Satire: Kleingartenkultur und Sozialismus und Schröder und Co.

Auszug aus dem Satire-Buch: Die vielen Seiten des Gerhard Schröder

Veröffentlicht: 22.06.2015

Gerhard Schröder und das Kleingarten Glück von Genosse Ferdi

„Ho, Ho, Ho-Chi-Minh“, schmetterte der Altgenosse Ferdi den Mücken entgegen, als er sie mit dem geübten Rundumschlag seiner Fliegenklatsche von der Veranda seiner Laube im Kleingartenverein „Morgenröte“ vertrieb. Er ließ sich in den Gartenstuhl fallen, als das Piepen seines Handys ihn auf eine Eilmeldung hinwies. Er nahm einen guten Schluck Öko-Kaffee, fair gekauft und noch fairer geröstet, und las mit staatsbürgerlicher Miene, die Eilmeldung von „SPIEGEL ONLINE“: „Kasachstan-Connection belastet EX- Kanzler Schröder schwer“.

„Reaktionäres Lügenpack“, fuhr er sein Handy an. Es riss ihn aus dem Gartenstuhl und er umtanzte den Klapptisch im alten Jusoschwung: „Springerpresse, halt die Fresse“, tobte er, die Gartenordnung für einen Moment völlig vergessend. Vom Nachbargrundstück her knurrte ein Schäferhund hinter der Holz-Palisade.

Ferdi hatte sein Handy bereits in der Hand, um es gegen die Wand zu schmettern, als ihm in letzter Sekunde einfiel, dass er mit dieser revolutionären Tat besser noch ein halbes Jahr warten sollte. Erst dann stand ihm laut Vertrag ein neues und vergünstigtes Handy zu.

 Ferdi und Gerd Schröder

Ferdi hatte in jüngeren Jahren in seinem Ortsverein einmal – für einige Wochen – mitgearbeitet an der Revolution. Er hatte im Wahlkampf Plakate für die SPD geklebt. Dafür war er nach der Wahl zu einer Dankesparty nach Bonn eingeladen worden, genauer gesagt, man hatte ihn ausgelost. Dort hatte er für Sekunden das Charisma des Revolutionsführers Gerd Schröder verspürt, als der ihn mit einer Flasche Bier in der Hand leutselig nach seinem Hobby gefragt hatte. „Mein Kleingarten“ hatte er seinem Maximo-Leader gestanden und Gerd hatte ihm treuselig gestanden, dass auch er gerne einen Kleingarten hätte, aber Hillu – dieses Luder – ihn immer auf Partys schleppe. Mit einem Augenzwinkern, das er sein Leben lang nicht vergessen konnte, hatte sich der große Vorsitzende dann anderen Genossen zugewandt.

Gerd und Otto in Kasachstan im revolutionären Kampf 


Ferdi las die Nachricht auf „SPIEGEL ONLINE“ noch mal. Normalerweise bekam ihm diese Internetseite in Verbindung mit dem Öko-Schonkaffee gut. Und besonders wenn Jakob Augstein kommentierte, verspürte er trotz Arthrose in manchem Gelenk noch einmal revolutionären Elan.

Aber warum nur sollten Gerd und Otto für viel Geld mitgewirkt haben im Beraterkreis des kasachischen Despoten Nursultan Nasarbajew? Das musste doch einen revolutionären Sinn machen, wenn der alte SPD-Chef Gerd Schröder und Otto Schily, das rot-grüne Urgestein, dort mitmachten.

Nach langem Denken und zwei weiteren Tassen Öko-Kaffee hatte er endlich das Rätsel gelöst. Die beiden hatten sich in die Runde eingeschlichen, um so diesen Diktator und sein korruptes System der Unterdrückung zu enttarnen. Bei näherem Hinsehen war das die gute alte Schule der Infiltration und des Marsches durch die Institutionen.

Im Falle dieses kasachischen Despoten hatte man nicht einfach „Basta“ sagen können, wie bei Genossen früher oder zu Hause, und klar war die Marschrichtung gewesen, da hatte man mit revolutionärer List vorgehen müssen. Und so stand auch im Netz zu lesen, der Beraterkreis habe in devoter Tonlage dem Diktator empfohlen, sich doch ein klein wenig zu mäßigen und die üblichen Wahltermine einzuhalten.

Und dann waren diese Burschen im Kollektiv aufgetreten. Otto und Gerd hatten zur Tarnung sogar den Horst Köhler mit ins Boot nehmen wollen. Ein geniales Unternehmen der revolutionären Unterwanderung. Otto, der alte Fuchs, hatte schon in seinen besten Tagen als APO-Anwalt zur Tarnung immer einen Anzug getragen, um die Konterrevolution zu verwirren. Wenn der Otto und der Gerd Geld vom kasachischen Despoten Nursultan Nasarbajew genommen hatten, dann doch nur, um den Versuch der Korruption beweisbar zu machen.

Gerd und die gute alte Mutter „SPD“

Gerd war ein Urgestein der SPD, wie auch er. Und es war eben der Sinn dieser Partei, auch die Unterprivilegierten am großen Kuchen der Volkswirtschaften zu beteiligen. Wie hatte Heinrich Heine gedichtet: „Wir wollen auf Erden glücklich sein, wir wollen nicht mehr darben, verschlemmen soll nicht der faule Bauch, was fleißige Hände erwarben.“

Man musste den Diktatoren und anderen Schweinen dieser Welt die Kohle eben abnehmen und sie dann sozialisieren. Und genau das hatte Gerd gemacht. Seine revolutionäre Tarnung war mittlerweile perfekt. Er stellte sich als reichen Mann dar mit Immobilen in Berlin und Hannover und auf der Insel Borkum, so hatte Ferdi gelesen. Und superperfekte Tarnung! Er arbeitete in einem großen Unternehmen mit, das mehrheitlich dem russischen Unternehmen Gazprom gehörte, ließ sich zur Tarnung indirekt von Putin bezahlen. Genial!

Das alles waren Schritte hin zur Sozialisierung der großen Vermögen, und wo der Kommunismus in Russland so schrecklich versagt hatte, da war Gerd nun angetreten. Der erste Schritte dieses genialen Planes war, erst einmal das Geld einnehmen. Als zweiten Schritt wollte man, so verstand Ferdi seinen großen Vorsitzenden in mentaler Gedankenfernübertragung, diese Gelder verteilen, sozialisieren.

Das musste natürlich ganz heimlich geschehen, um die Reaktionäre nicht auf den Plan zu rufen und damit die Revolution zu gefährden. Aber der revolutionäre Ablauf hieß gestern wie heute: erst den Reichen die Beute abnehmen, dann sozialisieren. Das hatte der alte Robin Hood so gemacht und Gerd wollte nichts anderes. Auch Lenin hatte den alten Rolls-Royce des Zaren gefahren. So ein Revolutionär musste doch keine Rückenschmerzen ertragen. Revolution durfte ruhig auch einmal Spaß machen.

Erleichtert lehnte sich Ferdi im Gartenstuhl zurück. Dank langjähriger Schulung seines Bewusstseins war es ihm gelungen, die Signale von Otto und Gerd richtig zu dekodieren.

Und auch die Obergenossen im Vorstand der Partei sahen das gewiss so. Eine Mutter wie die SPD hat eben für ihre Kinder ein liebendes Herz und kann auch komplizierte Vorgänge mit Intuition und revolutionärer Erfahrung erklären.