Satire: Friedrich Merz auf Stelzen

Ausschnitt aus dem Satire-Buch:

Merz auf Stelzen in Arnsberg

Friedrich Merz hatte sich Stelzen gekauft, sehr hohe Stelzen. Er lief nun in Arnsberg, seiner Heimatstadt, auf Stelzen. Man fand das dort normal. Dass die da oben seltsam waren, war bekannt. Arnsberg, die kleine  Stadt aus dem Sauerland, war lange Zeit eine Kolonie der Jecken-Stadt Köln gewesen. Arnsbergs eigener Fürst hatte sie 1368 an Kölner Fürsten verkauft. Der Arnsberger war Narreteien aus der Chef-Etage gewohnt. Der Karneval in Arnsberg war immer noch eine müde Kopie des Kölner Karnevals, eine koloniale Gabe, zu der Arnsberger jedes Jahr genötigt wurden. Ein Politiker auf Stelzen auf dem Marktplatz war da fast normal. Und außerdem, wie hatten schon die Kölner Kolonialherren zu Fürstenzeiten gesagt: „Jeder Jeck is anderes.“

Merz auf Stelzen hatte dem Arnsberger Volk erklärt, seine intellektuelle Überlegenheit müsse auch sichtbar sein. Gerade hatte er sich auf dem Marktplatz seinen Kaffee mit einer Leiter hochtragen lassen. Immerhin hatten seine Stelzen das Gardemaß von zwei Metern pro Stelze. Da er selbst knappe zwei Meter maß, befand sich sein Kopf vier Meter über dem Boden. Der Abstand zum Volke stimme, fand Merz und das Arnsberger Volk war einiges gewohnt seitens der Obrigkeit.

Lässig lehnte Merz auf seinen Stelzen an der Rathaus Mauer. Das war nicht ohne Risiko. Musste er doch, um Kaffee zu trinken, vorübergehend freihändig auf den Stelzen stehen. Eine Fan-Truppe treuer Arnsberger hatte sich um ihn herum gebildet. Es wurde gemütlich in Arnsberg. Ein Straßenköter hatte gegen eine Stelze gepinkelt und Merz hielt eine Rede an sein Volk. Wackere Bürger Arnsbergs hatten seine Stelzen umklammert, das Volk stützte seinen Helden. Merz fand das angemessen und hatte beschlossen, die Stelzen auch nachts zu tragen.

Merz macht deutlich: Politik ist keine Therapie und der März kommt manchmal spät, aber ….

Er wolle heute über das Wesen der Politik sprechen, hatte Merz dem Volk verkündet. Politik sei ein hartes Geschäft, da ginge es um Macht und Mäuse. Merz hatte dabei Daumen und Mittelfinger aneinander gerieben und sein Volk hatte beifällig mit dem Kopf  genickt und wacker die Stelzen gestützt.

Eine Partei sei keine Therapie Gruppe, hatte Friedrich Merz in vier Metern Höhe in Richtung SPD-Partei-Zentrale gehöhnt. Wenn Kühnert und Co. und andere Rote, die SPD in eine Selbsthilfe-Gruppe verwandeln wollten, dann seien sie in der Politik verkehrt. Die Politik sei kein Pony-Hof, hier ginge es um Macht. Händchen halten, sich in den Arm nehmen und labern ohne Ende, sich aussprechen und dann das Ganze noch einmal vor vorne, das gehe gar nicht in der Politik. Und jeder Therapeut brauche bekanntlich einen Therapeuten, hatte Merz ergänzt. Das habe er oft gehört. Kurzum, Politik sei keine Laberei sondern Machen und er sei ein Macher.  

Merz hatte bei dieser Rede heftig mit den Armen gerudert und die wackeren Bürger Arnsbergs, seine Stelzen-Stützen, hatten Mühe gehabt, ihn auf Stelzen zu halten. Dann hatte Merz richtig losgelegt und seine Stimme hatte sich mehrfach überschlagen, während weitere Bürger herbeigeeilt waren, um seine Stelzen zu stützen. Merz hatte dem Volk verkündet, seine Partei, die CDU, wolle das Land machtvoll gestalten, wertkonservativ, liberal und ein bisschen sozial. So hatte er von seiner Stelzen-Kanzel getönt.

Genau das beschreibe ihn gut, und darum sei die CDU im Frühling der Gefühle, es merze gewaltig, seine Stunde sei gekommen. Eine alte Bauernweisheit sage, manchmal komme der März spät, dann aber gewaltig. 

Merz und das Soziale und warum Kellner nicht betteln dürfen

Gerne wolle er seinen Sinn für das Soziale mit einer Geschichte verdeutlichen, einem Gleichnis zuzusagen. Auch die Bibel sei ja eigentlich nur eine Sammlung von Geschichten. Der Pastor, eine tragende Hand an der rechten Stelze, hatte applaudiert und dabei fast das System „Merz auf Stelzen“ zum Einsturz  gebracht, weil er dabei seine Stelze losgelassen hatte.

Nun sei es so, hatte Merz in nunmehr pastoraler Stimmlage erklärt, dass er Trinkgeld gebe, ab und zu. Er sei eben sozial engagiert, er lebe sozial und sozial sei eben, was zu geben, worauf andere eigentlich keinen Anspruch hätten. Das sei bei manchen Sozialleistungen nicht anders als beim Trinkgeld. Er zum Beispiel gebe Trinkgeld, obwohl er das eigentlich nicht müsse und im Grund auch nicht einsehe. Das sei eben eine soziale Tat, ein Geschenk, ein Almosen. Aber, er bekomme ja auch Nichts geschenkt und er könne sich nicht daran erinnern, dass Angela Merkel ihm je ein gutes Wort geschenkt hätte.

Er gebe also Trinkgeld, obwohl das eigentlich nicht rechtens sei, denn in einem Café oder auf dem Marktplatz einen Kaffee zu trinken, sei ein normales Rechtsgeschäft, Geld gegen Kaffee. Warum er dann einfach so was drauf legen solle ohne Gegenleistung, das verstehe er nicht. Das werde er auch unverzüglich ändern, sobald er Kanzler sei. Betteln im Café, das gehe gar nicht.

Aber, das Almosen-Trinkgeld geben, sei eben sozial-modisch schick, gelte als christlich und er mache den Mist vorläufig noch mit. Seine Frau wolle sonst nicht mehr mit ihm essen gehen, habe sie erklärt. Obwohl die als Richterin auch wisse, dass weder Kellner noch Kellnerin einen Rechtsanspruch auf Trinkgeld hätten.

Das sei eine Grundsatzfrage und sei nicht im Zusammenhang mit den Millionen auf seinem Konto zu sehen. Die habe er sich ehrlich erarbeitet, summa cum laude sozusagen. Wobei er das Wort cum nicht mehr hören könne. Cum-Ex Geschäfte drohten seine Mission, die  Kanzlerschaft, zu einer Ex-und Aus-Mission zu machen. Er habe die Uni-Arnsberg gebeten, ihm den Doktor ehrenhalber einfach so zu verleihen, aber nicht mit der Bewertung cum laude oder magna cum laude oder sonst was mit cum. Hier ginge es nicht um Geld sondern um Ansehen. Und er brauche den Doktor-Titel gleich zweifach, ohne jedes Cum. Er müsse sich von der Dr. Merkel abheben. Dr. Dr. Merz klinge nach einem wirklichen guten Typen.

Merz: Politik braucht echte Kerle

Es werde sich was ändern müssen in der Politik, hatte Merz unter lautem Beifall seiner konservativen Fans aus Arnsberg verkündet. Die Politik müsse wieder von echten Kerlen gemacht werden. Markig müsse es hergehen und nicht schmusig und woke. Den Kevin Kühnert könne er nicht ernst nehmen. Dieser Zwerg sei das Gegenteil eines kraftvollen, markigen Machtmenschen, eher ein Pygmäen-Krieger. Den könne er sich gut mit einem giftigen Blasrohr im Unterholz vorstellen. Merz hatte über seine Humor-Tat so lachen  müssen, dass er beinahe von den Stelzen gestürzt wäre.  

Dann hatte er gejammert, sich mit dem Jens Spahn auf ein Bild zu stellen bei diesen Vorstandswahlen der CDU, diesem elenden Vorstellungs-Karussell, sei ihm schon schwer genug gefallen. Er habe auf den Bildern immer versucht, der Annegret Kramp-Karrenbauer, der AKK, wenigstens eine Hand auf den Po zu legen. Weil die so klein sei, habe das immer so ausgesehen, als wolle er ihr den Rücken stärken, aber was solle er machen. Hätte er nach guter alter Art des weißen Mannes, seine Hand auf ihren Busen gelegt, hätte das wahrscheinlich so aussehen, als wolle er sie trösten oder einem Baby gleich auf den Arm nehmen. Es müsse wieder mehr echte Männer in der Politik geben.

Dann könne man mit denen um die Wette saufen, Flugzeuge fliegen oder sonst was Geiles tun, um sich als echter Typ und Führernatur zu beweisen. Er wäre bereit, dem Jens Spahn eines seiner beiden Flugzeuge für einen echten Männerwettkampf am Himmel zu leihen, wenn der nur satisfaktionsfähig wäre. Wenn man sich mit dem, als echter Kerl und Ehrenmann, schlagen dürfe, stehe er bereit, zu Lande, zu Wasser oder in  der Luft. Dazu müsse der Jens vorher eine Frau heiraten, wie sich das gehöre. Er sei nun mal wertkonservativ und der Jens könne das ja einfach auch sein. Man lebe ja in einer liberalen Gesellschaft und da könne der Jens noch morgen zum Standesamt gehen, um ein anständiges Aufgebot  zu bestellen. Und weil er sozial sei, habe er ihm schon eine Liste guter Standesämter in Berlin und Umgebung gemailt.

Merz therapiert Jens Spahn zum echten Kerl

Und in Sachen Therapie gelte, man müsse auch mal hart zu sich sein, wenn man sich gestatte, brutal zu anderen zu sein. Der Jens und die Rentner, das sei eine coole Sache. Der Jens habe es doch drauf, in Sachen Rente habe er doch schon echte Rambo-Qualität bewiesen. Es sei schon richtig, die Jungs und Mädels hierzulande könnten länger als bis dreiundsechzig in die Hände spucken und das Bruttosozialprodukt steigern. Er, der Friedrich, steige ja auch mit sechzig plus noch mal in den Ring und kämpfe um die Kanzlerschaft. Der Name Friedrich verpflichte in Arnsberg. Der Friedrich von Arnsberg, geboren im Jahre 1075, auch Friedrich der Streitbare genannt, sei so ein echter Kerl gewesen.  

Gleich morgen könne der Jens zu ihm nach Arnsberg kommen, um auch ein echter Kerl zu werden. Er habe günstig  aus den USA einen gebrauchten Therapie-Stuhl mit Kabelanschlüssen erstanden. Wenn ihm der Jens vorher unterschreibe, dass er dort freiwillig Platz nehme, könne man gleich morgen mit den ersten richtigen Schritten und Stromstößen beginnen, damit der Jens beim Saufen und Flugzeug-fliegen-Wettbewerb mitmachen könne. Er, Friedrich Merz, sei nun mal wertkonservativ und liberal und sozial, was er ja nun hinreichend dargelegt und bewiesen habe. Er, Friedrich Merz, stehe Deutschland zur Verfügung. Sein Motto laute: heute Kandidat, morgen Kanzler und dann mal weiter schauen.

Scheitert Merz wieder an einer Merkel-Verschwörung?

Die Arnsberger Fans waren begeistern gewesen. „Bravo“, hatte der Pastor, gebrüllt, der Merz solle ihr Chef sein. „Friedrich, der Große“, und „Fritze, Fritze“, hatte das Volk rhythmisch gerufen und alle hatten wie toll in die Hände geklatscht. Friedrich Merz hatte huldvoll ins Volk gewunken.

Dann hatte die Schwerkraft der Erde ihre Gesetze ins Spiel gebracht. Die Stelzen unter Merz waren zur Seite gekippt, weil nun keiner sie mehr gehalten hatte, alle hatten gejubelt und Beifall geklatscht. Friedrich Merz war aus den gewählten zwei Metern Höhe, Kopfhöhe fast vier Meter, auf das historische Kopfsteinpflaster des Marktes geklatscht. Die Legende erzählte später, schuld am tragischen Sturz des Heroen Merz sei ein am Rande stehender grüner Mathe-Lehrer gewesen. Der habe schon immer destruktiv und unpatriotisch gedacht. Andere erklärten, die Physikerin Angela Merkel habe sich mit den Stelzen gegen Merz verschworen gehabt.