Christian Lindner und Robert Habeck und der Schlaf im Deutschen Bundestag

Ausschnitt aus der Sympa-Satire:

(18.2.2022) Teil der He-Ha-Satire, Event Satire

Die Aufnahme von Christian Lindner in den Geld-Adelsstand und Vegan-Scanner

Christian Lindner hatte auf der Regierungsbank Platz genommen. Er war übermüdet und sein maßgeschneiderter Anzug begann an den unpassendsten Stellen zu kneifen. Schuld waren die unendlichen Beratungen der letzten Wochen und die kleinen Seelentröster in Gestalt belegter Brötchen. Belegte Brötchen waren die kulinarischen Kugeln zur Zersetzung einer jeden Figur, hatte schon Sigmar Gabriel einst geseufzt und sich ganz aus dem Politik-Betrieb verabschiedet. Gabriel hatte beim Aufsichtsrat der Deutschen Bank angedockt, nachdem man ihm dort versprochen hatte, ihn von vegan orientierten Body-Guards bewachen zu lassen. Nichts vom Tier solle seinen Körper mehr belasten, war ihm zugesichert worden und so begann sein Tag mit der morgendlichen Inspektion seiner Aktentasche im Foyer der Bank. Kein Käse- oder Wurstbrötchen schaffte es durch den Vegan-Scanner an der Pforte der Deutschen Bank.

Christian Lindner aber war von dieser Luxuslage noch weit entfernt. Dieser Ritterschlag in den Geld-Adelsstand müsse verdient werden, hatten ihm die Bosse der Wirtschaft erklärt. Er sei zwar auf gutem Wege, geplante 30 Milliarden-Steuerersparnis für die Wirtschaft seien ein gutes Startkapital für den Ritterschlag. Zur Zeit aber müsse er sich andere Wege suchen, um später in den ehrenvollen und gesunden politischen Ruhe- und Ritterstand zu treten. Es gebe nicht allzu viele Unternehmen vom Zuschnitt Gazprom oder Deutsche Bank, die sich Frühstücks-Direktoren und gleichzeitig Rentner-Direktoren leisten könnten.

Der 30 Milliarden Scheck und die Porsche-Glaubensfragen des C. Lindner

Christian Lindner hatte als Finanzminister im Ampel-Kabinett erklärt, er wolle Bürger und Unternehmen um 30 Milliarden Euro entlasten. Ein Schrei der Begeisterung war seitens der Unternehmen zu hören gewesen. Christian Lindner hatte sich den Titel „Spezial Agent Freiheit“ zugelegt und in schrillem Gelb auf seinen Porsche-Oldtimer malen lassen. Jeden Tag eine Freiheitstat zu vollbringen, hatte er sich am Silvester Abend geschworen.

Die Freiheits-Tat „Freie Fahrt für freie Bürger“ hatte Lindner bereits in den Vor-Silvester-Regierungs-verhandlungen durchgesetzt. Er müsse seinen alten Porsche von Zeit zu Zeit richtig ausfahren, hatte er Robert Habeck anvertraut. Ein Motor müsse machmal mal richtig durchgepustet werden. Das habe  ihm seine Porsche-Werkstatt mitgeteilt und seine Freunde vom Ritterorden „Geld und Gold“  hätten erklärt, ihre Benz, BMW, Audi und Ferrari Werkstätten hätten Ähnliches gefordert. Und das sei voll öko und bewiesen.

Hier gelte der Gottesbeweis des alten Thomas von Aquin,   dem bedeutendsten katholischen Philosophen aus dem 13. Jahrhundert. Dem Thomas hätten gute Freund versichert, es gäbe Gott und der Thomas habe erklärt, seine Freunde würden ihn nicht anlügen.

Dieser Beweis sei mehr wert als alle Denkspielchen theologischer und philosophischer Denker und könne auch auf die Politik übertragen werden. Er brauche  keine Ökobilanzen oder Öko-Kongresse. Wenn seine Freunde ihm feierlich erklärten, sein Porsche sei umweltkonform und das Tempolimit 130 ein Angriff auf alle freien Autos und Bürger, dann müsse man hier nicht diskutieren, das sei, wie dargelegt, eine Glaubensfrage. In Glaubensfragen sei seine Partei unerschütterlich liberal. Jeder dürfe denken und glauben, was er wolle, solange es sein Vorteil sei. Das nenne man gesunden Egoismus und starken Glauben.

Sein Credo laute, Steuersenkungen seien gut für die Wirtschaft und damit automatisch auch für die Menschen. Sein Oldi-Porsche sei ein Umwelt-Engel und seine Frau liebe ihn. Sollte Robert Habeck oder ein sonst wie Grüner eine der drei Grundsäulen seines Denkens nicht akzeptieren können, werde er mit glaubensstarken konservativen Mit-Politikern Verhandlungen in Sachen Glauben und Gewissen aufnehmen. Gesprächsangebote lägen vor.

Die Glaubensfragen des Robert Habeck und Grüne Pädagogen und die Sisyphus-Arbeit

Robert Habeck hatte bei diesen Worten Lindners geseufzt. Er war mit den Glaubensfragen seiner Grünen Partei konfrontiert worden. „Ladys first“ lautete dort der Grüne Knigge-Glaubenssatz Nummer Eins. Die Dominanz des Weiblichen vor jeder Fachlichkeitsprüfung hatte sich ihm, dem studierten Philosophen nicht erschlossen. Weder Immanuel Kant noch Albert Camus hatten was dazu gesagt. Annalena Baerbock aber hatte erklärt, zum Verständnis dieses Glaubenssatzes fehle ihm die völkerrechtliche Ausbildung. So sei das eben. Er habe einfach das Falsche studiert und seine bisherigen Erfahrungen als Landesminister für Kuh und Fisch in Niedersachsen seinen auch nichts wert.

Einige Partei-Pädagogen vermuten, Habeck habe sich im Verlauf dieses für ihn traumatischen Glaubensstreites eine posttraumatische Belastungsstörung zugezogen. Andere erklärten, das Ganze sei nur eine Verarbeitungsstörung und Habeck brauche nur ein wenig Zeit, um zu heilen, er brauche Schonung.

Die Partei-Pädagogen hatten eine vorläufige räumliche Trennung beider vorgeschlagen und erreicht. Die Annalena jettete jetzt non-stop durch die Weltgeschichte als Außenministerin und der Robert hatte sich in seinem Wirtschaftsministerium mehr oder weniger Frauen-frei eingemauert. Er arbeitete sich zur Zeit vornehmlich an Windkrafträdern ab. Die wollte er jetzt überall hinsetzen. Das sei therapeutisch betrachtet normal, hatten die Partei-Pädagogen erklärt, eine Überkompensation halt, mancher schieße in solchen Krisen übers Ziel hinaus. Der eine färbe sich seine Haare im hohen Alter schwarz und erstrebe ewige Jugend an der Seite junger Gespielinnen und Gefährtinnen im Kreise reicher Freunde, der andere habe es mit Windrädern. Bei Politikern spreche man dann häufig von einer „Profilneurose“. Man müsse hier beruhigend einwirken. Robert Habeck hatte erklärt, das sei Quatsch. Er als bekennender Sisyphus, sei zwar abgestürzt, aber schon wieder auf dem Weg nach oben und irgendwann werde er ganz oben ankommen. Er werde diesen Mythos in geistiger Absprache mit Albert Camus zu einer Erfolgsstory umschreiben.

Jammer-Minister und Schlafprobleme im Bundestag

Lindner und Habeck waren sich in den letzten Tagen häufig auf der Regierungsbank begegnet. Sie hatten sich dabei tief in die ermüdeten Augen geschaut und festgestellt, dass sich was ändern müsse. Jammern sei gut, entlaste und brächte mancherorts Sympathien, aber…

Beide Spitzenpolitiker waren in den letzten Tagen von Übellaunigkeit geplagt, so klagte das Umfeld.  Sie hatten das Wahlkampf-Dauergrinsen eingestellt. Das sei ein Fehler, hatten die Pädagogen beider Parteien festgestellt, denn die Aktivierung der siebzehn Lachmuskeln um den Mund herum führe nicht nur bei Angelächelten zu guter Laune sondern auch beim Lächler. Das sei neurologisch bewiesen. Die beide Politiker aber hatten geklärt, sie hätten genug von der Clownerie, das Leben eines Berufs-Politikers sei auch so anstrengend genug. Und sie hätten gewonnen. Jetzt solle die Opposition anfangen zu lächeln.

Linder hatte gejammert, er komme nicht mehr dazu, den Lack seines Porsches zu pflegen und seine Frau habe gedroht, die frische Ehe annullieren zu lassen, wenn er sie im selben Maße wie den Lack seines Porsches vernachlässigen werde. Er habe schlicht keine Zeit mehr und sei ewig unausgeschlafen. Jetzt dreißig Millionen Steuerersparnis herbeizuzaubern, den Lack seines Porsches zu pflegen und das empfindliche Ego seiner herrlich jungen und schönen Journalisten-Ehefrau, das überfordere ihn, wenn er nicht bald mehr Schlaf kriege.

Robert Habeck hatte erklärt, seine vier Jungs hätten erklärt, ihn am Essenstisch mit „Herr Minister“ anreden zu wollen, wenn er nicht mehr Zeit für die Familie fände. Seine Frau habe erklärt, die totale Einsamkeit des alleine Schriftstellerns  sei so nicht vereinbart worden. Berlin sei von ihrem Haus in Flensburg zu weit entfernt, und sollte ihm beim Stichwort Flensburg nur noch die  Verkehrssünder-Kartei einfallen, fände sie das nicht witzig.  Sie erwarte von ihm kreative Lösungen, mehr Präsenz und überhaupt, sie wolle den alten Robby zurück.

Die japanische Lösung – mehr Schlaf im Office

Der Robert und  der Christian hatten sich lange und traurig in die müden Top-Politiker-Augen geschaut und dann war beiden fast zeitgleich die Lösung eingefallen, mehr Schlaf müsse her.

Robert Habeck hatte erklärt, er habe bei Koalitionsverhandlungen schon mal auf dem Flurboden von Regierungsgebäuden im Schlafsack geschlafen. Und Lindner hatte erklärt, er sei neulich beim Porsche-Waschen im Inneren des Autos eingeschlafen, mit dem Kopf auf dem Armaturenbrett. Schlafen sei also fast überall möglich, bei entsprechender Erschöpfung.

Dann hatten beide nach Schlaf-Möglichkeiten im Berufsalltag der Spitzenpolitiker in Berlin gesucht. Sie hatten dabei nach dem Ausschluss-Prinzip gearbeitet. Man dürfe keineswegs am Familientisch einschlafen oder neben der Liebsten, hatten beide erklärt. Und auch nicht  auf dem Armaturenbrett eines Porsche, hatte Lindner hinzugefügt.

Aber die reine und sichtbare körperliche Anwesenheit könne kreativ genutzt werden, hatten beide gefunden. Anwesend müsse man zum Beispiel im Parlament sein bei Regierungs-Auftritten. Man  könne nicht einschlafen, wenn Millionen Zuschauer das mitkriegten.

Aber man könne eine japanische Lösung erarbeiten, hatte Linder erklärt. Er habe mal in Japan einen Kurs gemacht und Erstaunliches bemerkt. Der deutsche Manager kippe in der Mittagspause literweise  Kaffee in sich hinein und wundere sich dann über Infarkte im Herz oder in den Ohren.

In Japan hingegen legten Mitarbeiter in der Mittagspause einfach den Kopf auf den Tisch und schliefen oder ließen sich in sargähnliche Bettvorrichtungen schieben, um dort einen Mittagsschlaf zu machen. In Japan sei der Schlaf am Arbeitsplatz voll akzeptiert, werde vom Arbeitgeber geradezu erwartet. Beide hatte tief geseufzt und erklärt, sie könnten nirgendwo einfach und öffentlich eine Runde ratzen. Dazu sei noch viel Überzeugungsarbeit nötig, bis sie sich auf der Regierungsbank ein viertel oder halbes Stündchen Schlaf gönnen dürften. Aber eine neue Idee war geboren gewesen.

Buddha-Schlaf, Wachschlaf oder Sargschlaf.

Auch ein Buddha Schlaf im Parlament sei schwierig, hatte Habeck erklärt. Er habe die Angela Merkel schon manchmal verdächtigt, in einer Art Trance Schlaf auf der Regierungsbank zu sitzen. Die habe alle Redebeiträge einfach von sich abperlen lassen. Oder die habe eine Handy Hypnose genossen, hatte Lindner gerätselt. Sie habe im Parlament immer aufs Handy geschaut und dabei selig gelächelt. Er habe zu Hause Handy-Verbot.

Oder die habe in ihren warmen Kaschmir-Jacketts Energieträger eingearbeitet. Man könne die ja mal fragen, wie sie sechzehn Jahre auf der Regierungsbank überstanden habe.

An kreativen Ideen hatte es beiden nicht gemangelt. In die engeren Wahl waren folgende Ideen gekommen: Die Errichtung einer Schlafbox auf der Regierungsbank. Die Methode: Mann oder Frau müssten aus dem Sessel der Regierungsbank elegant und nicht sichtbar nach unten rutschen können, um dann in einem bequemen Hohlraum ruhen zu können. Nach einem erquickenden viertel und halben Stündchen müsse man genauso elegant wieder auftauchen können. 

Anzudenken sei dabei die Hilfe von Zauberern der Kategorie Siegfried und Roy oder der Ehrlich Brothers oder von David  Copperfield oder sonstigen Illusionisten. Vielleicht müsse man auch bei den Autoren nachfragen, die ähnliche Stück geschrieben hätten wie „Des Kaisers neue Kleider“ oder bei science-fiction Autoren anklopfen.

Vielleicht könne man auch mit Doubeln arbeiten, hatte Habeck erklärt. Wenn die nach der Rede stumm auf der Regierungsbank oder bei anderen Anlässen nur dasäßen, könne man selber ein paar Minütchen ratzen. Hier sei ein Personen-Austausch vielleicht über den Sarg-Trick möglich.

Das sei genial hatten beide gefunden und nur so seien auf Dauer, Porsche, Familie und Politik unter einen Hut zu bringen. Zufrieden mit diesem Denkansatz hatten sich beide verabschiedet und die weitere Ausarbeitung der Pläne ihren Ministerien empfohlen. Die Mitarbeiter dort sollten sich gut überlegen, was ihnen ein gut gelaunter Chef wert sei.