Satire: Ist Volker Pispers eher virtuell als real lebendig?

Ausschnitt aus der Satire-Buch: Volker Pispers-kritisch vom Mars betrachet

Szene: Pispers in der Küche

Bei einer guten Tasse Kaffee startete Pispers die morgendliche  Ruhmverwaltung. Er tippte seinen Namen ins Handy und lächelte still in sich hinein. Sein zotteliger, weiß-grauer Vollbart gab nach außen keine Mimik preis. Er freue sich gerne im Stillen, hatte er seiner Frau Rabara erklärt. Die hatte ein wenig ungläubig geschaut, ebenso wie PI-O1, der Mars-Roboter mit dem Spezial-Auftrag „Pispers Beobachtung“. Das Markenzeichen von Pispers auf der Bühne war weniger das stille Lächeln gewesen, als heftige Hetze und Häme, das allerdings vorgetragen in der Tonlage eines Conférenciers. So hatte es Pi-01 in vielen Zeitungen über Pispers gelesen und auf Videos gesehen. Manche fanden, Pispers erinnere sie an einen „Billigen Jakob“ auf dem Markt.

PI-01, der Mars-Roboter mit Spezial-Auftrag Pispers

Szene: auf dem Mars. Auf dem Mars hatte sich der Roboter PI-01 mit der Faust verärgert vor die Blech-Brust geschlagen. Die Mars-Uni hatte seine Dissertation über Volker Pispers abgelehnt. Ihm fehle die analytische Distanz zum Forschungs-Objekt, hatte man ihm geschrieben. Sein Doktor Vater hatte erklärt, er dürfe die überarbeitete Doktor-Arbeit in frühestens einem Jahr erneut vorlegen. Sein Mars-Stipendium werde weiter ausbezahlt. Grimmig hatte PI-01 die Pispers Total-Überwachung wieder aktiviert. Er war nun wieder in Pispers Nähe, Tag und Nacht. Er registrierte alle Gedanken, Gefühle und Aktionen von Pispers, schnitt alles mit und archivierte es. Die Mars-Technik machte es möglich.

Die Mars-Frage: ist Pispers gefährlich und ist PI-01 noch auf Mars-Kurs

Und wieder stand die Frage im Raum, ob Pispers für die Interessen des Mars an der Erde eine Gefahr darstelle. Sein Doktor Vater hatte erklärt, PI-01 müsse bei Pispers zwischen dem realen und dem virtuellen Pispers unterscheiden. Der reale Pispers sei vermutlich erst einmal mit seiner Gesundheit beschäftigt. Er sei nun 66 Jahre alt und sei sichtbar gealtert, sein Haar sei ergraut, sein Gesicht zerfurcht. PI-01 müsse nun feststellen, ob Pispers auch altersgerecht geschrumpft sei, ob bei Pispers Altersflecken auf der Haut sichtbar seien und ob seine Kniegelenke Schwächen aufwiesen. Pispers gehöre nun zur Gruppe der Menschen mit hohem Alter, ab 65 gehöre man auf der Erde dazu. PI-01 solle auch feststellen, ob Pispers alters-depressiv geworden sei. In einem solchen Falle würde der Mars Pispers zu den Akten legen. PI-01 könne aber auch dann seine Dissertation in Ruhe fortsetzen. Pispers sei für die Mars-Ethnologen und Psychologen auch so spannend.

Man werde ihn, den Mars Roboter PI-01, bald einem Extra Mars-TÜV unterziehen. Es müsse ausgeschlossen werden, dass er sich mit dem Erden-Virus, dem Stockholm-Syndrom infiziert habe. Dabei identifizierten sich Opfer mit Tätern. Seine Arbeit zeige Momente der Distanzlosigkeit zum Forschungs-Objekt Volker Pispers. Der Mars könne sich keine falschen Sentimentalitäten beim Mars-Schutz erlauben. PI-01 hatte wütend erklärt, bei ihm sitze keine Schraube locker. Das aber hatte er sehr leise gesagt. Es gab sehr seltsame TÜV-Inspektoren, manche nannten sie auch TÜV-Trottel.   

Der virtuelle Volker Pispers

Viel spannender als der vom Alter gezeichnete reale Volker Pispers war für den Mars der virtuelle Pispers. Dieser Pispers war nicht ergraut. Der virtuelle Video-Pispers war mindestens zehn Jahre jünger als der reale und war nicht von Alterszipperlein geplagt. Der virtuelle Pispers war im Internet mit vielen Videos vertreten, die tausendfach angeklickt worden waren. Jedenfalls war das im Video- Begleittext zu lesen. PI-01 hatte bei einem Schnelldurchgang 17 Pispers Videos festgestellt, die in den Jahren 2023/24 eingestellt, aber vor 2015 aufgenommen worden waren. Im Netz hatte es dazu von Pispers-Fans geheißen, Pispers Analysen seien aktueller denn je. Die Mars-Behörden hatten Pispers wegen der vielen Klicks als politischen Influencer eingestuft.

PI-01 hatte festgestellt, dass Pispers mit rheinischem Conférencier-Charme von der Bühne herab eine aus der Zeit gekommene Weltsicht predige. Pispers selbst hatte sich einen erfolglosen Wanderprediger genannt. In seinen Video-Predigten war die Welt in der Zeit vor seinem Abgang von der Bühne, dem Jahr 2015 nämlich, stehen geblieben. In der Zeit vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine. PI-01 fragte sich, ob Pispers in letzten zehn Jahre Tomaten auf den Augen und Gurken in den Ohren gehabt habe oder ob er, Computer-technisch gesprochen, seine Antennen abgestellt hatte. Sein Doktor Vater hatte ihm nahelegt, das Weltbild des virtuellen Pispers noch einmal zu untersuchen.

Pipsers wieder auf Tournee?

Eine Bühnen-Agentur hatte im Netz wieder eine Tournee für das laufende Jahr angekündigt, die dann leider wieder nicht stattfand. Fast brüsk erinnerte Pispers seine Fans auf seiner Homepage daran, dass er nicht mehr auf die Bühne zurückkehren werde. Hier schien der reale Pispers im Rentenalter, dem immer jungen virtuellen Pispers nicht zu Diensten stehen zu wollen. Warum es die Tournee Ankündigungen gab, war PI-01 ein Rätsel. Die Abteilung Psychologie hatte erklärt, wenn Pispers da seine Finger im Spiel habe, könne das eine Form von Altersstarrsinn sein. Als altersstarrsinnig bezeichne man ältere Menschen, die zunehmend mürrisch und sogar aggressiv würden und keine Ratschläge mehr annehmen wollten. PI-01 fragte sich, wer nun wem was geraten hatte.

Gehört Pispers in die Mottenkiste der Geschichte?

PI-01 hatte beschlossen, seinen Doktor Vater zu fragen, ob er alle Pispers Video untersuchen müsse oder ob er Pispers abhaken dürfe. Er sei auch bereit auf die Bezeichnung Dr. PI-01 zu verzichten, wenn er den Realitätsverweigerer Pispers dafür in die Mottenkiste der Geschichte packen dürfe.