Satire: NRW im Nachwahl Chaos – Günter K. will Hannelore Kraft verklagen

Ausschnitt aus dem Satire-Buch:

Satire: NRW im Nachwahl Chaos – Günter K. will Hannelore Kraft verklagen

Günter K. entrümpelt und überlegt, Hannelore Kraft zu verklagen

Günter K. hatte in den letzten Tagen seinen Kleiderschrank gründlich aufgeräumt. Rote und grüne Hemden und Hosen, Krawatten und Socken hatte er in einen Abfallsack gesteckt. Diese Farben waren nach der Wahl in Nordrhein-Westfalen vom 14. Mai dieses Jahres nicht mehr tragbar. Gerade im Münsterland sei die korrekte Kleidung Ehrensache, hatte ihm sein westfälischer Chef erklärt.

Günter K. überlegte nun, Hannelore Kraft auf Schadenersatz zu verklagen. Deren selbstbewusster Optimismus, die Wahl zu gewinnen, hatte ihn dazu verführt, sich im letzten Ausverkauf umfangreich in Rot-Grün einzukleiden. Nun sah er sich gezwungen, kleidertechnisch auf Schwarz-Gelb umzustellen. Das war gar nicht einfach, hatte er erfahren müssen. Schwarze Hemden mit gelbem Kragen waren zurzeit in ganz Münster, der westfälischen Metropole, ausverkauft. Er hatte schon überlegt, sich zur Not in Dortmund in einem BVB-Shop in deren Vereinsfarben Schwarz-Gelb neu einzukleiden.

Günter K. geht wieder zur Arbeit und kann grüßen

Am nächsten Montag würde er wieder zur Arbeit gehen, hatte Günter K. beschlossen. Die Frage des Dresscodes und des Kollegen-Grußes war nun entschieden. Für den Fall eines Wahlsieges von Rot-Grün hatte er sich eine grüne Hose und ein rotes Hemd herausgelegt. „Mit sozialistischem Gruß“ hatte er in die Büros der Kollegen hineinrufen wollen.
Für den Wahl-Fall „Rot-Rot-Grün“ hatte er geplant, dabei die rechte Faust zu erheben und sich eine Basken-Mütze aufzusetzen. Das sollte ihm eine entfernte Ähnlichkeit mit Che Guevara geben.

Jetzt hatte er sich für einen schwarzen Anzug mit blauem Hemd und einer gelben Krawatte entschieden. „Grüß Gott“ würde er fröhlich rufen und hinzufügen, er wünsche allen eine dynamisch-liberale Woche.

Chaos in NRW-Ministerien

Günter K. hatte aus verschiedenen Ministerien NRWs, Quelle Beamtenfunk, vom Nachwahl-Chaos im ministeriellen Alltag gehört. Er hatte seine Ausbildung in einem Ministerium in NRW erhalten. Eigentlich sei er ein Ministerieller, pflegte er mit gewichtiger Mine im kommunalen Kollegenkreis zu erzählen.

Sein ehemaliger Chef, der Ministerialdirigent Schmitz, hatte ihm anvertraut, die Ministerien seien wie gelähmt. Hier handle es sich um ein eklatantes Politik-Versagen, hatte Schmitz geklagt. Solch krasse Wahlergebnisse überforderten die Beamtenschaft. Er hatte in den Hörer geflüstert, bei Putin oder dem Führer wäre das nicht passiert. Und er hatte sich auf unbestimmte Zeit krankschreiben lassen.

Man wisse ja heute gar nicht, wer morgen noch welche Position innehabe. So sei ein geordneter ministerieller Beziehungs-Alltag mit all den unumgänglichen Intrigen und Nachstellungen nicht leistbar.
Wichtige Personalentscheidungen seien aufgeschoben worden. Institute der Fortbildung warteten auf Richtungsentscheidungen, was nun zu verkünden sei. Er hoffe, hatte der Ministerialdirigent Schmitz erklärt, dass bald wieder klar sei, wer Chef im Hause sei mit welchen Vorstellungen.

Günter K. kann endlich wählen

Immerhin war es Günter K und dem von ihm hochverehrten Herrn Ministerialdirigenten Schmitz nun möglich gewesen, zur Wahlurne zu schreiten. Zwei Wochen nach der Wahl hatten die Sieger der Wahl festgestanden. Die Schwarzen und die Gelben hatten sich, so sah es aus, für eine Koalition entschieden.

Günter K. und Ministerialdirektor Schmitz hatten im vorauseilenden Gehorsam beide eine Briefwahl beantragt und hatten ihr Kreuzchen nun bei den Siegern gemacht. Sie hatten sich versichert, es sei nicht so wichtig, dass ihre Stimme nun ungültig sei. Wichtiger sei die innere Einstellung des Staatsdieners zur Herrschaft. Die müssen von Loyalität geprägt sein und dafür brauche es geordnete Machtverhältnisse.

Günter K. mottet Rot-Grün vorläufig ein und fordert eine Kleiderzulage

Günter hatte sich entschieden, den rot-grünen Sack einzumotten, aber nicht wegzuschmeißen. In vier Jahren würde erneut gewählt werden, hatte er aus zuverlässiger Quelle erfahren. Er hoffte, so einen möglichen finanziellen Schaden durch weitere unzuverlässige Wahlen minimieren zu können. Wichtig war dabei natürlich, das Gewicht zu halten.

Günter K. schüttelte den Kopf. Staatsdiener zu sein, das stellten sich die meisten Bürger viel zu einfach vor. Und morgen hatte er einen Termin beim Anwalt seines Vertrauens. Die Ex-Ministerpräsidentin Kraft sollte ihm nicht so billig davonkommen. Er, als Staatsdiener, hatte einen Anspruch auf Stabilität. Sonst müsste es eben jede vier Jahre eine Kleiderzulage geben, fand er.