Satire – Falscher Alarm und bewaffneter Haushalt

Auszug aus dem Satire-Buch:

Hotte genießt die Frühlingssonne im Garten – noch!

Vergnügt blinzelte Helmut Hottrecke, allseits Hotte genannt, in die Frühlingssonne. Er saß auf der Veranda seines Hauses, das er von seinen Eltern geerbt hatte. Er sei daran unschuldig, pflegte er Neidern zu erzählen, er habe sich seine Eltern schließlich nicht ausgesucht und er habe ihnen in die Hand versprechen müssen, das Erbe an seine Kinder weiterzugeben. So war er nun von Beruf Hauseigentümer. Das sei nicht immer einfach, seufzte er dann und ließ bei den Zuhörern die Frage offen, ob es vielleicht nicht doch besser sei, kein Haus mit acht Mietparteien zu besitzen. Hotte sprach von seinen Mietern gerne als seinen Besatzern.

Hotte und seine Freunde, das Zwergen- Volk

Nun aber blinzelt Hotte vergnügt in die Frühlingssonne und war von Freunden umgeben. Hotte mochte die Menschen nicht, besonders nicht Mieter. Zu laut, zu lästig, zu fordernd seien die, fand er. Alleine sein, tue nicht gut, hatte seine Ehefrau Irene – tagsüber meist im eigenen Kosmetik-Salon arbeitend – entschieden, und so hatte er sich Zwerge zugelegt. Ein wahres Zwergen-Volk war in seinem Garten vertreten und tummelte sich zwischen Blumen und Teich. Im Teich waren Goldfische, stumm und lautlos, darum ebenfalls zugelassen. Hotte winkte zum Oberzwerg hinüber und der blinzelte – fand Hotte – freundlich und stumm zurück.

Hotte und Allahu Akbar

Hotte hatte gutes Herz, so sein klares Urteil über sich selbst. Erst eben hatte er im Stadtblatt, das zum Frühstück dazugehörte wie der Kaffee und das Frühstücksei, vom Amok-Lauf eines siebzehnjährigen Flüchtlings gelesen, der mit einer Axt in einem Zug um sich geschlagen hatte. Schaurig, dachte Hotte und köpfte mit Bedacht sein vier-Minuten-Ei, das mittels einer türkischen Eier-Uhr seine perfekte Struktur erhalten hatte. Die hatte ihm seine Nachbarin Karin von einem ihrer Türkei-Urlaube mitgebracht. Anstelle eines schrillen Klingeltones rief hier ein Muezzins nach der festgelegten Zeit, ein „Allahu Akbar“ in die Welt und breitete seine Arme aus. Über die Jahre hatte Hotte gelernt, den Ruf des Muezzins mit dem perfekten Frühstücksei zu verbinden. Er hatte sich so eine durchaus positive Grundhaltung zum muslimischen Glauben erworben, fand er.

Er goss den Kaffee ein und gedachte kurz der vielen hungrigen Menschen in der Welt. Niemals ein Butterbrot wegwerfen, hatte ihn seine Mutter gelehrt, und den Teller immer leer essen. Genüsslich goss sich Hotte ein wenig Sahnemilch in den Kaffee. Er war ein guter Mensch. Die ihn Spießer nannten, die missgönnten ihm nur seine kleine Insel des Glücks.

Hotte wird Opfer des Heiligen Krieges

Lächelnd und entspannt wanderte sein Blick über das Zwergen-Volk, den Garant für Freunde und Glück. Plötzlich aber gefror ihm das Blut in den Adern. Ein mittelgroßer, kräftiger Zwerg mit Axt in der Hand stand da inmitten des Ensembles „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ und überragte die Gruppe auf unvorteilhafte Art und Weise. Sein Gesicht war von einem buschigen Bart umrahmt, er trug eine Art braune Kutte und er starrte verdrossen in die Ferne. Eine Axt, die er mit beiden Händen hielt, hatte er zwischen die Beine gestellt und die Sonnenstrahlen warfen die Axt-Lichtstrahlen als Reflexion direkt in Hottes Augen. Hotte zuckte zusammen und fegte die Eieruhr vom Tisch. Er hatte den Eindruck, dass sich die kräftige Zwergen-Gestalt mit der Axt langsam auf ihn zubewegte. In dem Moment rief der Muezzin unter dem Tisch her mehrfach ein „Allahu Akbar“. Durch den Fall war die Mechanik außer Tritt geraten. Hotte schaltet um auf Kriegs-Modus: Axt und Bart, grimmiger Blick und „Allahu Akbar“. Hotte wusste, wann er zum Ofer des „Heiligen Krieges“ geworden war. Hatte der IS nun Zwergen-Roboter mit Äxten auf Ungläubige angesetzt?

Hotte im Kriegs-Modus

Hotte ließ sich elegant vom Stuhle fallen, robbte in Richtung sicherer Tisch-Schutz und löste gleichzeig den stillen Handy-Alarm aus, der ihn immer und allezeit mit dem Handy seiner Ehefrau, Irene, verband.

Die war auf ihrem Posten, beim Abwasch in der Küche und stürmte Sekunden später mit dem Jagdgewehr in der Hüfte auf die Terrasse. „Wer, was, wo“, brüllte sie und warf sich zu Boden.

„Terrorist links vorn“, brüllte Hotte zurück und einen Moment später hatte Irene bereits diesen und das halbe Zwergen-Volk mit einer Ladung Schrot in bunte Gipsmasse rückverwandelt, sozusagen Erde wieder zu Erde gemacht. Kollateral-Schaden hätte Hotte das normalerweise genannt. Aber genau in dem Moment, war es Hotte gelungen, den gefährlich aussehenden Fremden mit der Axt wieder richtig einzuordnen.

Irene hat den Heiligen Josef gekillt

Es war der Heilige Josef, das Geschenk der Enkelkindern zum letzten Weihnachtsfest, den Irene gerade gekillt hatte. Die Kinder hatte in der Kita für die Großeltern ein Geschenk geschnitzt und herausgekommen war eine etwas grobe Figur mit Kutte, dem Hottes Sohn aus dem Baumarkt eine kleine Axt in die Hände gedrückt hatte. Das sei der Heilige Josef hatten er und seine Kids stolz verkündet. Dem staunenden Opa Hotte hatten sie erklärt, der Heilige Josef, der Ehemann Marias, sei so etwas wie der Ziehvater Jesu und gelte als der Schutzpatron der Zimmerleute. Die fromme Figur war auf Wunsch der Kinder in das Ensemble „Schneewichten und die sieben Zwerge“ eingefügt worden.

Wieder einmal hatte das Opa-Herz über die Ästhetik gesiegt und wieder einmal war Hotte, Opfer seines guten Herzens geworden. Mit Schaudern erinnerte er sich in die Geschichte mit dem „Sultan Zwerg Erdogan“. Die Türkei war seither als Urlaubsland gestrichen.

Doch bevor Hotte die Schlacht gegen den vermeintlichen islamischen Kulturfeind noch stoppen konnte, hatte Irene bereits eine Granate zur Sicherheit in Richtung Aggressor geschleudert. Deren Detonation hatte dann den Angriff sofort und endgültig beendet. Normalerweise hätte Hotte das den klassischen Fall einer Notwehr-Situation genannt.

Münster schreibt wieder einmal Geschichte und Irene bekommt den Hotte- Orden erster Klasse

Als die Feuerwehr, zwei Stunden später, die Garagen der angrenzenden Nachbarn gelöscht hatte und das Ehepaar Hottrecke unter Bergen von Gips und Erdreich geborgen hatte, war Münster um ein weiteres Kapitel seiner Ruhmesgeschichte bereichert worden. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, im Rathaus der Stadt besiegelt, vielleicht ein weiterer historischer Schritt Münsters im Kampf gegen den Wahnsinn von Religionskriegen?

Hotte und Irene jedenfalls hatten den Angriff überlebt, wenngleich schwer verschmutzt, und auch der Garten musste wahrscheinlich neu gestaltet werden. Hotte hatte seiner Irene den Tapferkeitsorden ersten Hotte-Klasse verliehen. Was zählt, ist schließlich der gute Wille, oder??