Warum Putin nicht weinen darf (eine interkulturelle Analyse- 1.Teil)

Die Welt der Wladimir Putins  und Angela Merkel

Putin lebt in einer eigenen Welt, erklärt die Bundeskanzlerin Merkel irgendwann im Jahre 2014 resigniert. Der Satz wäre ohne Bedeutung, käme es für uns nicht darauf an, diesen Mann zu verstehen, er ist einer der wichtgsten und gefährlichsen Politik der Welt. Angela Merkel kennt diese Welt, sie hat die UdSSR bereist, spricht gut russisch und weiß, wie die Menschen dort ticken.

Um Putin richtig zu deuten, müssen wir mit der Lupe der interkulturellen Analyse Putins Denken und Handeln untersuchen. Tun wir das nicht, verstehen wir die Signale Putins und vieler Russen, die für uns heute bedeutsam sind, falsch.

Warum Putin nicht weinen darf – ein Indianer kennt keinen Schmerz

Als Putin bei einem Staatsempfang in der Mongolei im Jahre 2014 Tränen vergoss , durfte das russische Fernsehen diese Bilder nicht senden. Egal ob die Nationalhymne oder eine Fliege ihm die Tränen in die Augen getrieben hatten, so die offizielle Kreml Version, die Bilder passten nicht in das offizielle Putin Image.

Dieser Teil des russischen Ideals – die neutrale Kultur – ist für uns in Deutschland leicht zu verstehen. Ein Indianer kennt keinen Schmerz, hieß es im Deutschland der Vorkriegszeit (General Rommel z.B.) und in den 50er Jahre (Konrad Adenauer). Beide verzogen selten eine Mine, Selbstbeherrschung und Disziplin galten als Kardinaltugenden. Das gilt heute in einigen Migranten-Kulturen Deutschlands immer noch (Wolgadeutsche z.B.)

Das moderne Deutschland aber will die gefühlsbewusste Frau und den Mann, der nicht wie ein Panzer dasteht. Das preußische Ideal,“ wie´s drinnen aussieht, geht niemanden was an“ ist hier und heute out. In Russland aber gilt ein solches Verhalten als cool und wird vom echten Mann erwartet. Für das russische Volk und Fernsehen hat Putin diesen Mann darzustellen (sagt er selber), mit wenig Mimik im Gesicht und keinem Lächeln. Die Haltung hat muskulär angespannt zu sein, die Stimme bestimmt. Oder haben Sie Lenin, Stalin oder Breschnew im Dienste je lächeln gesehen?

Ein weiches, emotionales Auftreten gilt als unmännlich und führt zum Verdacht „schwul zu sein“. 80 Prozent der Bevölkerung Russlands sind homophob (schwulenfeindlich), erklärt uns der Russland- und Putin-Kenner Hubert Seipel.

In Deutschland erwarten wir einen ganz anderen Typus von Mann. US-Muster Mann Barak Obama tritt locker auf, zeigt ein breites Lächeln und Gefühle. Er darf und soll Gefühle zeigen, wenn er z.B. Eltern in den Arm nimmt, deren Kinder Opfer eines Amoklaufes wurden.

Wir sollten das wissen, wenn wir uns Bilder aus dem russischen Fernsehen anschauen. Aber Putin kann auch ganz anders. Er hat in den 90er Jahren Unterricht bei einem der besten und teuersten westlichen Kommunikations-Trainer genommen, bei Allan Pease aus Australien (Warum Männer nicht zuhören und Frauen nicht einparkten können). Und der nannte Putin einen gelehrigen Schüler.

Es folgt: Teil II. Warum Putin uns immer seine „Fakten um die Ohren haut“ und nicht zuhören will.