dem die Puste ausgehe.

An der Stelle hatte wieder einmal im „Strammen Max „Prügeln zwischen Adolf und dem scharfen Rudi in der Luft gelegen. Aber der Braune Bruno hatte die Lage in den Griff gekriegt. Er hatte sein Glas auf das deutsche Volk erhoben und die Nationalhymne angestimmt, natürlich die erste Strophe. Da hatten alle stramm stehen müssen, die Hände an der Hosennaht. Nach drei weiteren patriotischen Runden und Liedern war die Lage entspannter und Erwin hatte erklärt, das mit dem Festkleben sei eine gute Idee. Auch der patriotische Protest müsse mit der Zeit gehen, aber im Gleichschritt.  

Adolf Willwoll hatte vorgeschlagen, dass sich alle am Tresen im „Stammen Max“ festkleben. Aber bitte nur so, dass man zwischendurch mal auf den Topf könne. Und man müsse auch was Ordentliches zwischendurch essen können, hatte er gefordert und das mit beiden Händen. Man sei schließlich nicht bei den Hotten-Totten, sondern in Germania und hier ginge es gesittet zu. Und das Festkleben müsse man im Schichtbetrieb machen. Er könne seinen Job nicht riskieren. Die Eva rechne ganz fest mit dem Urlaub auf Nodellei.

Der patriotische drei Stufen Plan und die deutsche Kartoffel

Man brauche einen drei Stufen Plan, hatte der Braune Bruno erklärt. Zuerst brauche man einen geeigneten Kleber. Er schlage den guten deutschen Kartoffel Kleber vor. Mit der gekochten deutschen Kartoffel habe er schon als Junge seinen Drachen zusammengeklebt. Wer was gegen die deutsche Kartoffel habe, solle jetzt sein Maul aufmachen oder auf ewig die Fresse halten, hatte er gedonnert und mit der Faust auf den Tresen gehauen.

Dann brauche man einen Ort, um sich anzukleben. „Gefunden“, hatte Kneipier Erwin gebrüllt und ebenfalls auf die rustikale Eichen-Theke gehämmert. Eine Runde Schnaps auf Erwins Kosten hatte den Vertrag besiegelt.

Dann brauche man noch Forderungen, hatte der scharfe Rudi erklärt. Alle hatten grimmig geguckt und sich auf drei Forderungen an die Politik geeinigt. Erstens: Die da oben müssten alle weg. Zweitens: Alles müsse anders werden, am besten so wie früher. Drittens: Das Ganze müsse subito gehen, wie der Berliner sage, also bis gestern.

Alle hatten dann feierlich geschworen, man werde sich morgen zum ersten patriotischen Klebe-Protest an vereinbarter Stelle wieder treffen.

Mitstreitende Kameraden seien immer willkommen, hatte Kneipenchef Erwin dann im Netzwerk „Der Berliner Patriot“ gepostet. Wer bereit zum Klebe-Protest sei, der solle beim Eintritt in den „Strammen Max“ laut die Parole brüllen: „Sieg der deutschen Kartoffel“.