Satire: Merzi und Hirn-Koks vom Feinsten

Ausschnitt aus dem Satire-Buch: Friedrich Merz- Die Abenteuer von Merzi und Linni

Sex and Drugs and Rock´n Roll – Merzi Mick Jagger (MMJ) 

Er wolle ein Dampf-Bad in der Menge nehmen und ins Mikrofon stöhnen, hatte Merzi seinem Sekretär Linni erklärt, er wolle Action. Er wolle einen Wahlkampf nach dem Motto: “ Sex and Drugs and Merz´n Roll“.

Er könne nicht schon wieder im Tiefflug über das Sauerland fliegen, hatte Linni protestiert. Merzis Frau habe ihm erklärt, sie werde beim Metzger bereits nicht mehr bedient. Bei Merzis letztem Werbe-Flug in Schornstein-Höhe überm Sauerland seien zu viele Ferkel am Herztod gestorben. Und die Schweine-Bauern der Region drohten, bei seinem nächsten Tiefflug ihre Mistgabeln in Richtung Merzi-Bomber zu schleudern.

Linni hatte Merzi besorgt angeschaut. Merzi sah heute aus wie eine Mischung aus Mick Jagger und Merzi. Er hatte sich den Mick Jagger Schlottergang zugelegt und trug engste Röhren-Jeans. Sein Handy-Klingelton brüllte, „I can’t get  no satisfaction“. Merzi hatte hoheitsvoll und verachtungsvoll zugleich auf Linni, seinen kleinen Sekretär, herabgelächelt. „No risk, no fun“, hatte er erklärt, Wahlkampf sei Show-Time. Wahlkampf heute, das heiße peppiger Auftritt und Bühnenshow. Linni solle sich mal die Auftritte von Robert Habeck und Annalena Baerbock anschauen oder die Donald Trump-Show. Sex and drugs and Rock` n Roll sei gestern Trumpf gewesen und heute auch noch. Er müsse noch gewaltig nachlegen.

Regina Wunderlich, Wunder-Coach und Klasse-Frau

Linni hatte entsetzt mit den Ohren gewackelt. Mein Gott, hatte er gejammert, wann Merzi zuletzt beichten gegangen sei oder zur heiligen Messe. „Ruhe da unten“, hatte Merzi seinen kleinen Sekretär angefaucht. Linni habe einfach keinen Stil und keinen Saft in den Knochen. Er solle mal ein paar Coaching Stunden bei Regina Wunderlich nehmen. Die sei eine Klasse Frau mit Ahnung, Stil und Wunderhänden. Die könne aus ihm, einem Hänfling aus der Provinz mit Ratterborner-Provinz-Charme noch einen Menschen mit Eigenschaften machen. Aber bei Linni würde eine Akupunktur-Therapie wahrscheinlich nur zu Panik-Attacken führen.  Man bekomme nämlich feine Nadeln in Ohrläppchen, Nasenflügeln und Nacken gesetzt. Dann hatte Merzi seine Zunge halb rausgestreckt, zwischen die Zähne gelegt und leicht zugebissen. Er hatte dabei lustvoll gestöhnt. Das habe ihm Regina beigebracht. Das sei ein sogenannter neuronaler Anker, sie nenne das „Hirn-Koks vom Feinsten“. Der leichte Schmerz des Zungenbisses sei verknüpft mit dem Anblick von Regina Wunderlich, der Wunder- Coachin und Frau der Superklasse. Sie sei eine Mischung aus Claudia Schiffer und Sigmund Freud. Der Parteivorstand habe ihm eine Golden-Regina Wunderlich-Master-Card geschenkt und dafür ganz tief in die Partei-Kasse greifen müssen. Dafür stehe sie ihm als Coach immer zur Verfügung, er könne sie jederzeit anrufen.

Regina Wunderlich Wunder bei Merzi

Merzi hatte einige Sitzungen bei Regina Wunderlich gehabt, ein paar Nadeln waren ihm gesetzt worden. Er hatte dann das Gefühl, von einem rauschenden Bach durchflutet zu werden, er fühlte sich geradezu elektrisiert. Er fühle sich wie wiedergeboren, hatte er allseits erklärt und überlege, sich fortan Mister Merzi tausend Volt zu nennen. Er fühlte sich jetzt so stark wie zu den Zeiten, als er mit seinem Mofa nach wilden Sauf-Partys am Kiosk mit Kumpeln durch seine Stadt geknattert war. Das seien seine wilden 68er Jahre gewesen, hatte er Regina Wunderlich anvertraut. Die hatte ihm einen jener tiefen Blicke geschenkt, für die er früher gestorben wäre.

Er wolle eine Orgie der Emotionalität erleben, hatte er Linni vorgeschwärmt, sich den Umarmungen des Volkes hingeben, er wolle sich energetisch aufladen durch den Handschlag mit der Masse. Er wolle Wärme tanken im Lächeln der Wähler, Kraft saugen aus ihren Augen. Er lechze dem nächsten Auftritt entgegen. It’s Show-Time hatte Merzi gebrüllt und fleißig T-Shirts mit seinem Bild unterschrieben. Diese und von ihm getragene Slips wollte er bei der nächsten Rede-Show mit Tanzeinlagen von der Bühne schleudern.

Andere Regina Wunderlich-Wunder: Der Fall Arnim Flaschet

Regina Wunderlich-Wunder waren in der Politik nicht unbekannt. Ihre Akupunktur und Zungen-Therapie namens „Hirn-Koks“ waren berühmt und berüchtigt zugleich. Manch Angepiekter war danach aus dem Ruder gelaufen. Mancher hatte sich wiedergefunden, einige hatten sich neu erfunden. Wenige hatten alle Hemmungen verloren. Der Parteivorstand setzte Regina Wunderlich dann ein, wenn ein weiter so in die Katastrophe führte und es schlimmer nicht werden konnte. Dann erschien jede herbeigepiekte Veränderung ein unvermeidbares Risiko zu sein.

Also waren Merzi ein paar Nadeln gesetzt worden. Bei Merzi hatte das zur totalen Enthemmung geführt. Vorher hatte sich gut gefunden, jetzt fand er sich toll. Er war vom Sternzeichen her Skorpion und hatte sich vorgenommen, von nun an alles auf den Stachel zu nehmen, was ihn störte. Kritiker wollte er in die tödliche Zange nehmen.

Regina Wunderlich, Erfolge und Dramen

Regina Wunderlich hatte schon andere Politiker beraten und behandelt. Einige hatte sie kreativ angestochen, andere abgestochen, so die Legende.  Es hieß, auch ein gewisser Arnim Flaschet habe ihre Dienste genutzt. Er solle ganz bei sich bleiben, habe sie ihm geraten und sich nicht zum Sklaven von irgendwem machen lassen. Er solle sich ruhig mal trauen, individuellen Stil zu entwickeln. Flaschet hatte dann angefangen, bei Journalisten-Interviews zu rauchen und die Zigarette zwischen dem kleinen Finger und dem Daumen zu halten. Das war in seiner Jugend-Clique ihr Marken-Zeichen gewesen. Die frechen Printen hatten sie sich damals genannt.

Und er solle so oft wie möglich lachen und viel Zahn zeigen, hatte sie ihm geraten. Wer lache, zeige Zähne und zeige seinen Bißwillen. Er solle ganz bei sich bleiben, dann könne nichts schief gehen. Und er solle die Zungen-Übung „Hirn-Koks“ nicht vergessen. Dann hatte sie ihn in den Sitzungen immer lange in den Arm genommen, den Anker verstärkt. Ihr Geruch und ihre Wärme hatten ihn kirre gemacht. Wann immer er sich danach auf die halb ausgestreckte Zunge gebissen hatte, hatte er diese Nähe gespürt. Viele Presse-Bilder hatten Flaschet fortan in dieser kecken Pose gezeigt.  Auch er hatte sich toll gefunden, geradezu unwiderstehlich.

Dann war die Sache aus dem Ruder gelaufen. Bei einem Termin hatte Flaschet wie geplant eine super Performance mit „Hirn-Koks“ hinlegen wollen. Also Zunge raus und herzhaft lachen. Er hatte sich super gefühlt und sich nur gewundert, dass alle anderen betreten auf den Boden geschaut hatten. Es war jener Moment gewesen, der in die Geschichte eingegangen war als das „fatale Lachen an der falschen Stelle“. Eine Zeitung hatte später geschrieben, diese Szene sei abstoßend gewesen. Flaschet habe einige Meter hinter dem Landes-Präsidenten im von Fluten zerstörten Städtchen gestanden. Der habe im getragenen Staatsoberhaupt-Modus die richtigen Worte über die schreckliche Katastrophe gefunden. Und Arnim Flaschet habe gelacht. Plötzlich habe es ausgesehen, als befände sich Flaschet auf einer Karnevalssitzung mit der Parole: Stimmung, Hurra. Flaschet hatte die Wahl und das Vertrauen seiner Partei verloren und leider auch die Golden-Regina Wunderlich-Master-Card.

Leonie Google im Einsatz und der Segen der Kirche

Merzi hatte sich fest vorgenommen, solche Flops zu vermeiden. Linni war angewiesen worden, im Netzwerk die Merzi-Auftrittsorte vorab zu googeln. Merzi müsse Heinrich Lübke Fettnäpfchen und ähnliche Sauerland-Taten unbedingt vermeiden. Linni hatte den Auftrag weitergegeben an die Google-Expertin und Wahrsagerin „Leonie Google, die schöne Frau mit den magischen Kugeln im Schatten des Doms von Ratterborn“. So lautete die Internet-Werbung und die Empfehlung des Bischofs. Bei ihr sei alles in besten Google Händen, hatte das Management „Leonie Google“ Linni versichert. Außerdem wohne und arbeite Leonie ganz in der Nähe des Domes von Ratterborn. Der Segen des Klerus liege auf ihr und manchmal sogar ein Kleriker. Es könne gar nichts schiefgehen. Der Segen Gottes sei Merzi gewiss.