Satire: Von Putin 1 zu Putin 2 – Ein Präsident verändert sich

Putin und die Liebe – neue Frau und neues Glück?

Ferdinand hatte mit Tatjana, seiner russischen Putzfrau, in seiner Wohnung eine Tasse Kaffee getrunken. Er verstand die russische Welt und Putin nicht mehr, Putin gab der Welt Rätsel auf. Tatjana  aber hatte erklärt, sie könne das alles erklären. Sie sei auch eine gute Lebensberaterin. Der russische Präsident sei in mehreren Krisen und Findungsphasen gleichzeitig.

Putin habe sich im Jahre 2013 von seiner Frau Ludmilla getrennt. Seit 2009 seien sie getrennte Wege gegangen, habe die russische Klatschpresse erklären dürfen. Er habe keine Zeit mehr für sie gehabt, hatte seine Frau geklagt. Er hatte gemeint, sein Amt sei mit absoluter Öffentlichkeit verbunden und seine Frau möge keine Öffentlichkeit. Sie habe diese Bürde neun Jahre lang tapfer mit ihm geschultert. Die Trennung sei eine gemeinsame Entscheidung gewesen, hätten beide erklärt.

Dann habe Putin seine jetzige Frau kennen gelernt, Alina Kabajewa. Die sei olympische Turnerin und sehr schön und sehr gelenkig, dafür sei sie bekannt.

Putin erfindet sich neu: Dolce Vita und Novaya Rossiya (Neues Russland)

Tatjana hatte erklärt, zur Zeit erfinde Putin sich neu und erprobe dabei einen neuen Putin. Nach Putin 1, dem Braven, käme jetzt Putin 2. Putin 2 sei der gesunde lässige Spitzensportler mit Lebensart, mit philosophischem und historischem Einschlag und einer Rolle in den Geschichtsbüchern. Hier sei Putin  sozusagen in einer Findungs-Phase. Sein Motto laute: Dolce Vita und Novaya Rossiya, Neues Russland. Auf dem Tagesprogramm stünden: Dolce Vita, fit bleiben durch Sport, eine neue Frau glücklich machen und das Neue Russland erfinden. Dass er das Krim-Abenteuer überstanden habe, den Georgien-Krieg, seine Angriffe auf Syrien habe ihn überrascht und darin bestärkt, Russland und sich eine neue Rolle zu geben.

Der neue Alltag

Als erstes habe Putin sich vom KGB-Büro-Alltag verabschiedet und vom Kreml als Wohnort. Er sei in eine große Villa am Stadtrand umgezogen mit mehr Ruhe und besserer Luft. Früh aufstehen und früh schlafen gehen, das sei gestern gewesen. Jetzt sei die Zeit des Boheme-Weltpolitikers gekommen. Er habe immer davon geträumt, als KGB-Agent im Westen zu arbeiten. Sozusagen als cooler undercover Agent und total dekadent. Er sei als KGB-Agent nur bis nach Dresden gekommen und nun hole er seine Zeit als verpasster West-Agent nach. Seine neue  Berufsbezeichnung laute: Boheme-Weltpolitiker.

Er sei nun Präsident und das für lange Zeit. Manche würden ihn den Zaren nennen, manche nur „den Boss“. Aber egal, er sei nun Chef im Ring, kein KGB-General schubse ihn herum, keine Frau nörgle an ihm herum. Jetzt nach fünfzehn Jahren Führungskraft in Russland in verschiedenen Positionen werde er noch einmal richtig Gas geben, werde er sich neu erfinden und einen Platz in der Weltgeschichte finden. Ob als Cäsar oder Nero, das sei noch nicht entschieden.

Sein Morgen-Programm laute: Spät aufstehen, dann lange sporteln in Wellness- und Sportanlagen aus den USA, dann ein ausgesuchtes Frühstück. Frühstücksbrötchen und Wachtel-Eier, frisches Obst und Gemüse, eingeflogen aus dem Palast des Patriarchen und grüner Tee, dazu viel Fisch. Das ganze müsse zwei Mal vorgekostet werden. Er habe in der Kreml-Bibliothek Bücher gefunden, die ihm verraten hätten, dass sich die Zaren so gegen  Vergiftung geschützt hätten. Dann vielleicht noch ein Schäferstündchen mit Alina oder Sport in der Mucki-Bude. Dann ein wenig Sauna, dann Massage und dann die Arbeit.

Arbeitsbeginn sei dann so gegen 14-15 Uhr. Dazu lasse er sich in den Kreml fahren. Dort hieße es dann ein wenig regieren und Prominenz empfangen. Die Prominenten, wie Könige und Präsidenten, seien so ab 14 Uhr bestellt und  warteten gerne, bis er gut gelaunt und meist noch ein wenig verschwitzt erscheine.

Schaffensrausch für das „Neue Russland“

Dann aber schaffe er in wahrem Schöpferrausch bis in die späten Abendstunden an seinem neuen Werk, dem „Neuen Russland“. Das sei eigentlich als  Neuauflage der Sowjetunion geplant gewesen. Aber je länger er über das „Neue Russland“ forsche, umso größer werde es. Er habe in der Kreml-Bibliothek die Werke einiger Philosophen gefunden. Aus deren Ideen habe er sich ein sehr schönes Gedanken-Mäntelchen gestrickt für die Ausweitung Russlands bis weit in den Westen.

Ein Ende sei hier noch nicht abzusehen und es gebe bereits Klagen von Seiten seiner neuen Frau Alina, dass er sie zu Gunsten der Bücher vernachlässige.