Der Selbstmord des IS-Täters Jaber Albakr und keine interkulturelle Kompetenz in der Sachsen-Justiz

Die Sachsen-Justiz: keine interkulturelle Kompetenz und der Tod des IS-Täters Jaber Albakr

In Sachen hat eine Psychologin die Suizid-Absichten des inhaftierten IS-Täters, Jaber Albakr, nicht richtig eingeschätzt. Hätte sie über interkulturelle Kompetenz verfügt, hätte sie sein Leben wahrscheinlich retten können. Jaber Albakr wäre für die Sicherheitsbehörden außerdem eine wichtige Erkenntnisquelle gewesen.

Der Suizid in der Logik des Islamisten

Eigentlich ist der Selbstmord dem Christen wie dem Muslim nicht gestattet, so die klassische Religionsauslegung. Der Selbstmordanschlag wird in den maßgebenden Texten des Korans und anderen Quellen des Islams, nirgendwo klar gerechtfertigt, sagen Experten. Gewaltbereite Islamisten aber haben, um politische Ziele mit Terror durchzusetzen, den Mythos des Selbstmordattentäters geschaffen, der als Märtyrer unmittelbar nach dem Selbstmord ins Paradies eingehen soll, so das Versprechen.

Gelassene islamistische Selbstmord Attentäter

So verhalten sich dann auch einige Selbstmord-Attentäter vor der Tat keineswegs hysterisch aufgeregt, sondern „Gott ergeben“ ruhig, gelassen, wenn nicht gar fröhlich. Bilder der Selbstmordattentätern von 9/11 aus dem Jahre 2001 zeigen entspannte Terroristen an Kameras vorbeilaufen und durch Kontrollen gehen, bevor sie in die Flugzeuge einstiegen und die Menschen darin und sich in den Tod lenkten. Auch Jaber Albakr trat am Tage seines Selbstmordes ruhig auf, so die Justiz in Sachsen. Das Wissen um dieses Denken des Jaber Albakr hätte seinen Selbstmord wohl verhindern können.

Interkulturelle Kompetenz für die Justiz- heute ein Muss!

Der Anteil von Straftätern aus fremden Kulturen im Vollzug ist groß. Im Bundesland Nordrheinwestfalen (NRWE) sind 32 Prozent ausländische Gefangene. Im Jahre 2016 sind Baden Württemberg 44 Prozent der Gefangenen Ausländer. Hohe Zuwachsraten gibt es vor allem bei Häftlingen aus den Maghreb –Staaten. In NRW werden Mitarbeiterinnen der Justiz in Seminaren geschult, um achtsam und effektiv mit Gefangenen aus fremden Kulturen umzugehen.

Die Mitarbeiterinnen der Justiz sind dankbar, somit besser und achtsamer mit Migranten und Flüchtlingen in der Justiz umgehen zu können. Sie lernen aber auch authentisch zu bleiben, sich z.B. als Frau im Konflikt mit Macho-Kulturen und frauenfeindlichen Traditionen durchzusetzen.

Warum interkulturelle Kompetenz von JVA-Mitarbeitern vor Terror schützt

Aus Frankreich wissen wir, dass rund 50 Prozent der islamistischen Gewalttaten dort in Gefängnissen geplant werden. Experten schätzen, dass ähnliches für Deutschland gilt. Wenn es also gelingt, in den Gefängnissen potentielle Täter von ihrer Tat abzubringen oder dort geplante Straftaten aufzudecken, dann rettet dieses Menschenleben der Bürger.

Um zu potentiellen Tätern einen Zugang zu finden, ist es nötig zu wissen, wie diese ticken. Erforderlich ist interkulturelle Kompetenz. Interkulturelle Kompetenz fordert von Menschen die Bereitschaft, sich in fremde Lebenswelten „einzudenken“ und „einzufühlen“. Erst dann kann ich mit Menschen aus fremden Kulturen verhandeln. Integration erfordert von Fremden, sich auf die Kultur ihres Gastlandes einzulassen. Diese Form der Sozialisierung und Resozialisierung ist ein Ziel von Haft.

Was lernen Mitarbeiterinnen aus der Justiz in interkulturellen Seminaren?

Der Autor unterrichtet seit vielen Jahren in verschiedenen Bundesländern Richter, Staatsanwälte, Bewährungshelfer und Mitarbeiterinnen des Vollzugs. Dazu gehören auch Sozialarbeiter/innen und Psychologen. Diese lernen dort, sich ein Bild von Gefangenen/ Angeklagten aus fremden Kulturen zu machen und Gespräche und Konflikte erfolgreich zu gestalten. Das Ziel ist klar, die Vermittlung von Werten/Prinzipien, die in der Verfassung festgeschrieben und in Gesetzen ausformuliert sind.

Die Taktik: soziale Intelligenz

Soziale Intelligenz erfordert, die verschiedene Lebens- und Wertewelten von Gefangenen zu kennen. Geraten Gefangene in Stress erleben sie einen Flash-Back in erlernte Kindheits-Kulturmuster. Das ist die Körpersprache, das sind Werte wie Ehre und Mann-Sein, das sind die traditionellen Werte der Herkunftsländer und auch die Religion.  Die Mitarbeiterinnen der Justiz erlernen, ein Psycho-Profil ihres Gesprächspartners zu erstellen und die dazu passenden Gesprächstechniken.

Der Gewinn der Multi-Kulti- Strategie in der Justiz:  Recht durchsetzen, Leben retten, Rückfälle verhindern

Eine kultur- und personengerechter Umgang, Begrüßung und Verhandlung mit Gefangenen aus fremden Kulturen erhöht die Chancen von Mitarbeiterinnen der Justiz, Gehör zu finden. Er vermeidet bei den Gefangenen auch traumatische Hafterfahrungen. Diese erschweren es Gefangenen nach dem Gefängnis wieder ein „normales Leben“ zu führen.

Mit einem achtsamen und effektiven interkulturellen Umgang mit Gefangenen aus fremden Kulturen steigen die Chancen, diese Menschen in die Gesellschaft zu (re) integrieren und manchmal auch Menschenleben zu retten. Um hier erfolgreich zu sein, arbeiten Experten aus dem Bereich der Sozialwissen- und Kulturwissenschaft und Psychologie eng zusammen. Im Idealfall haben sie eine interdisziplinäre Kompetenz.

Willkommenskultur für neues Wissen in Sachen?

Wäre dieses Wissen in Sachsen vorhanden gewesen bei den Mitarbeiterinnen der JVA Leipzig, dann hätte vielleicht mehr als das Leben des Jaber Albakr gerettet werden können. Vielleicht hätte er den Weg zum Gespräch gefunden. Mit diesem Wissen hätten weitere Menschenleben gerettet werden können. Gerne reisen wir nach Sachsen, wenn man uns dort willkommen heißt.