Satire: Wahlkampf und neue Freunde

Aussschnitt aus dem Satire-Buch: Sympa-Satire: DIE GÜNEN

Bereit, wenn ihr es seit

Ritter Robert war noch eine Runde in voller Rüstung um die Burg gestampft. Es war Wahlkampf und es ging darum, den Kaiserthron der Deutschen Fürstentümer neu zu besetzen. Zum ersten Mal in der Geschichte des Kaiserreiches war eine junge Prinzessin angetreten, den Thron zu besteigen. „Bereit, wenn ihr es seid“, hatte Prinzessin Annalena auf eine Decke gehäkelt und diese Decke über die Burgmauer gehängt.

Einige Schmierfinken hatten daraufhin dumme Sprüche an die Burgmauer gemalt. Im Wesentlichen bezeugten alle Schmierereien die Bereitschaft der Schreiber zu allem bereit zu sein, was die schöne Annalena anging. Prinz Robert hatte geschworen, jedem die Finger und mehr zu brechen, wenn er ihn erwischen sollte. Er hatte die Schmierfinken zum Ritterkampf aufgefordert, inclusive Fingerhakeln.

Heute Nacht hatte er noch einmal das Schwert erhoben und in die finstere Nacht gebrüllt: „Zeigt Euch, feige Bande“, Drohend hatte er hinzugefügt, „Bereit, wenn ihr es seid“. Es schien aber keiner bereit zu sein, sich mit Prinz Robert zu prügeln.

„Ich bin schon gut breit“, hatte ihm Ritter Alibert aus seiner Kammer im Erdgeschoss der Burg geantwortet, er war etwas schwerhörig. Prinz Robert hatte sich etwas verstimmt in seine Kammer im ersten Stockwerk der Burg hinaufgewuchtet und in voller Rüstung auf das Bett gelegt. Ritter Alibert hatte kurz darauf regelmäßig weitergeschnarcht. Er sei allzeit bereit, für sie zu kämpfen, hatte Robert seiner Schwester Annalena bei deren Thronbesteigung geschworen. Und so hatte er es sich denn angewöhnt, in voller Rüstung zu schlafen.

Das tat dem entspannten Schlaf nicht gut und ein schnelles Flitzen zur Toilette war schwierig und laut geworden. Er weckte jedes Mal die halbe Burg auf, wenn er sich schnellstens aus der Rüstung schälen musste, was nicht immer gelang. Außerdem vergällte ihm seit Kurzem der Ritter Ranziskus aus der Blau-Gelben Burg den Schlaf. Der hatte sich als Sponsor für den Wahlkampf um den Kaiserthron ins Spiel gebracht. Zudem flirtete er gerne mit Prinzessin Annalena.

Ritter Ranziskus aus der Blau-Gelben Burg

Prinz Robert war von edler Herkunft und gutem Charakter, daran gab es keinen Zweifel. Sein Aussehen war ansehnlich und seine Sprache meist gepflegt, im Stress manchmal ein wenig grob. Aber das schade einem Mann von Stand nicht, fand er und Annalena fand ihn dann zum Piepen, so ihre Worte.

Ritter Ranziskus aus der Blau-Gelben Burg dagegen hatte nur väterlicherseits blaues Blut geerbt.  Mütterlicherseits hatte er das Blut eines rassigen Bauernmädels, dem Ranziskus Vater in späten Jahren verfallen war. Ritter Ranziskus hatte sich seinen Platz auf der Burg erst erkämpfen müssen. Schon sein Name zeugte davon. Seine Mutter hatte ihn Franziskus taufen wollen, sie fand Mönche mit abenteuerlicher Vergangenheit irgendwie scharf. Der Vater aber hatte durchgesetzt, dass das Sündige an ihm im Namen zum Ausdruck käme. Sein Sohn sei nun ganz bestimmt nicht das Ergebnis klösterlicher Entsagung, hatte er erklärt, eher umgekehrt. Und so war der Junge auf den seltsamen Namen Ranziskus getauft worden. Es hatte den Vater einige Flaschen Rotwein gekostet und die Mutter schmachtende Blicke, um den Pastor davon zu überzeugen, dass es irgendwann einmal einen heiligen Ranziskus gegeben hatte.

Der junge Ranziskus hatte das gute Aussehen seiner Mutter geerbt, die auf der Burg einen Seitenflügel bewohnte. Die Blau-Gelbe Burg war für ihre Toleranz, aber auch ihren Geschäftssinn berühmt und Ritter Ranziskus hatte die Schlauheit und Lebenslust seines Papas geerbt. Prinzessin Annalena hatte schon in früher Kindheit für Ranziskus geschwärmt, den sie gerne Ranzi nannte. Sie sei schon immer schwierig gewesen, hatte Prinz Robert geseufzt. Er hatte Ranziskus nie leiden können.

Ranziskus und der Güllehandel

Ranziskus hatte beim Rechnen in der Schule immer geglänzt. Später hatte er eine geniale Idee gehabt, wie aus der Gülleflut ringsum auf den Höfen Kapital zu schlagen war. Die Gülleflut im Lande hatte dermaßen zugenommen, dass jeder Bauer gemessen an der Größe des Hofes nur noch ein gewisses Höchstmaß an tierischer Gülle produzieren durfte. Ranziskus hatte nun eine Gülle-Börse ins Leben gerufen, wo jeden Sonntag Gülle-Lizenzen in der Form von Aktien an- und verkauft werden konnten. Wer seine Gülle-Aktie verkaufte, durfte keine Gülle mehr produzieren, musste seine Gülle Erzeuger verkaufen, so die Idee. Die Idee vom An-und Verkauf von Gülle-Aktien war bei armen und reichen Bauern gleichermaßen gut angekommen. Und Ranziskus als Organisator der Börse bekam von jeder verkauften Aktie eine Provision. Er war sehr reich geworden und nannte sich gerne den grünen Randy.

Die Idee nutzte vielen, nur nicht der Natur. Denn beim Güllehandel wurde die Gülle- Menge nicht reduziert. Arme Bauern verkauften ihre Gülle-Aktien gerne, behielten aber die Tiere. Sie müssten schließlich von was leben, hatten sie erklärt. Einige „Schweine-Bauern“ hatten die Bewegung gegründet, „ein Herz für Schweine“. Meistens landete die lizenzfreie Gülle dann in irgendeinem Bach oder tief in der Erde.

Reiche Bauern kauften sich gerne Gülle-Aktien an der Ranziskus Börse. Sie konnten so noch mehr Schweine und anderes Vieh in ihren Ställen halten, weil sie ihre extra Gülle dann auf den Feldern der armen Bauern streuen durften, die nun eigentlich kein Viehzeug mehr hatten.  

Prinz Robert hatte errechnet, dass bei diesem Gülle-Handel, er nannte es Gülle-Schwindel, mehr statt weniger Gülle produziert wurde und die Umwelt noch mehr belastet wurde. Wer nicht rechnen konnte, konnte das auch riechen und am Grundwasser schmecken. Das sei blöder Mist, hatte Prinz Robert getobt und den Ritter Ranziskus zum Teufel gewünscht.

Prinzessin Annalena und der Charme von Ritter Ranziskus

Prinzessin Annalena aber war zerrissen. Als Prinz Robert gebrüllt hatte, der Ritter aus der Blau-Gelben Burg käme ihm nicht mehr in die Burg, hatte sie die Augenbrauen hochgezogen und verkündet, wer mit Gülle-Aktien handle, sei nicht automatisch ein unsittlicher und übelriechender Geselle. Der Ritter Ranziskus röche nicht nach Gülle, sondern nach Zimt und Koriander. Sein Gewand sei herb rosa, ein Schuhwerk geschmackvoll kräftig blau. Sein Gespann federleicht und er selber freigiebig und charmant.

Dann hatte Prinzessin Annalena Prinz Robert ungnädig angeschaut und erklärt, man müsse Umwelt, Gülle und Geld miteinander verbinden können. Wie anders sollten ihre Freudinnen, die Burg-Fräuleins ringsum, denn zu reichen Männer von Stand kommen, wenn die keine Gelegenheit hätten, reich zu werden. Er solle doch mal logisch denken.

Wattpflügen, der neue Party Spaß für den Grünen Adel

Prinz Robert war wutschnaubend von der Burg geritten hin zur Sommerburg an die Nordsee. Dort hatte er mit Freunden ein entspannendes Wattpflügen veranstaltet. Die Herausforderung bestand darin, mit Pferd und Pflug innerhalb von sechs Stunden möglichst viel Watt umzupflügen und dann mit Pflug und Pferd vor der Flut wieder zum Abendessen in der Ritterrunde zu erscheinen. Das seien Spiele von echter Ritter Olympiade Art, hatte Robert erklärt, das sei Sport, Spiel und Spannung.

Ritter Ranziskus hatte die Botschaft an Prinz Robert geschickt, er fände die Spieleidee genial, ob jemand schon ein Patent an diesem Party Spaß für den Grünen Adel erworben habe. Und er regte an, die Spielregeln ein wenig zu optimieren. Gold, Geld, Medaillen und Werbeverträge sollten diejenigen gewinnen, die beim Watt-Pflügen die meiste Gülle im Watt loswürden. Dann sei er als Sponsor dieses Grünen Party-Spaßes und als Sponsor für Annalenas Kampf um den Thron gerne dabei. Gelte doch auch hier das olympische Motto: „Dabei sein ist fast alles“.  Unterschrieben hatte er mit „Hau weg die Gülle“ – Euer Ranziskus