Satire: Merzi der Krawatten-Mann des Jahres, Linni der Socken-Mann?

Ausschnitt aus dem Satire-Buch: Friedrich Merz- Die Abenteuer von Merzi und Linni

Satire: Merzi der Krawatten-Mann des Jahres, Linni der Socken-Mann?

Merzi soll der Krawatten-Mann des Jahres werden

Er werde der Krawatten-Mann des Jahres, hatte Oliver Merzi Parteifreund Stan Linni hoheitsvoll mitgeteilt. Die deutsche Werbebranche vergebe den Preis jedes Jahr an einen Mann des öffentlichen Lebens, der durch sein Erscheinungsbild die Krawatte stilvoll in Szene gesetzt habe. Willy Brandt und Kurt Biedenkopf sei diese Ehre auch zuteil geworden. Jetzt sei er dran, so seine Informationen. Roy Black habe den Preis 1972 auch bekommen, hatte Linni neidisch gegiftet. Merzi hatte ihn finster angeschaut. Linni sei sein Sekretär und das im Range eines Generals. Wenn er ihm nicht dienen wolle, könne er ihn jederzeit gegen eine echte Sekretärin austauschen, die wenigstens anständig Kaffee kochen könne. Die Liste der Bewerber für den Job sei lang. Linni hatte verschüchtert zu Boden geschaut und Merzi hatte mit Donnerstimme erklärt, die Krawatte sei ein Symbol, ähnlich wie ein Taschentuch. Überflüssig, aber Zeichen des gepflegten Mannes. Wenn Grüne und Rote demonstrativ keine Krawatte mehr trügen, dann sage das viel über deren Nicht-Kultur aus. Er sei Rechtsanwalt und halte auf Tradition und Ordnung. Im Übrigen sei die Krawatte eine Art Werbefläche am Körper.

Merzis Kinder schlagen Tattoos vor

 Seine Kinder hätten vorgeschlagen, er solle sich eine Krawatte auf die Brust tätowieren lassen. Das sei geil. Noch geiler sei es, wenn er sich die Nationalflagge auf die Glatze tätowieren lasse. Wenn er dann den Hut vor jemandem ziehe und die Farben Schwarz-Rot-Gold auf seinem Kopf glänzten, habe er den nationalen Respekt aller auf der Stelle gewonnen. Vielleicht würden die Tattoo-Shops Deutschlands ihn zum Tattoo- Mann des Jahres wählen.

Seine Frau mache da nicht mit, hatte Merzi missmutig erklärt. Wie das denn aussähe, wenn er im Sommer Urlaub einen Sonnenbrand auf dem Kopf bekäme, habe sie gemault. Dann dächten einige vielleicht, er wolle die Nationalflagge verbrennen. Sie wolle im Urlaub ihre Ruhe haben und nicht von irren, patriotischen Gartenzwergen gesteinigt werden.

Merzi der Krawatten-Revoluzzer

 Merzi hatte dann tief geseufzt und Linni erklärt, er habe in seinen jungen Abgeordneten Tagen ganz subtil aggressive Krawatten getragen. Er habe durch die Krawatte einen diskreten Aufstand gegen die da oben geführt. Er habe Krawatten mit Tiermustern getragen. Er habe in der DCBuH den Kreis der weißen Elefanten-Krawatten gegründet. Als die ersten Grünen damals mit Blumen-Töpfen im Bundestag erschienen seien, hätten er und seine Verschwörer-Freunde mit rebellischen Krawatten dagegengehalten.Als die Grünen mit Wollpullovern dagesessen hätten, hätten sie Woll-Krawatten getragen in Schwarz-Rot-Gold. In Münster auf dem Prinzipal Markt sei er einmal aus einer Herren Nobel Boutique geflogen, als er dort Woll-Krawatten habe kaufen wollen. Auch er wisse, wie schmerzhaft Revolution sein könne. Die angetragene Ehrung als Krawatten-Mann könne man getrost als Geste der Versöhnung sehen. Er sei in älteren Jahren etwas angepasster in der Krawatte geworden. Jetzt trage er eher die seidene Krawatte.

SOS und Linni, der Socken-Mann

Gönnerhaft hatte Oliver Merzi seinem Sekretär Stan Linni erklärt, er habe da noch einen unbezahlbaren Team-Tipp. Schlips, Oberhemd und Socken, kurz SOS, so laute der todsichere Einkaufs-Tipp für jedes Männer-Geschenk. Wenn Linni auch einen Preis haben wolle, solle er sich doch zum Socken-Mann des Jahres küren lassen. Aber Linni sei ja phantasielos, er trage immer nur schwarze Socken. Mal habe eine Socke ein Loch. Das sei aber schon das Ende seiner Kreativität. Er, der Vorsitzende der DCBuH, müsse nun für den neuen Pokal punkten. Linni solle ihm hundert neue Krawatten kaufen. Er werde nun stündlich die Krawatte wechseln und Linni die Socken. Er stelle sich vor, dass Linni bei den nächsten Auftritten im Kopfstand neben ihm stehe. Wie sollten die Blicke sonst auf seine Socken gelenkt werden. Farblich müsse Linni sich ihm natürlich anpassen. Wenn er zum weißen Hemd eine rosa Krawatte trage, dürfe Linni natürlich keine grünen Socken mit karierter Hose tragen. Das sei geschmacklich unerträglich und könne ihm am Ende noch seinen Krawatten-Mann Titel kosten. Außerdem könne Linni sich gerne die Nationalflagge in Schwarz-Rot-Gold auf die Waden tätowieren lassen. Das sei ein gratis Tipp seiner Kinder.