Leben in Gefahr: Gefährliche Menschen erkennen lernen

„Guten Tag Merkel“ – ein Flüchtling fällt auf

Eine wahre Geschichte aus dem Seminar Alltag. „Guten Tag Merkel“, grüßt ein Flüchtling aus dem Irak, wenn er das Büro des Sozialamtes in einer kleinen Gemeinde im Süden Deutschlands betritt. Er grüßt dabei militärisch, legt die Hand an die Mütze, im Irak war er Polizist, so seine Angabe. Dann setzt er sich kurz auf einen Stuhl, ohne jemanden anzuschauen und brüllt:, „Alles gut Merkel“. Dann erhebt er sich, geht aus dem Büro, militärisch grüßend, mit einem lauten,: „Danke Merkel“. Das wiederholt sich wöchentlich.

Die Mitarbeiter des Sozialamtes der Kommune wissen nicht, ob es sich bei dem Flüchtling um einen Spaßvogel handelt oder um einen schwierigen, vielleicht sogar gefährlichen Flüchtling, einen Irren oder einen verkleideten Terroristen. Oder ist er gar ein als Flüchtling verkleideter deutscher Oberleutnant?

Sie sind deshalb verunsichert in das Seminar gereist, „Umgang mit schwierigen und gefährlichen Migranten“. Sie möchten den Flüchtlingen einordnen können und wissen, wie sie sich richtig verhalten sollen.

Gefährliche Menschen intuitiv beim ersten Eindruck erkennen können

Im Seminar werden Bilder gezeigt und spontan entscheiden sich die Teilnehmer, wie sie einen Menschen bewerten. Wir können Menschen intuitiv richtig erkennen, sagt der amerikanische Psychologe Paul Ekman. Wir können sieben Gesichtsausdrücke (Mimik) weltweit blitzschnell richtig zuordnen, wenn wir dabei einige Fehler vermeiden. Angst, Ekel und Zorn zum Beispiel können wir im Gesicht anderer sofort erkennen.

Je gekannter uns Gesichter sind, umso höher ist die Trefferquote bei weiteren Mimiken. Dabei können wir regionale Gesichter besser und schneller „lesen“ als fremde. Aber wir können dazulernen. Wenn wir bewusst und aufmerksam mit Menschen aus anderen Kulturen umgehen, können wir lernen, auch deren Gesichter blitzschnell zu „lesen“. Übung macht auch hier den Meister.

Fehler der Wahrnehmung: Der Halo Effekt

Manchmal aber überlistet uns unser Gehirn. Ein häufiger Fehler ist der Halo Effekt. Der Halo-Effekt (von englisch halo, Heiligenschein) ist eine Verzerrung der Wahrnehmung. Von bekannten Eigenschaften einer Person werden weitere unbekannte Eigenschaften abgeleitet. Bei einer positiven Verzerrung spricht man vom Heiligenschein-Effekt, bei einer negativen vom Teufelshörner-Effekt.

 

Heiligenschein-Effekt und schöne Frauen

Amanda Knox, eine junge attraktive US-Amerikanerin mit italienischen Wurzeln, wirkt gerade auf Männer verführerisch schön. Viele Männer empfinden deshalb eine hohe Sympathie für Amanda Knox „dichten“ ihr gute Eigenschaften an. „Die ist ok“, höre ich, „ der würde ich auch mein Auto leihen“. Manche seufzen verträumt, wenn sie ihr Bild auf der Leinwand sehen. Dass Amanda Knox ihre Freundin ermordet haben könnte, ist für viele unvorstellbar. Hier schlägt der „Halo-Effekt“ zu. Aus gutem Aussehen charakterlich gute Eigenschaften abzuleiten, ist bei Amanda Knox nachweislich ein Fehler.

 

Heiligenschein-Effekt und schöne Männer

In den Maghreb Staaten z.B. lebt eine ganze Industrie junge Männer vom „Bezness“, einem speziellen Heiligenschein-Effekt. Junge Männer spielen meist älteren Frauen die große Liebe vor, das ist ihr Business – hier „Bezness“ genannt. Die Frauen glauben nur zu gerne die Liebesschwüre attraktiver junger Männer. Jung, schön und attraktiv wird gleichgesetzt mit charakterlich gut (Halo Effekt). Umso größter ist die Enttäuschung, wenn die jungen Männer, nachdem sie z.B. mit Geld beschenkt werden oder ein Visum erhalten, sich von den Frauen abwenden.

 

Teufelshörner-Effekt und Helden

Umgekehrt, werden von einer als negativ empfundenen Eigenschaft weitere negative Eigenschaften abgeleitet. Im Roman, „der Glöckner von Notre Dame“, erzählt Victor Hugo uns die unglückliche Liebes Geschichte vom missgebildeten Quasimodo, dem Glöckner von Notre Dame in Paris, der sich eine schöne Frau verliebt. Dem Volk gruselt vor Quasimodo, wenngleich er einen guten Charakter hat. Er rettet der Angebeteten sogar das Leben. Sie aber schwärmt eher für gutaussehende und erfolgreiche Männer, die letztlich ihr Verderben sind.

 

Der Halo- Effekt in der interkulturellen Kommunikation: Putin und Trump und deutsche Oberleutnant Marco A.

Im Alltag der interkulturellen Begegnung findet sowohl der positive als auch der negative Halo Effekt statt. Wladimir Putin versucht mit sportlichem Körper und herb männlichem Auftreten die Menschen weltweit zu überzeugen, er habe auch einen guten Charakter, sei ein seriöser Politiker. Manche glauben das.

Donald Trump schaffte es in den USA, die Menschen davon zu überzeugen, dass ein erfolgreicher Geschäftsmann auch ein guter Politiker sei. Der Rest der Welt und Teile der USA haben jedoch Zweifel an dieser Ableitung.

Manchmal spielen Menschen bewusst mit beiden Elementen des Halo Effektes. Der deutsche Oberleutnant Franco A. konnte lange Zeit den Verdacht von sich fernhalten, ein Rechtsextremer zu sein. Vom Status des deutschen Oberleutnants wurde automatisch die Eigenschaft gesetzestreu abgeleitet. Gegenteilige Informationen wurden ignoriert (Heldenschein Effekt).

Als syrischer Flüchtlinge verkleidet wollte Franco A., so die Vermutung heute, Attentate verüben. Sein Ziel, in der Bevölkerung sollte die Eigenschaft „Flüchtling“ mit der Eigenschaft gefährlich verknüpft werden. Einige in Deutschland glauben dieses bereits (Teufelshörner-Effekt).

 

Die Blitzanalyse: Gefahren sehen, hören und riechen können- die eigenen Ressourcen erkennen

Wir können Signale von Gefahr in der Blitzanalyse der ersten Eindrucks (1/4 Sekunde) nicht nur sehen, sondern auch hören und riechen. Menschen haben unterschiedliche Talente  (Ressourcen), Gefahren wahrzunehmen. Wir können das trainieren und mache Mitarbeiterinnen in gefährlichen Jobs müssen das trainieren, um Gefahren zu erkennen und dann richtig zu reagieren. Fachleute können an Augenbewegungen erkennen, wer welche Stärken hat beim Erkennen von Menschen.

 

 Manche Frauen können besser hören als Männer

Frauen über vierzig, sagen Neurologen, können an der Stimme besser als Männer erkennen, mit wem sie es zu tun haben. Doch manchmal kommt es auch hier zu interkulturellen Fehlern. Männer in der arabischen Welt reden gerne laut und werden dann – irrtümlicher weise – als gefährlich wahr-genommen. In Deutschland ist der nasale Ton (französisch) beliebter als der gutturale Ton (holländisch, russisch z.B.).

Und Männer sind vielfach durch Äußeres abgelenkt, vernachlässigen ihr Talent, auch über das Ohr Wahrheiten zu erkennen. Alice Schwarzer soll einst spöttisch gesagt haben, erfolgreiche Frauen sollen wohl eher schön als klug sein; denn Männer könnten besser kucken als denken.

Und auch das Riechen kann hilfreich sein, Gefahren und gefährliche Menschen zu erkennen. Rund zehn Prozent des ersten Eindrucks von einem Menschen treffen wir über die Nase. Es ist feststellbar, wer eine „gute Nase“ hat.

 

Die Körpersprache – eine Fundgrube der Erkenntnis

Wer die Körpersprache (Mimik-Gestik-Stimme, etc.) anderer lesen kann, hat viel gewonnen. Wer die Körpersprache auch international lesen kann, weiß, wie eine Aussage interkulturell gemeint ist.

„Guten Tag Merkel“, war nicht freundlich gemeint, so die nähere Analyse. Die Größe der Pupillen verriet, hier war eine unfreundliche Botschaft gesendet worden. Die Gestik (starre, angespannte Haltung und die Handflächen nach außen gerichtet) zeigten einen Mann, der sagte: „ Komm her, ich habe keine Angst und keinen Respekt vor dir“. Auch der deutsche Rocker nimmt vor und beim Angriff gerne diese Haltung an.

 

Richtige Reaktionen helfen gegen Gefahren

In bedrohlichen Situationen müssen wir wissen, wie wir richtig reagieren sollen. Wir müssen Techniken der Gesprächsführung kennen, die uns aus Notsituationen heraushelfen. Wir müssen lernen, wie wir geschickt deeskalieren und bei all dem ruhig bleiben. Das ist möglich. Diese Verhaltensweisen müssen so intensiv gelernt und trainiert werden, dass sie in Gefahren Situationen als automatisiertes Handeln angewendet werden.

 

Angst, Gefahren und Vorurteile gegen Migranten

Dieses Wissen um das richtige Verhalten ist in Deutschland sehr knapp, die Angst vor solchen Gefahren-Situationen deshalb sehr groß. Länder mit hohen Alltagsrisiken, wie Israel, haben gelernt, auch im stressigen, weil gefährlichen Alltag gelassen zu bleiben. Auch wir müssen -leider – lernen, mit mehr Gefahren zu leben. Dabei ist anzumerken: die Anzahl der schwierigen und gefährlichen Migranten/Flüchtlinge ist nicht größer als die Zahl der schwierigen und gefährlichen Deutschen. So sagt es das Bundeskriminalamt (BKA).

 

Fit sein für heute und die interkulturelle Zukunft – bereit sein zu lernen

Die Zukunft Deutschlands ist interkulturell. Heute gibt es in Deutschland 82 Millionen Menschen. Davon haben rund 18 Millionen eine Migrationsgeschichte, d.h. er/sie oder die Eltern sind nach 1950 nach Deutschland eingewandert. Heute hat bereits jeder fünfte eine Migrationsgeschichte.

Im Jahre 2050 wird er jeder zweite sein, sagen die Statistiker. Der Grund: Familien mit Migrationsgeschichte haben im Schnitt mehr Kinder als die anderen in Deutschland. Heute schon hat in mancher Großstadt (Frankfurt, Freiburg, jeder zweite eine Migrationsgeschichte und das Zusammenleben ist friedlich und angstfreier als in manchen Regionen Ostdeutschlands, wo es zwar fast keine Migranten gibt, aber eine Riesen Angst vor ihnen.

Wollen wir im Deutschland der vielen Kulturen, souverän und entscheidungssicher aufzutreten und Fehler der Wahrnehmung zu vermeiden, müssen wir lernen, die Körpersprache, besonders die Gesichter vieler Nationen richtig zu lesen. Dazu können Seminare einen Betrag leisten.

Wichtig ist unsere Bereitschaft zu lernen. Lernen heißt, offen auf neue unbekannte Menschen zuzugehen und neue Erfahrungen zuzulassen. Das macht sicher.