Satire: Söder wartet auf den Ruf nach Berlin

Ausschnitt aus dem Satire-Buch: Satire: Die Helden der CSU: Strauß, Stoiber, Seehofer, Söder

Die Moon News Journalisten vom Mars hatten den Wahlkampf von Markus Söder ausspioniert, jedenfalls den Anfang. Demnach hatte sich Söder am Freitagnachmittag eine Bärenfell-Mütze aufgesetzt. Dann hatte er seiner Frau einen Kuss gegeben und erklärt, er verabschiede sich nun in die innere Klausur zu Hause. Er werde dieses Wochenende im protokollierten Selbstgespräch herausfinden, ob er bereit sei, der neue Kanzler Deutschlands zu werden und wer außer ihm das noch wolle. Solange er die Mütze trage, dürfe man ihn nicht ansprechen.

Die Kanzlerschaft, Molly und Bella

Wie kanzlertauglich und kanzlerwillig er sei, hatte sich Söder in der letzten Zeit immer wieder gefragt und auch Dritte hatten der Frage nicht entgehen können, so die Moon News. Wenn er sich selbst fragte, war die Antwort ein klares „Jein“. „Ja“, er sei tauglich und willig und „nein“, er könne eigentlich nicht nach Berlin, weil Familien-Pflichten ihn hinderten. Er habe vier Kinder, zwei Hunde und eine Frau zu Hause in Nürnberg. Die passten im Moment nicht in die Kanzlerschaft. Da müsse er noch was managen. So stand es im protokollierten Selbstgespräch.

Hunde-Pflichten

Da waren zum Beispiel seine beiden Hunde-Damen Molly und Bella. Mit denen ging Söder am Wochenende Gassi, wenn er Zeit hatte. Die hatten ihre Reviere in Nürnberg pinkel-technisch abgesteckt. Der bekannte Wolfs- und Hundeexperte Günther Bloch hatte erklärt, Hunde-Weibchen würden auch markieren, nicht nur Rüden. Sie demonstrierten damit Selbstbewusstsein oder markierten über den Pinkelstellen der Rüden, um Zusammengehörigkeit zu bekunden. Das rituelle Markieren könne durchaus Ausdruck einer Bindung sein.

Söder hatte beschlossen, er könne die Familien-Hunde Molly und Bella nicht so einfach aus ihrem sozialen Umfeld reißen, weil er Bayern, Deutschland und die Welt retten wolle. Ein anderer aus der Söder-Familie müsse sich finden und am Wochenende mit den beiden geliebten Hunde-Damen Gassi gehen. Dann sei er bereit, Kanzler zu werden, so die Moon News.

Tochter Floria

In dem Zusammenhang war Söder seine älteste Tochter Floria eingefallen. Die startete gerade eine internationale Model-Karriere und hatte ihn im Internet zum „Best Daddy Ever“ erklärt. Sie war bildschön und schlau und Söder posierte gerne mit ihr auf Presse-Fotos. Floria hatte einen Intelligenz Quotienten von 130, stand im Internet. Ganz seine Tochter eben, schmeichelte sich Söder. Einer von Söders Lehrern hatte Journalisten erzählt, Söder habe sich als Schüler über jede Eins gefreut und das umso mehr, wenn die anderen eine Drei bekommen hatten. Warum dürfe man sich nicht über einen Sieg freuen, hatte Söder sich gefragt. Und das Sieger-Treppchen sei nun mal nicht so breit wie eine Autobahn.

Für das Gassi gehn war ihm unter der Bären-Mütze eine gute Lösung eingefallen. Gassi gehn, erschien ihm eine gute Gelegenheit für Floria, ihren Austritt aus der Jungen Union wiedergutzumachen. Gleichzeitig konnte sie das Gassi gehn zu einer Modeschau machen. Das sei eine geniale win-win-Lösung, fand Söder.

Der Ruf und die Ehefrau

Auch die Frage, wer ihn selbst, außer seiner Person, als Kanzler wolle, war unter der heißen Bärenfell-Mütze beantwortet worden. Ein klarer Gottesbeweis war bislang ausgeblieben. Kein Blitz hatte seinen nordischen Konkurrenten niedergestreckt. Auch Stimmen aus der Wüste oder von draußen waren nicht zu hören gewesen, obwohl er seine Moses-Tracht nachts oft getragen hatte.

Söder fand, dass es an der Zeit sei, dass das Deutsche Volk ihm echte Liebesbeweise bringe. Sonst werde er in Bayern bleiben. Gerne wäre er, wie der Häuptling im Comic „Asterix und Obelix“, von seinen Kriegern auf einem Schild getragen worden. Der Papst wurde sogar manchmal in einer Sänfte getragen. Er war nun seit einigen Jahren bayrischer Ministerpräsident und nichts dergleichen war geschehen. Warum aber wurde er als Wunsch-Kanzler Deutschlands nicht von den deutschen Ministerpräsidenten auf einem Schild oder in einer Sänfte nach Berlin getragen.

Vielleicht helfe ja ein theologischer Beweis für den ersehnten Ruf, war Söder dann eingefallen. Er hatte in einigen Zeitungen gelesen, dass er gesagt habe, er höre von allen Seiten den Ruf nach ihm als Kanzler. Er erinnerte sich an den Gottes-Beweis des Thomas von Aquin. Der hatte gesagt, es gebe Gott, weil ein guter Freund ihm das versichert habe und der lüge nicht. Wenn er sich über die Medien selbst versichere, dass das Volk nach ihm rufe, dann müsse das auch gelten. Schließlich sei er für sich mehr als ein guter Freund, vielleicht sogar sein einziger Freund, und er belüge sich niemals.

Söder hatte vom Gedanken Abstand genommen, die katholische Kirche zu bitten, nach ihm zu rufen. Die nahm es ihm vermutlich immer noch übel, dass er ihr Marken-Zeichen, das Kruzifix nämlich, zwangsweise in die öffentlichen Gebäude Bayerns gehängt hatte. Das seien Schisser, stand im Protokoll zu lesen. Die seien nicht mehr vom missionarischen Geiste Petris beseelt, sondern trunken von wokem Gendergesäusel. So hatte die Moon News berichtet.

Im besten Falle werde man sowieso von Gott persönlich berufen, fand Söder. Von Gott berufen zu sein, war bislang das Privileg der Kaiser in Deutschland gewesen. Kaiser von Gottes Gnaden, hatten sie sich genannt. Er fand, das klang gut. Und Kaiser Markus von Bayern, Kaiser von Gottes Gnaden, klang noch besser. Vom Volke gerufen zu werden, war auch nicht übel, fand Söder, wenngleich ein wenig popelig für einen Einser-Abiturienten und Doktor der Rechtswissenschaften. Was jetzt noch fehlte, war der Ruf, egal woher.

Ehefrau Karin hilft

Söder war sich sicher, den Ruf nach ihm schon mal gehört zu haben, so die Moon News. Zur Sicherheit hatte er die heiße Bärenmütze abgenommen und seine Frau gefragt, ob sie den Ruf nach ihm als Kanzler auch schon gehört habe. Sie höre in letzter Zeit nicht gut, hatte ihm seine Frau erklärt, sie fühle sich etwas erkältet. Aber nach Berlin zu gehen, das sei eine gute Idee, wenn er dann Kanzler sei. Ihr Werkzeug-Unternehmen plane auch die Deutschland-weite Expansion. Sie sei beim Umzug nach Berlin mit dabei. Die Kids und die Hunde werde man auch einpacken. Und jetzt solle er endlich die dämliche Bärenmütze abnehmen. Es sei Zeit fürs Abendbrot und dann müsse er mit den Hunden Gassi gehn.