Satire: Salat und Salafisten

Satire: Salat und Salafisten

(veröffentlicht am 8.1.2015 in der Huffington Post)

 

Small Talk und Salafisten

Friedrich Klamm bummelte missmutig die Straße hinunter. Um die Schulter hatte er seine Diensttasche gehängt. Friedrich Klamm war nämlich Politeur im Ordnungsamt, also das männliche Pendant zur Politesse. Im Vorbeifahren und mit einem deutlich ironischen Unterton wünschte ihm eine Radfahrerin einen schönen und erfolgreichen Tag und fuhr leise kichernd weiter.

Friedrich Klamm überhörte die Provokation, zu sehr war er mit seinem Handy beschäftigt, auf dem er via Internet die Ereignisse im fernen Paris verfolgte. Dort hatten Islamisten ein Blutbad in der französischen Satirezeitung Charlie Hebdo angerichtet.

Auch Oma Schmitz hatte an diesem Morgen keine besonders gute Laune, als sie ihre gewohnte Runde im Viertel machte. Ihr Zwergpinscher Dagobert schnappte mal wieder nach allem, was sich im Bereich seiner Zähne bewegte. Besorgte Mütter im Viertel hatten bei Friedrich Klamm schon nachgefragt, ob dem Dagobert nicht ein Maulkorb verpasst werden müsse.

Friedrich Klamm, hatte sich vorgenommen, darüber mit Oma Schmitz zu reden. Das mit dem ihm nachgesagten Fingerspitzengefühl und mit Damen konnte er besonders gut. Als sie nun vor ihm stand, bemühte sich Friedrich Klemm deshalb, zu Oma Schmitz, der man schon ein wenig Vergesslichkeit nachsagte, besonders freundlich zu sein und gleichzeitig nicht in den Radius von Dagoberts Zähnen zu geraten.

Bemüht also, mit einem harmonischen, aber interessanten Small Talk das Gespräch zu starten, fragte er, „haben Sie das auch schon gehört, das mit den Salafisten oder Islamisten in Paris und der Satirezeitung“.

Salafisten, Islamisten und Salat

„Salafisten“ echote Oma Schmitz, und sah Friedrich Klamm skeptisch an. „Überall höre und lese ich was von Salafisten, Islamisten und Mord. Was sind das denn für welche?“ „Nun“ sagte Friedrich Klamm bedächtig, „Salafisten zum Beispiel sind Angehörige einer Religion und manchmal recht fanatisch.“

Gerade wollte er tiefer ins Detail gehen und differenzierter werden, als Oma Schmitz ihn unwirsch unterbrach. „Junger Mann“ sagte sie, die Stimme leicht erhoben, „ich habe nichts gegen Leute, die nur Salat essen. Aber daraus muss man nicht gleich eine Religion machen und fanatisch werden schon gar nicht.“

Radikale Salafisten

Sie sah ihn mit festem Blick an. „Ja sicher“, sagte Friedrich Klamm beschwichtigend und zupfte die Krawatte des Dienstanzugs zurecht. „Nur, diese Salafisten sind besonders radikal. Die schneiden Köpfe ab, wenn es nicht so läuft, wie sie wollen in Sachen Religion und Lebensführung“. Noch bevor er was zur Satirezeitung Charlie Hebdo und Islamisten erzählen konnte, hatte Oma Schmitz ihn bereits unterbrochen.

„Was nun“, sagte Oma Schmitz betrachtete Friedrich Klamm mit finsterer Miene. „Ist doch alles normal. Salatköpfe werden nun mal abgeschnitten, sozusagen geköpft. Da ist nichts radikal dran oder religiös. Sie wollen mich wohl veräppeln?“ Oma Schmitz rückte nun bedrohlich nahe mit dem lila Rollator an ihn heran und ihr Hund Dagobert, der Oma Schmitz Stimme wohl zu interpretieren wusste, knurrte dazu leise.

„Gewiss“ nicht, sagt Friedrich Klamm, um Ausgleich bemüht. „Gegen Salatköpfe schneiden hat ja niemand was, aber die schneiden auch anderen Muslimen die Köpfe ab, wenn die nicht so wollen wie sie, nämlich leben wie im siebten Jahrhundert nach Christus, so ganz nach den Worten des Propheten. Und wenn die sich beleidigt fühlen, rasten die machmal völlig aus.“

„Junger Mann“, brüllte Oma Schmitz nun los und die ersten Passanten blieben stehen. „Erst wollen Sie mir erzählen, Salafisten seien fanatische Salatesser. Dann sind es Muslime und jetzt schneiden fanatische Salatesser Muslimen auch noch die Köpfe ab?“

Oma Schmitz und die Dingsda-Demo

Der Hund Dagobert schnappte nach der Diensthose von Friedrich Klamm. Oma Schmitz hob drohend die Faust und brüllte, „ich werde dir gleich mal an eine fisten.“ Im Englischen war Oma Schmitz von Jugend an gut gewesen und die Fist ist im Englischen die Faust.

Oma Schmitz ließ sich erschöpft auf ihren lila Rollator fallen, schaute ein wenig verwirrt. Dann holte sie tief Luft und erklärte mit fester Stimme, „wenn also diese armen Leute nur Salat mit den Fäusten essen und andere das auch tun sollen, dann hat das nichts mit Allah oder dem siebten Jahrhundert zu tun, dann haben die einfach keinen Anstand, kein Benehmen. Und die sollen mir bloß nicht hierherkommen. Dann geh ich auch auf die Dingsda-Demo.“

Sagte es, riss ihren Rollator herum und verschwand wutschnaubend mit Dagobert an ihrer Seite.