Satire: Söder und Philosophie in der Badewanne

Auszug aus den Buch: Satire: Die Helden der CSU: Strauß, Stoiber, Seehofer, Söder

Der Staatsmann in der Badewanne

Die Moon News Presseagentur vom Mars hatte die Welt mit einem pikanten Video versorgt. Söder lag in der Badewanne und war maximal entspannt. An der Badezimmertür hingen ein blauer Anzug, eine Ritter-Rüstung und ein Moses-Gewand. Er hatte sich noch nicht entschieden, in welcher Führer-Gestalt er heute Bayern retten wollte. Kein CSU-Chef saß ihm mehr im Nacken oder drohte ihm auf den Kopf zu fallen. Ein Poster von CSU-Chef Franz-Josef Strauß hatte in seiner Jugend über dem Bett gehangen. Ein stämmiger Kraft-Mensch hatte ihn von dort aus spöttisch angeschaut. Sein Vater hatte gesagt, so die Moon News, der Strauß sei ein Vollblut-Politiker. Er hatte dabei mit der Zunge geschnalzt und seine Mutter war errötet. Also hatte Jung-Söder beschlossen, auch ein Vollblut-Politiker zu werden. Und er hatte sich oft gefragt, wie ein Halbblut-Politiker wohl aussehe. Das alles hatte die Moon News Presseagentur mit der Marsmensch-Fähigkeit, Gedanken lesen und Vorgänge durch alle Wände hindurch sehen zu können, berichtet.

„Schatz“ rief Söder im Video durch die Badezimmer-Tür. „Bringst Du mir einen Cappuccino“. Das Wort Cappuccino klang so herrlich italienisch verrucht nach Amore und Sonnenschein, fand er. Schließlich war heute Wochenende und da durfte der Kaffee etwas bunter sein als bayrisch. Bayer war er von Berufs wegen, eigentlich war er ein Franke.

Söder schaute im Video entspannt ins Blau des großen Badezimmers. Er hatte gehört, so die Moon New, eine Führungskraft solle sich jeden Tag mindestens dreißig Minuten Zeit nehmen für strategisches Denken. Söder nickte genussvoll und setzt noch eine Quietsch-Ente in die Badewanne. Der Moment für Philosophie war gekommen, er war bereit, neue Ufer zu betreten, wenn sie nicht allzu neu waren. Er war nun selber CSU-Chef und durfte sich die Frage stellen, wohin die Reise gehen solle und ob er überhaupt reisen wollte.

CSU-Granden im Russland-Einsatz

Sein geistiger Vater, der frühere CSU-Chef, Franz-Josef Strauß, war irgendwann in den 80zigern mit den damals aktuellen CSU-Helden in der eigenen Maschine nach Moskau geflogen. Danach waren Gas und Erdöl aus Russland zu Discount-Preisen nach Bayern geflossen. Aus Bayern war viel Untertänigkeit nach Moskau geströmt. Die CSU hatte Putin als großen Staatsmann gepriesen. Der damalige CSU-Chef Stoiber war im Lobpreisen spitze gewesen, er hatte Putin geradezu gestoibert. Es war Putin gelungen, beim SPD-Mann Schröder, aber auch beim CSU-Mann Stoiber, Beschützer-Instinkte für ihn zu wecken. Beide hatte das junge Greenhorn der Politik unter ihre Flügel genommen. Dass sie dabei benutzt wurden, hatte einer von beiden bis heute nicht verstanden. Putin sei eben ein geniales Kerlchen mit Terrier Eigenschaften, sagten einige. Er sehe harmlos aus wie ein Pudel, sei aber ein Jagdhund mit Killergenen.

Zwei Redakteure des Bayrischen Rundfunks hatten im Mai 2022 geschrieben, „Als besonders eng galt das Verhältnis zwischen dem früheren Ministerpräsidenten Edmund Stoiber und Wladimir Putin. Seit 2007 sind sie angeblich per Du. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz im selben Jahr hielt der russische Präsident seine berüchtigte Wut Rede, in der er eine Abkehr Russlands vom Westen ankündigte. Am Abend vor der Rede hatte Stoiber Putin noch „auf ein Bier“ eingeladen. Man habe sich in die Bibliothek zurückgezogen und bei bayerischen Spezialitäten ausgetauscht, erzählte Stoiber damals in einem Interview. Die Verbindung hielt, auch als Russland 2014 die Krim annektierte. Stoiber machte sich gegen Sanktionen stark, reiste 2016 in den Kreml, wo es vor der Kamera zu einer herzlichen Umarmung der beiden kam. Wichtig in diesem Zusammenhang: Vorwürfe gegen diese Politik wurden damals nicht erhoben“. In jüngeren Tagen hatte Stoiber erklärt, den heutigen Kriegsverbrecher Putin würde er selbstverständlich nicht freundlich begrüßen. Die bayrische Weltpolitik hatte wieder einmal eine Bruchlandung hingelegt.

Die Söder Frage: Wohin soll die Reise gehen

Söder sinnierte im Schaumbad, laut Moon News, über die Kernfrage der CSU-Politik, wie man gleichzeitig sich und seinem Volk ohne Bruchlandung dienen konnte. Die Vorstellung, noch zu Lebzeiten als eitler Geck vorgeführt zu werden und von der eigenen Bayernpresse die Schulnote sechs zu bekommen, gefiel ihm gar nicht. Er hatte das Abitur mit dem bayrischen 1.3 Durchschnitt geschafft. Und auch die Doktor-Arbeit hatte er selbst geschrieben, ohne Hilfe von Papa. Es war für ihn selbstverständlich, dass er vorne in der Lokomotive sitzen musste, wenn die Reise losging. Nur war im Moment noch unklar, in welche Richtung die Lokomotive fahren sollte. 

Söder war ganz seltsam zu Mute. Warum gab es keine Stimme aus dem Himmel oder einen versteckten Hinweis von ganz oben, wo es lang gehen sollte. Früher hatte er seine Chefs bei deren Forderungen immer überholt. Er hatte er cheffiger als seine Chefs sein wollen. Immer die Note eins, war seine Devise und das mit Leidenschaft. Daher auch sein Eifer für die totale Verkleidung. Wenn Verkleidung, dann mit Bravour, sagte er sich. Das Umfeld fürchtete oder hoffte, dass er einmal über seine eigene Perfektion stolpern würde. In der Staatskanzlei ging das Szenario um, so die Moon News, dass irgendwann einmal das Stinktier das Tier des Jahres werden könne und der Umweltschutz gleichzeitig das Thema Nr. Eins. Seine Mitarbeiter hatten es sich in allen Farben und Gerüchen ausgemalt und errochen, was passieren würde, wenn Söder im vollen Stunk-Format auftreten würde. Die ersten Sensiblen hatten schon einen Nervenzusammenbruch erlitten. Nicht im vorauseilenden Gehorsam, sondern im nacheilenden Geruch, den sie sich vorstellen konnten. Die berühmte Coachin, Regine Wunderlich, hatte bereits die ersten Desensibilisierungs-Kurse in der Staatskanzlei angeboten mit dem Titel, „Die Verödung der Nase im Zeichen des bayrischen Kreuzes“.

Heiliger Franz-Josef hilf!

„Heiliger Franz-Josef hilf!“, hatte Söder in der Badewanne geseufzt und den Stöpsel gezogen, so die Moon News. Der Schaum verzog sich in den vorderen Teil der Wanne, ebenso die Schwimm-Enten. Das Wasser floss nach unten ab und es wurde ihm kalt um die Schultern. War das ein Zeichen, fragte er sich halblaut und er steckte den Stöpsel wieder in den Abfluss. Lag die Lösung im Bade-Wasser, fragte er sich und was wollten die Schwimm-Enten ihm sagen.

Oder musste man sich vom Wasser in die Tiefe ziehen lassen. War ein völliges Umdenken in der CSU angesagt. Er war Zeit für eine Reflexions-Pause hatte er beschlossen und Zeit für den Cappuccino. Er hatte Zeit, er war noch keine sechzig Jahre alt.