Friedrich Merz: Körpersprache und Rhetorik 2. Teil

Ein Check mit Unterstützung der Neuropsychologie

1. Teil:  Friedrich Merz: ein „machtvoller Spitzenbeamter im Kanzleramt?

2. Teil: Neuro-Analyse von Friedrich Merz

3. Teil: Friedrich Merz und Narzissmus (folgt)

4. Teil: Die Körpersprache von Merz im systematischen Check (folgt)

2.  Teil:

3.   Neuro-Analyse: Merz, kühler Gestalter, Persönlichkeit und Kognition 

3.1. Die Persönlichkeit von Friedrich Merz und Körpersprache

Kognition und Persönlichkeit sind eng miteinander verbundene Bereiche der Psychologie. Persönlichkeit beschreibt die einzigartigen Muster von Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen einer Person. Hier ergibt sich eine Schnittmenge mit der Definition der Kognition in der Neuropsychologie, die „Wahrnehmungs- und Denkprozess“ als Teil der Kognition beschreibt.

Hier sehen einige Analytiker die Quelle des Merz-typischen Verhaltens. Michael Ehlers schreibt 2020 über Merz, „Er sieht aus wie CDU und lebt auch so.“ Friedrich Merz sei ein klassischer Konservativer und lebe den konservativen Traum. Er sei die Verkörperung der mittelständischen CDU des Sauerlandes. Da passe in der Außenwirkung alles für die Zielgruppe. 2023 stellt Ehlers allerdings fest, Merz sei sehr weit entfernt vom Idealbild eines „CDU-Leaders“. „Wir kennen solche Leader aus dem Mittelstand. Da, im ureigensten CDU-Klientel, sind sie zuhause. Klar in ihren Aussagen. Erhabene Körpersprache. Strenger, aber freundlicher Blickkontakt. Das leichte Lächeln des Siegers. Ihnen verzeiht man auch mal einen kleinen Fehltritt. Nur: diese Art Leader hat die CDU nicht. „Ehlers 2023

Friedrich Merz, seit dem 6. Mai 2025 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, will ein anderes Deutschland. Er will es 1. inhaltlich gestalten, das Land konservativer und wirtschaftsliberaler machen und 2. will Friedrich Merz sich selbst machtvoll gestalten. Welcher Punkt ihm wichtiger ist, scheint unklar. Ex Kanzlerin Angela Merkel bescheinigt ihm 2025 den unbedingten Willen zur Macht. Max Weber definiert Macht als die Möglichkeit, dass ein Individuum in einer sozialen Beziehung seinen Willen auch gegen den Widerstand anderer durchsetzen kann.

Das Weltbild von Merz ist eher kompetitiv. Friedrich Merz hat 2020 in einem Interview im Heute-Journal zu Bettina Schausten gesagt: „Frau Schausten, dass ich nicht der Liebling des Partei-Establishments in Berlin bin, das wissen Sie auch. Und deswegen ist das für Sie keine Neuigkeit und für Berlin keine Neuigkeit und für die Öffentlichkeit keine Neuigkeit“ und Merz wirkt dabei so, als müsse er sich zurücknehmen, um nicht über seine eigene spontane Einlassung laut zu lachen. Marcus Werner schreibt dazu: Doch am selben Abend sagt er sichtlich amüsiert in den Tagesthemen: „Frau Miosga, darf ich das mal so sagen: Das wissen Sie und das weiß die gesamte Hauptstadtpresse, das weiß die deutsche Öffentlichkeit, dass ich nicht der Liebling eines Teils der Parteiführung bin.“ Nach Marcus Werner lässt er „öffentliche Kritik“ abtropfen, als sei der andere einfach nichts gewohnt. Beispiel Tagesthemen: Caren Miosga zu möglichen Intrigen gegen ihn: „Man muss sich das mal vorstellen: Ein Teil der vermeintlichen Parteifreunde soll sich im Hinterzimmer zusammengerottet haben und einen Plan ausgeheckt haben: Wie verhindern wir den Merz. Das ist doch ein ungeheuerlicher Vorwurf.“ Merz belustigt: „Nein. Das ist in der Politik sogar relativ normal. Dass der eine versucht, den anderen zu verhindern und dass man das nicht immer nur auf offener Straße austrägt, das ist völlig normal.“ Bäng! Nebenbotschaft: Die Fragestellerin kennt offenbar den Politikbetrieb nicht. Wenn das Ziel ist, den anderen als uninformiert dastehen zu lassen, das gelingt durch solche Belehrungen Marke „Du hast keine Ahnung“. Werner 2020.

Dieser kompetitive Blick auf die Welt führt zu einer aggressiven Körpersprache von Friedrich Merz. Merz agiert in einer „als ob Gesellschaft“. Man tut so als ob man freundlich wäre, als ob man im Großen „Wir-Gefühl“ leben würde. Diese Kognition findet ihren Ausdruck in der Körpersprache von Merz und ist für jedermann sichtbar und verständlich. Es heißt in der Neuropsychologie, die Körpersprache gebe Auskunft über die Kognition eines Menschen. Die Journalistin Cordula Tutt erklärt im November 2020, das Auftreten von Merz wirke arrogant. Seine Körpersprache vermittle: „Für mich ist das alles sonnenklar. Leichtes Schulterzucken, leichtes Kopfschütteln, geschürzte Lippen, nach unten gezogene Mundwinkel: Noin, noin. Der andere liegt ganz offenbar falsch. Kein Ding. Ich erkläre es gerne.“ Tutt, 2020, 

Das vom CDU-Mittelstand geforderte Profil: Erhabene Körpersprache, strenger, aber freundlicher Blickkontakt, das leichte Lächeln des Siegers, will Merz nicht gelingen. Merz steht sich dabei selbst im Wege, bzw. seine Persönlichkeit und sein Stress-Management, insbesondere sein „Autopilot“. Hier können Taschenspieler-Tricks im Bereich der Körpersprache helfen, von den Ehlers auch bereitwillig einige beisteuert (Mikrofon höherstellen, die Nase hochnehmen). Aber es ist die Kognition, sein Weltbild, welches die Körpersprache steuert und hier müsste Merz ansetzen, wenn er körpersprachlich überzeugen und viele Menschen für sich einnehmen möchte. Das wäre sehr hilfreich in einer Zeit, in der die Demokratie in Gefahr ist. Außergewöhnlich Kanzler-orientiert ist die Wahrnehmung von Kommunikationstrainer Dirk Eilert, der Friedrich Merz 2025 „Feingefühl“ quittiert.

3.2. Die Kognition von Friedrich Merz

Die Kognition ist ein von verschiedenen Wissenschaften verwendeter Begriff.  Er ist abgeleitet vom lateinischen Wort cognitio (Erkennen). Das „Doc-Queck Lexikon“ schreibt, „Unter dem Begriff der Kognition subsumiert die Psychologie alle informationsverarbeitenden Prozesse höherer Lebewesen. Dazu gehören Wahrnehmungs- und Denkprozesse, sowie deren Ergebnisse.“ https://flexikon.doccheck.com/de/Denken.  Die informationsverarbeitenden Prozesse können sowohl bewusst, als auch unbewusst ablaufen. Ganz einfach ausgedrückt ist die Kognition das Wissen von sich und anderen.

Für den Neuropsychiater Michael Fischer ist besonders der präfrontale Kortex für die übergeordnete kognitive Kontrolle und Regulierung des Verhaltens von entscheidender Bedeutung. Er ermöglicht uns, bewusste Entscheidungen über unsere Körperhaltung und Gestik zu treffen, insbesondere in sozialen Situationen, in denen wir unsere natürliche Reaktion unterdrücken oder verändern müssen. Diese Region ist auch an der Interpretation und Reaktion auf die Körpersprache anderer beteiligt. Aber auch der Hippocampus, die Amygdala, die Insula und der motorische Kortex sind u.a. für kognitive Leistungen mitverantwortlich. vgl. Fischer 2024

Merz arbeitet in diesem Sinne kognitiv, indem er meist bewusste Entscheidungen über seine Körpersprache trifft (Ausnahme: Stresssituationen) und dies in sozialen Situationen, in denen es gilt, natürliche Reaktion zu unterdrücken oder zu verändern. Dieses Talent bewies Friedrich Merz, als er am 5.6.2025 den Präsidenten der USA, Donald Trump, traf.