Satire: Der Grüne Rad-Revolutionär

Ausschnitt aus dem Satire-Buch: Hotte-Hoppe-Heiter ; Münster Satire

Gute Moor-Erde auf Leder Couch

Es hatte stürmisch an Hottes Haustür geklingelt. Ein drahtiger Mann, ganz in grüner Sport-Kleidung, hatte Hotte, einen Vermieter aus Münster, trotzig angeschaut. Er hatte ein Rennrad um den Hals gehängt und Hotte in seine Wohnung gedrängt. Er habe gehört, hier werde bald eine große Wohnung mit Garten frei, hatte er Hotte angeblafft. Er stellte sein Rennrad auf Hottes Leder-Couch. Der Schmutz an den Reifen sei voll Öko, erklärte er. Er habe heute morgen eine Radtour durch Münsters Moore unternommen. Hier käme gesunde Erde zu gesundem Leder, erklärte er wohlwollend.

Hotte stieg die Zornesröte ins Gesicht. Er schielte zum Jagdgewehr, das über dem Kamin hing. Die Zeiten waren heftiger geworden, hatte er aus Münsters Heimat Zeitung, dem „Kiepenkerl“, erfahren und er hatte sich darauf eingestellt. Sein alter Kumpel und Rechtsberater, Dr. Theodor von Torf, von ihm auch das Törfchen genannt, hatte ihm die Flinte leihweise zur Verfügung gestellt. Nur zum Ansehen, hatte das Törfchen augenzwinkernd bei der Übergabe von Gewehr und Munition erklärt.   

Die Öko-Revolution und der Zwergen-Garten

Der Mann in Grün fixierte Hotte weiterhin unbeeindruckt. Er habe gehört, Hotte habe einen großen Garten, der zur Zeit seine Zwergen-Sammlung beherberge. Der Rad-Sportler hatte die Hände in die Hüfte gestemmt. Der  Zeitgeist habe sich geändert, Märchen und Zwerge seien Vergangenheit. Jetzt stehe die Öko-Revolution ins Haus. Er könne sich gut vorstellen, dass Hotte seinen Gips-Schrott einer Kita schenke und den Garten im Sinne der Öko-Revolution nutze. Er habe in Hottes Garage ein Öko-Gangster SUV-Auto erspäht. Dieses Autos gehöre entsorgt, ebenso die zwei E-Bikes. Er könne ihm ein ökologisch durchgestyltes Lastenrad anbieten.

Den Garten könne er sich gut als Öko-Rad-Laden vorstellen. Seinen Zwergen-Bastel-Keller könne man gut zur Rad-Reparatur-Werkstatt umbauen. „Zwerge Ade‘, es lebe das Rad,“ hatte der Grüne Mann gebrüllt und heftig geschnaubt. Eigentlich müsse man Umwelt-Schweine wie ihn gleich im Moor versenken. Seine Partei-Führung sei hier in letzter Zeit programmatisch aber etwas lasch geworden.

Die Öko-Diktatur

Die Erde sei von Umwelt-Banditen bedroht, hatte der Mann mittleren Alters  Vermieter Hotte erklärt. Die betrachteten den Globus als ihr Eigentum, mit dem sie nach Belieben verfahren könnten. Er sei hier für mehr Strenge. Im Sozialismus habe es die Diktatur des Proletariats gegeben. Man habe das Volk in die richtige Richtung gezwungen. Um die Welt zu retten, müsse man eigentlich eine Diktatur der Ökologen errichten, eine Öko-Diktatur. Das Volk sei nur an Brot und Spielen interessiert, das sei im alten Rom schon so gewesen. Heute wolle das Volk gutes Essen, schönen Urlaub, guten Sex und ewiges Leben. Der Globus sei für diese Jungs und Mädels nur die Spielfläche dafür.

Der Grüne Mann hatte Hotte mit Verachtung angeschaut. Wäre er in Münster der zuständige Öko-Kommissar, hätte er kein Problem damit, ihn umgehend im Moor zu entsorgen. Er sei auch bereit, von fremden und strengen Kulturen zu lernen. Siebzig Peitschenhiebe auf die Fußsohle, halte er für angemessen für die ganzjährige Nutzung eines SUV. Die PKW- Versicherer seien gut geeignet dafür, im Auftrage des Öko-Ministeriums Öko-PKW-Verbrecher zu ermitteln. Das Vollstrecken der Peitschenhiebe müsse dann Aufgabe der Öko-Polizei sein.

E-Bike Fahrer, diese Öko-Säue und Stromfresser, seien mit 10 Peitschenhieben jährlich zu bestrafen. Jeder Bürger müsse neben dem Personalausweis ständig einen Öko-Ausweis bei sich haben. In Münster könne die Umerziehung von E-Bike-Fahrern lokal und effektiv erfolgen. „All politics is local“, hatte er Hotte angezischt.

In Münster könne man auf der Promenade, dem grünen Rad-Ring um Münster herum, mittels der Öko-Pässe Kontroll- und Bestrafungs-Stationen  errichten. Urteile können von Öko-Kommissaren sofort gefällt und an Ort und Stelle vollstreckt werden. Mann oder Frau könnten sich freikaufen, wenn sie gesundheitlich angegriffen seien. Je nach Einkommen gehe er von bis zu 10.000 Euro pro Hieb als Ersatzstrafe aus. E-Bike-Fahrer könnten der Strafe entgehen, wenn sie ihre Akkus sofort und vor laufender Kamera im Aasee versenkten.

Plan B, die ÖKO-Soft-Diktatur

Aber, hatte der Öko-Kommissar mit Bedauern in der Stimme erklärt, zur Zeit gelte der Plan B, die Soft-Variante der ÖKO-Diktatur. Seine jetzige Polit-Führung habe die Parole ausgegeben, jeder habe eine zweite Chance verdient. Wer mehr verschmutze, müsse mehr Steuern zahlen oder sonst wie Buße tun und so lernen.

Er habe eine spezielle Münster Variante der guten Buße-Taten entwickelt. Es werde somit auch möglich, durch ökologisch sinnvolles Handeln Öko-Plus-Punkte zu erwerben und so einer Öko-Strafe zu entgehen, wenn sie dann kommen sollte. Er habe dem Vorstand seiner Grünen Partei Ablass Regeln vorgeschlagen, wie zu guten alten Luther Zeiten. „Die Münze in dem Säckerl klingt, die Seele in den Himmel springt“, habe es damals geheißen. Seine Idee, Man /Frau und Es sollten durch ein Öko-Bonus-System zu gutem Öko-Verhalten motiviert werden.

Sein gute Taten-Katalog, der für weitere Vorschläge offen sei, sähe so aus: Für das Abtreten eines Seitenspiegels von einem SUV gäbe es 10 Bonus Punkte auf dem Öko-Konto des Öko-Passes. Für Luft aus einem SUV-Autoreifen rauslassen, gäbe es 1 Punkt. Für die Sitz- Blockade auf einer Autobahn seien 100 Punkte vorgesehen. Eine Sitz- Blockade auf einer Bundesstraße ergebe 50 Punkte. Einmal mit dem Rennrad um den Aasee fahren brächte  10 Öko-Bonus-Punkte. Einmal um den Aasee fahren mit dem Rennrad ohne Sattel gäbe 100 Punkte. Einen SUV abfackeln brächte 500 Punkte. Ein E-Bike fahruntüchtig machen, erbrächte 50 Punkte. Einen SUV-Fahrer fahruntüchtig zu machen, gebe satte 5000 Punkte.

Der Grüne Mann hatte Hotte finster angeschaut und erklärt, er habe gerade große Lust, sein Öko-Bonus-Konto gewaltig zu steigern. Er hatte dabei die Luftpumpe des Rennrads in die Hand genommen und war einen Schritt auf Hotte zugegangen.

Die Hotte Kriegslist

Hotte hatte verzweifelt mit den Augen gerollt und dann zu einer Kriegslist aus Kindertagen gegriffen. „Kuck mal da“, hatte er gebrüllt und mit dem Finger aus dem Fenster gezeigt, „ein fliegendes Schwein“. Ungläubig und verdattert hatte der Grüne Mann aus dem Fenster gekuckt. Hotte hatte diesen Moment genutzt und die Flinte vom Kamin gerissen. Er hatte eine volle Schrot Ladung auf das Öko-Rad auf seinem Leder Sofa gefeuert. Wenn er  sich nicht sofort trolle, kriege er die nächste Ladung in seinen Öko-Arsch, hatte Hotte gedonnert. Der Grün-Rad-Revolutionär hatte sein durchlöchertes Rennrad um den Hals gehängt und war nach draußen gestolpert.

Hotte hatte zwei große Schafsfelle über das von Schrotkugeln durchsiebte Sofa geworfen. Seine Frau war ein großer Fan von Schafsfellen, Rotwein und gutem Käse. So hatte sich Hotte umgehend aufgemacht zum nächsten Feinkost-Laden. Vielleicht würde ihn dieser Einkauf über den Abend retten. Morgen wollte er dann mit dem Törfchen den Fall besprechen. Dem war bislang immer was Gutes eingefallen zum Thema: Umgang mit schwierigen Mietern oder Miet-Bewerbern.