Satire: Die vermutete Entführung von Robert Habeck

Ausschnitt aus dem Buch:

Ausschnitt aus der Satire-Sammlung: Neues aus dem „Strammen Max“

Fahnen auf Halbmast vor dem „Strammen Max“ und dem „Hanf Nest“

Aus  dem „Hanf Nest“, der grün-linken Szenekneipe in Berlin waren seit der Wahl Ende September 2021 seltsame Laute zu hören. Am Wahlabend selbst hatte es eine riesige Party gegeben. Erwin, der Kneipenwirt vom  patriotischen „Strammen Max“ gegenüber, hatte die Rollläden heruntergelassen und es hatte viel Freibier gegeben am diesen Tag. Erwin hatte den 26. September zum Volkstrauertag erklärt, weil das rechte Lager so furchtbar abgekackt sei, so seine Worte. Die Kneipen Flagge in schwarz-weiß mit einem Adler drauf, die Fahne des Königreichs Preußen, war auf Halbmast gesetzt worden.

Ist Robert Habeck entführt, misshandelt oder umprogrammiert worden?

Am Tag drauf war vor dem „Hanf Nest„ auch die grüne und rote Fahne auf Halbmast gesetzt worden. Die Linke Partei hatte es nur knapp geschafft, wieder ins Parlament gewählt zu werden. Die Grünen hatten zwar Wählerstimmen gewonnen, jedoch nicht  so viele, wie erhofft. Koalitionsverhandlungen waren seither geführt worden und wurden im Fernsehen gezeigt. Im „Hanf Nest“ hatten diese Bilder Alarm ausgelöst.

Die Grünen aus dem „Hanf Nest“, die vor Tagen noch Robert Habeck als ihren „deutschen Che Guevara“ gefeiert und auf Marktplätzen umjubelt hatten, waren in Panik geraten. Sie hatten umgehend bei der Polizei angerufen. Ganz offensichtlich sei Robert Habeck entführt und misshandelt worden und er sei Opfer einer Gehirnwäsche geworden.

Offensichtlicher Beweis sei seine Frisur. Man habe ihm seine Haare bis fast auf die Kopfhaut abgeschnitten und ihn dann irgendwie mit irgendwas gestopft, wahrscheinlich mit Drogen. Sein Gesicht sei ganz aufgeschwemmt. Möglich sei auch, dass Mann oder Frau oder Es, hier müsse Mann, Frau oder Es sich politisch korrekt äußern, ihn in der Gefangenschaft politisch umprogrammiert habe.

Ihr Robby sei das jedenfalls nicht, der da im Partner- Look mit dem FDP-Chef Christian Linder herumschwadroniere. Das Ganze sei kein Theater-Stück, das wisse man ganz sicher. Der Robert  befände sich auch nicht in Begleitung von Christian Lindner in irgendwelchen TV-Dschungel-Camps oder auf TV-Inseln. Man müsse von einem dreisten, politisch motivierten Schurkenstück ausgehen.

Wenn die Polizei den echten Robby nicht bald befreie und der Öffentlichkeit zeige, werde die ökologische und revolutionäre Garde des „Hanf Nestes“ den Fall übernehmen und den Robert befreien.

Linke revolutionäre Tribunale und Trauma- Verarbeitung im „Hanf Nest“

Im  „Hanf Nest“ hatte der Alkoholverbrauch, besonders der von Wodka und Rum, stark zugenommen, ebenso der Konsum von Schlaf- und Beruhigungstees.

Unter den Bildern von Marx, Engels, Lenin und Che Guevara hatten sich die Linken kollektiv die Haare gerauft. Einzelne Frauen waren des Sektierertums angeklagt worden, man hatte sie an das Schicksal von Leo Trotzki erinnert. Die angeklagte Sarah Wagenknecht-Frauen-Fraktion, die SWFF, war zwar bei Männern im „Hanf Nest“ parteiübergreifend sehr beliebt gewesen. Männer und manche Frauen hatten von einer neuen Form des Sozialismus geschwärmt, der Synthese von Kurven und Theorie, von Eleganz und Revolution.

Die Wodka-Fraktion aber hatte von notwendigen reinigenden Prozessen gegen Konterrevolutionäre gesprochen, gebrüllt und geschluchzt und von einer notwendigen Reise aller nach Moskau in das  historisches Hotel „Lux“. Dann werde alles wieder gut. Die Gruppe „Walter Ulbricht“ sei in den 40er Jahren auch revolutionär erfrischt aus diesem Hotel heimgekehrt. Einige jedenfalls seien zurückgekehrt und hätten dann ein Neues Deutschland aufgebaut, jedenfalls teilweise in einem Teil Deutschlands, für eine Zeit lang.

Dann wieder hatten sich alle unter der roten Fahne versammelt und Lieder gesungen von Völkern, die Signale hören sollten und alle hatten auf die Revolution angestoßen. Das Ganze hatten sie sehr laut, sehr oft und tagelang, Nächte eingeschlossen, bei offenen Fenstern gemacht. Manche Bewohner der Straße hatten gemeint, das seien rituelle Handlungen, oder ein sehr modernes Theaterstück werde  geprobt, oder heftige Therapie-Sitzungen fänden dort statt.

Die Polizei wittert ein Wahl-Trauma- Erwin will den Alten Fritz zurück

Erwin, der Kneipenwirt vom patriotisch geflaggten „Strammen Max“ gegenüber und immer noch gekränkt vom Wahlergebnis, hatte den Staatsbürger in sich entdeckt und bei der Polizei Anzeige erstattet wegen Ruhestörung.

Die Polizei hatte erklärt, der Polizei-Psychologe habe von wahlbedingten, posttraumatischen Verarbeitungsstörungen der Betroffenen gesprochen und um Verständnis gebeten. Er selber befände sich auch in politisch bedingter Trauer, so sei auf  seiner Krankenmeldung zu lesen. Er habe sich selbst auf unbestimmte Zeit krankgeschrieben.

Erwin, der Kneipenwirt vom „Strammen Max“ hatte schließlich erklärt, hier müsse der Alte Fritz mal eingreifen, man müsse den alten Preußen-König klonen. Notfalls müsse man sein Grab aufbrechen, um an seine DNA zu kommen.  Auf jeden Fall müsse man mal wieder hart durchgreifen, Hauptsache es herrsche wieder Ordnung im Lande. Mehr könne er im Moment auch nicht sagen, hatte er seinen Getreuen am Tresen verkündet und auf die heilende Wirkung seines Berliner Herrengedecks verwiesen, einen Schnaps kombiniert mit Berliner Weiße.