Satire: Putin – mein Plan 2015 und warum alle Männer Russen werden wollen

Ausschnitt aus dem Satire-Buch

Putin und der  Plan 2015

Mit Empörung hatte Wladimir Putin bei der morgendlichen Presseschau vom Vorwurf des Westens gelesen, er haben keinen Plan. Er dächte im 48 Stunden-Rhythmus hatte ihm Gregor Gysi vorgeworfen. In Sachen Ukraine Konflikt sei keine Strategie zu erkennen, Putin fehle ein Masterplan. Fast hätte ihm Putin seinen Geheimdienst-Bericht zugeschickt. Der zeigte klar auf, dass er in der Zeit der Verhandlungen um die Krim bereits Tausende Soldaten in diese Region geschickt hatte, einschließlich Panzer und Raketen. Die Soldaten trugen keine Rangabzeichen und nur die Farbe der Uniform verriet, dass sie Teil der russischen Armee waren.

Besonders der Gysi hatte ihn empört. Anstatt sich in der Solidarität der kleinen Männer zu üben, spiele Gysi den großen Mann. Und Chancen bei der Sarah Wagenknecht habe er, der Wladimir Putin, auch. Auch er sei Jurist, wie der Gysi, habe aber mehr zu bieten und werde um sie kämpfen. Im Kabinett hatte er verkündet, nun stehe die Ehre Russlands auf dem Spiel. Ein Ost-West-Wettbewerb stehe an. Er werde die Sarah einladen zum Ritt auf dem Pferde, zum Tauchen mit Walen, zum Fliegen mit Kranichen, zum Pfannenbiegen. Den Gysi werde er herausfordern zum Männer-Kampf mit Wodka und Pistole. Man könne sich auch gerne ganz klassisch um die Sarah prügeln. Fairerweise müssen er darauf hinweisen, dass er einen schwarzen Gurt im Judo habe und mit vierzehn Jahren bereits einem Mitschüler das Bein gebrochen habe. Manche bräuchten eben ein wenig Gewalt, um zu kapieren. Der Gysi solle auch darüber nachdenken, welch herrliches Leben er der Sarah als russischer Mann bieten könne.

Das Leben eines russischen Mannes: kurz und herrlich

Das wahre Leben des russischen Mannes werde im Westen völlig falsch dargestellt. Wenn alle darüber Bescheid wüssten, werde kein Mann aus der Ukraine noch in die Europäische Union wollen. Der russische Mann durchlebe rund 60 spannende Jahre, bevor er den Löffel abgebe. Der europäische Mann quält sich rund 80 Jahre mit Emanzen, Diäten und Limonade herum, bevor ihm irgendwer im Vorübergehen oder aus Versehen den Stecker aus der Herz-Rhythmus-Maschine ziehe.

Es sei vielleicht gut so, dass nicht jeder wisse, wie phantastisch es sei, ein Russe zu sein, sonst wollte am Ende noch jeder Russe sein. Dann müsse man am Ende wegen der wahrscheinlichen Migranten- Schwemme aus dem Westen nicht nur die Krim heim ins russische Reich führen, sondern Russland noch ein wenig mehr ausweiten in Richtung Kiew. Russland könne dann schnell ein Volk ohne Raum werden.

Putins feierliches Versprechen: stabile Wodkapreise

Was dem russischen Mann immer garantiert sei und dafür stehe er ein mit seinem Präsidenten-Wort, sei der Wodka, in Russland auch zärtlich „Wässerchen“ genannt. Da unterscheide er sich total vom Volksverräter Gorbatschow. Dessen größter politischer Fehler sei gewesen, vom Landsmann zu fordern, er möge Mineralwasser trinken anstatt Wodka. Selbst in der Partei hätten sie ihn fortan nicht mehr General- sondern Mineralsekretär genannt. Dann habe Gorbi, auch noch seinen Lieblingstanker, die alte UdSSR, eigenhändig versenkt und das Ganze als Fortschritt verkauft und dafür den Friedensnobelpreis kassiert. Er habe die Sowjetunion aufgelöst und in die Gemeinschaft unabhängiger Staaten zerlegt, die GUS. Jetzt wanze sich der Typ ran und erkläre, dass er auch ein Russe sei und die Krim sei schon immer russisch gewesen und keiner dürfe was gegen Putin sagen. Er, Putin, erinnere die Welt daran, dass er bereits Weihnachten 2014 als Dekret verkündet habe, dass der Wodka stabil bleibe in der Prozentzahl und im Preis. Keine EU-Sanktion werde das erschüttern. Sonst tränken die Burschen am Ende in ihrer Verzweiflung und Sucht noch die Parfümflaschen ihrer Frauen leer. Das gehe gar nicht und am Ende seien die Kerle noch alle voll schwul!

Echte Pressefreiheit a la Putin

In Sachen „echte Pressefreiheit“ bedürfe es einer Klarstellung. Die Pressefreiheit sei in Relation zu setzen zur Größe Russlands und der Frage, wie schnell man dieses gigantische Werk mit Hilfe der Medien umsetzen könne. Insofern gebe es in Russland selbstverständlich eine wohlverstandene Pressefreiheit. Am Beispiel der Größe Russlands ließe sich das gut darstellen. Einige kecke Journalisten stellen immer wieder die blöde Frage, warum Russlands Grenzen ausgeweitet werden müssten. Innerhalb Russlands gelingt es immer wieder, diesen Mangel an Intellektualität bei heimischen Journalisten durch eine Kurzzeittherapie zu beheben. Sie habe den schmissigen Titel: „100 Kopfnüsse und drei Tage Fasten“. Die Mitarbeiter dieses Programms „Steigerung des Verstehvermögens russischer Journalisten“ trügen bei der Durchführung der Therapie weiße Kittel. Das führe zu einem erstaunlichen Lerneffekt bei Journalisten.

Sie lernten in den drei Tagen, die Farbe Weiß mit Haue und Hunger zu assoziieren. Fänden dann Pressekonferenzen in weißen Räumen statt, böten diese Journalisten in der Regel vor der Konferenz die Pressesprecher der Regierung um angenehme Fragen. Die letzte frech-dreiste Fernsehsendung namens „Ren-TV“ habe dann auch Ende 2014 fast freiwillig aufgegeben. Sollte ein russischer Journalist, angestiftet durch respektlose Fragen westlicher Journalisten, dennoch in das alte, kranke Muster zurückfallen, sozusagen einen Rückfall erleiden, reiche es, dass Putin bei solchen Fragen ein weißes Taschentuch zücke oder ein weißes Papier in die Höhe halte, und schon sei die Gesundheit der heimischen Journalisten – im Regelfalle – wieder hergestellt. Sonst therapiere man in drei weiteren Tagen nach. Gelinge auch das nicht, müsse man zu finalen Lösungen greifen.  
Das sei sechzehn Mal seit dem Jahre 2000 geschehen, sagten „Reporter ohne Grenzen“, andere würden die Zahl sechsunddreißig nennen. Setze man das in Relation zu rund 140 Millionen glücklichen Russen, sei dieser kleine Schwund nicht der Rede wert.

Erste Veröffentlicht: 02.02.2015