Satire: Die Christian Lindner-Philosophie, verständlich erklärt

Ausschnitt aus dem Satire-Buch: Deutsche Denker, Lenker und Gelenkte

Lindner 2017: „Besser nicht regieren, als falsch regieren“

Im November 2017 hatte Christian Lindner eine Beteiligung seiner liberalen Partei an einer Regierungs-Koalition aus den Farben: Grün, Rot. Schwarz und Gelb, der Jamaika Koalition, abgesagt. „Besser nicht regieren, als falsch regieren“, hatte er stolz erklärt.

Christian Lindner hatte bei den Verhandlungen mit der CDU-Chefin, Angela Merkel, schlimme Blessuren am Ego erlitten. Die Mutti nähme ihn nicht ernst, hatte er mehrfach geklagt, sie überhöre seine Forderungen einfach. Jens Spahn hatte ihm erklärt, das kenne er und ihm eine Wohnung in seinem Haus in Berlin angeboten. Man munkelte, die beiden hätten eine Anti-Merkel-Hass AG gegründet und bei manchem Essen ausgelebt. „Besser in Berlin gut wohnen, als an Merkels Kabinettstisch gedanklich und seelisch darben“, hatten sie sich geschworen.

Aber die Wähler hatten das FDP Zimpern übel genommen. Ende 2019 war die FDP in Thüringen mit 5.1 Prozent der Stimmen äußerst knapp ins Länder-Parlament eingezogen, Drei Monate später dann mit 4.9 Prozent der Stimmen in Hamburg gescheitert. Dabei hatte sich wieder einmal bewiesen, dass das Volk kein Souverän, sondern eine launische Diva war. Hatte der Christian doch aus Fehlern gelernt und umgedacht, wie er 2020 bewiesen hatte.

Lindner 2020: „Besser falsch regieren, als nicht regieren“

„Besser falsch regieren, als nicht regieren“, schien das Motto von Christian Lindner im Jahre 2020 geworden zu sein“. „Bloß nicht kneifen“, hatten einige FDP Granden erklärt. Andere im FDP-Vorstand hatten gemeint, es gelte das olympische Motto: „Dabei sein ist alles“. So hatte Lindner dem FPD-Chef in Thüringen, Thomas Kemmerich, nicht versagt, sich von der rechts-außen Partei, der AfD, zum Ministerpräsidenten wählen zu lassen. Doch auch dieser Coup war danebengegangen. Bei einer regionalen Wahl knapp später, der Wahl zum Senat in Hamburg, war die FPD aus dem Landesparlament geflogen.

Christian Lindner schien das politische Glück verlassen zu haben und wieder einmal bewahrheitete sich die Volkswahrheit, „Pech im Spiel, Glück in der Liebe“. Während in Hamburg die FPD in den Fluten des Hafens versunken war, schipperte Christian Lindner mit seiner Freundin in Amsterdam glücklich durch die Grachten und twitterte sein Liebesglück per Handy-Foto. Das Zähneknirschen der Liberalen war bundesweit zu hören gewesen. Der Liberale in Deutschland trug seither eine Beißschiene, um des Nachts wenigstens Ruhe zu finden.

Die Strategen fragen sich: wie tickt Christian Lindner?

Die FPD-Spitzenköpfe im Vorstand hatten daraufhin ein Psychologen-Team beauftragt herauszufinden, wie Christian Lindner tickte. Man wolle wissen, wie das Lindner-Programm funktioniere, welche Werte ihn bestimmten und was noch von ihm zu erwarten sei.

Das Ergebnis verblüffte die Auftraggeber. Eine biographische Analyse ergab, dass der Christian sich schon in Kindertagen als ein genialer Verkäufer bewiesen hatte. Bereits als Fünfjähriger hatte er bei Kindergeburtstagen, die Reste der Geburtstagstorte heimlich in Tupperdosen verpackt und anderen Tags als Pausen-Snacks im Kindergarten verkauft.

Bei Partys im Jugendalter hatte er die Telefonnummern der beliebtesten Mädels seiner Schule an interessierte Mitschüler verkauft. Er hatte sich einige blaue Flecke erboster Papas eingehandelt aber auch ein mehr als gutes Taschengeld. Dieses hatte er umgehend in Business Anzüge umgewandelt und es hatte keinen erstaunt, dass er nach dem achtzehnten Lebensjahr in die Versicherungsbranche eingestiegen war. 

Er hatte den Knigge auswendig gelernt, die Bücher der Volks-und Betriebswirtschaft inhaliert. Als der große Genschman, der ewig Vorsitzende der FDP, Hans Dietrich Genscher, erklärt hatte, das Programm der FDP laute in Kürze: „liberal ist liberal“, war Lindner begeistert gewesen. Er hatte seine geistige Heimat gefunden und ergänzt, was gut für die Wirtschaft  sei, sei auch gut für das Volk. Mit dieser Philosophie, nachgepflanztem Haupthaar und ständigem drei Tage Bart, war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Lindner den großen Philosophen-Vorsitzenden beerbt hatte.

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Nun aber schien ihn das Glück verlassen zu haben. Linder hatte Überlegungen angestellt, ob er seine Talente nicht besser wieder im Catering Service, Abteilung Kuchen, nutzen sollte oder wieder in der Partnerschaftsvermittlung. Die „heiße Telefon-Nummer“ als Markenname war ihm sofort eingefallen. Gab es doch genügend einsame Politiker und Journalisten beiderlei Geschlechts in Berlin. Ein flotter Handel mit Telefon-Nummern und mehr schien ihm geeignet, die liberale Theorie mal wieder zu beweisen, was der Wirtschaft nutze, hier seinem Konto, sei auch für das Volk gut, hier der Volk-Teilmenge einsame Polit-Herzen.

Zufrieden hatte sich Christian Lindner seinen drei Tage Bart gekrault und bei der Bank gleich ein Schließfach für sein Telefonbuch gemietet. Er war wieder voll auf der Höhe. „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, krähte er die magischen Hermann Hesse Worte. Und wenn die FDP-Corona frech werden sollte, dann wollte er ihnen, frei nach Hesse, den Anti-Corona-Slogan entgegen schleudern, “Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“

Vielleicht ließe sich dieser Slogan auch in der Anti-Coronavirus-Kampagne nutzen, war ihm sofort eingefallen. Er hatte umgehend die Handy-Nummer von Jens Spahn gewählt. Der, als sein Vermieter, sollte ein Interesse an seinem beruflichen Erfolg haben, zwecks Zahlung der Miete. Und ein flott tiefsinniger Spruch stand dem Jens als Gesundheitsminister immer gut, fand er.