Satire: Merz(i) und der Christopher Street (Car) Day

Ausschnitt aus der Buch-Satire: Friedrich Merz- Die Abenteuer von Merzi und Linni

Merzi wird zum Christopher Street Day eingeladen

Ob er auch die Einladung zum Christophorus Tag nach Berlin bekommen habe, hatte Merzi seinen Sekretär Linni gefragt. Er finde es toll, dass die Jungs von der Kirche auch modern dächten und gut schreiben könnten. Christopher Street Day, das höre sich fetzig an und nicht so altbacken wie Gedächtnisfeier zu Ehren des heiligen Christophorus. Seine Mutter habe ihm für sein erstes Auto eine geweihte Christophorus Plakette geschenkt. Der Christophorus sei nämlich der Schutzpatron der Autofahrer. Der heilige Christophorus sei ein spanischer Mönch, der im Jahre 852 in Cordoba gestorben sei. Merzis Augen waren bei diesen Worten feucht geworden. Merzi hatte dann mit fester Stimme erklärt, es sei Ehrensache, dass Linni und er zu dieser Kirchen-Veranstaltung gingen.

Er hatte gleich im Vorzimmer angerufen und angeordnet, für den Termin Christopher Street Day müssten alle anderen Termine an diesem Tag gestrichen werden. Überhaupt kämen Religion und Kultur in der DCBuH zu kurz, hatte er Linni erklärt. Das große „C“ im Parteinamen stehe für Christlichkeit und dieses solle seine Teilnahme am Christopher Street Day zeigen. Er bitte diese Einladung mit den besten Grüßen und der Versicherung, er werde da sein, an alle Bischöfe Deutschlands weiterzuleiten.

Ist Merzi heimlich schwul?

Kurz darauf war seine Sekretärin mit hochrotem Kopf im Chef-Zimmer erschienen. Sie sei fassungslos, hatte sie mit erhobener Stimme erklärt. Ob Merzi ihr vielleicht erklären könne, was das solle. Er wolle ein knorriges Deutschtum, habe er erklärt und nun wolle er sich in Berlin bei diesen sexuell entarteten Menschen im Umzug einreihen. Ob das von ihm ein spätes coming out sei auf dem Christopher Street Day?

Merzi hatte sie fassungslos angestarrt. Was sie sich erlaube, hatte er gebrüllt. Der St. Christophorus Tag sei ein christliches Erlebnis, ein Event, um es neudeutsch zu sagen. Und was heiße sexuell entartet. Wenn Brüder und Schwestern im Herrn in der großen Kirchen- Familie sexuell über die Stränge schlügen und sündigten, sei das schlimm.  Das sei aber kein Grund für ihn, an der St. Christophorus-Feier in Berlin nicht teilzunehmen. Er überlege sogar, sich seine Christophorus Plakette um den Hals zu hängen. Wenn alle das täten, wäre der Umzug fast eine Prozession. Seine Mutter im Himmel würde das bestimmt gut finden.

Er sei ein Perverser, hatte seine rothaarige Sekretärin ihn angebrüllt. Ob er jetzt seine Mutter vorschieben wolle beim seinem späten coming out auf dem Christopher Street Day in Berlin. Ob er diese Peinlichkeit nicht privat mit sich abmachen könne. In ihren Augen sei er ein feiger und ehrgeiziger Schwuler, der sogar sein coming out noch politisch vermarkte. Sie nenne das eine charakterliche „deformation professionell“.

Merz hatte sich auf den Chef Sessel plumpsen lassen. Dann hatte er gebrüllt, ob sie ein Agent Putins sei. Der bombardiere jetzt in der Ukraine Kirchen und sie bewerfe eine Prozession der Freunde des heiligen Christophorus mit Dreck. Ob ihr denn gar nichts mehr heilig sei. In diesen kalten Tagen fordere der Herr von all seinen Schäfchen nicht Kälte und Gezänk, sondern Güte und Wärme. Die rothaarige Sekretärin hatte Merzi nun voller Verachtung angeschaut. Ob er also ein warmer Bruder sei, hatte sie geschluchzt. Dann solle er es doch endlich zugeben. Sie sei nicht gegen Partei Reformen, aber es gehe ihr zu weit, wenn christlich sein jetzt schwul bedeute. Dann sei die DCBuH nicht mehr ihre Heimat. „Tunte“, hatte sie Merzi angezischt und die Tür von außen zugeknallt.

Schräge Vögel

„Was für ein schräger Vogel“, hatte Merzi gebrüllt und Linni angewiesen, ihn umgehend von dieser Hysterikerin zu befreien. Die mache einem Angst. Das letzte Mal habe er sich so dermaßen unwohl gefühlt bei der Wahl zum Bundespräsidenten. Da sei eine riesige Frau herumgerannt, ganz furchtbar grell geschminkt.  Olive Jonas heiße die oder so ähnlich, habe er später erfahren. Die Grünen hätten die angeschleppt. Die sei eine prominente Dragqueen, habe man ihm erklärt. Und dann habe die ihm zugezwinkert. Es sei furchtbar gewesen. Gut, dass er mit denen nichts zu tun habe. Die Abteilung“ Queer, bunt und woke“ werde vom Partei-Kollegen Rens Rahn betreut. Es würde ihn nicht wundern, wenn seine durchgeknallte Sekretärin da auch mitmische.

Er habe bis vor kurzem geglaubt, dass es bei dieser Gruppe um politische Quer- Einsteiger handle. Frisches Blut sozusagen für die DCBuH. Er sei da skeptisch. Die meisten seiner Polit-Kollegen aus der Fraktion seien Juristen und das sei gut so. Er habe mit Naturwissenschaftlern und insbesondere mit Physikerinnen schlechte Erfahrungen gemacht. Auch Pastoren sollten lieber auf der Kanzel bleiben. Dieser Ossi-Pastor mit der Silber-Zunge und dem Silber-Haar treibe ihn jedes Mal zum Wahnsinn mit seinem Geschwätz.

Dann hatte Merzi seinen Sekretär Linni streng angeschaut und gefragt, ob Linni das mit den Einladungen zur Christophorus-Prozession in die Hände nehmen könne. Und er solle nicht vergessen, der Presse Bescheid zu geben. Linni hatte Merzi gebeten, ihm die Einladungskarte zu geben. Dann hatte er schnell in seiner Heimatstadt Ratterborn beim Bischof angerufen. Bei dem hatte er eine feierliche Messe zu Ehren des Heiligen St. Christophorus bestellt. Die Auto Industrie hatte sich schließlich beteiligt und in Ratterborn einen Auto Korso mit historischen Autos organisiert. Der besondere Gag dabei, alle historischen Autos sollten im Inneren geweihte Christophorus Plaketten haben.

Die Merzi-Sekretärin war nicht entlassen, sondern in die Buchhaltung versetzt worden. Dies mit der Auflage, sich von Merzi fernzuhalten. Sie hatte sich außerdem verpflichten müssen, es zu unterlassen, in der Partei-Kantine oder anderen Ortes zu behaupten, Merzi sei ein wenig falsch gestrickt.

Der Christophorus Car Day mit Christophorus-Plakette

An die Presse war die Nachricht herausgegehen worden, die Wahl-Gruppe „Merzi for Präsident “ plane in Konkurrenz zum Christopher Street Day in Berlin, in Ratterborn den Christophorus Car Day zu veranstalten. Zum Autokorso mit dem Motto, „Immer rund um den Dom mit der Christophorus-Plakette“, werde herzlich eingeladen. Den Teilnehmern des Christopher Street Days in Berlin wünsche man alles Gute und dass ein heiliger Blitz alle hochvolt- technisch erleuchten möge.