Satire: Der Putin-Zwerg muss weg!

Ausschnitt aus dem Satire-Buch

Hotte und der Wladimir-Zwerg

Das Telefon hatte bei Hotte, einem Vermieter aus Münster, in den letzten Tagen sehr häufig geklingelt. Immer wieder hatten Bürger aus Münster gefordert, dass er den Putin-Zwerg aus seinem Garten entfernen müsse und von seiner Homepage. Der Aggro-Zwerg müsse weg, hatten sie auch per Mail gefordert. Hottes künstlerische Freiheit habe Grenzen und auch Zwerge müssten Farbe bekennen. Der Schreiber verlangte, dass Hotte in Sachen Menschenrechte Flagge zeige. Dem Diktator und Kriegsverbrecher Putin müsse die rote Karte gezeigt werden, ein Regime-Wechsel sei nötig.

Andere hatten ihm ein großes „Z“ auf die Hauswand geschmiert. Das große „Z“ war auf russischen Panzern in der Ukraine zu sehen. Das russische Verteidigungsministerium hatte erklärt, das „Z“-Zeichen sei eine Abkürzung für eine russische Wortkombination und heiße „für den Sieg“. Trotzig hatte Hotte die „Schmierfinkerei“, so Hotte, stehen lassen. Er hatte in grünen Buchstaben daneben geschrieben, „stell Dir vor es ist Krieg und keiner geht hin“. „Frieden schaffen ohne Waffen“, hatte jemand über Nacht hinzufügt und eine weiße Taube war auch zu sehen.

Seine Frau Irene hatte erklärt, ihr Fußpflege-Institut im Keller des Hauses sei gefährdet, wenn das so weitergehe. Zwar pflege sie auch die schwieligen Hände und Füße kerniger Wolga-Deutscher, die nun gerne kämen. Diese erklären ihr immer wieder, auch sie seien für Zucht und Ordnung a la Putin, einige trugen schwarze T-Shirts und mit einem „Z“ darauf. Feierlich hatte einer erklärt, nicht nur am deutschen Wesen könne die Welt genesen. Irene hatte verzweifelt geseufzt, ihre Stammkundschaft sei eigentlich der gepflegte  Mittelstand Münsters. Hier sei Russland out, der Putin-Zwerg und das „Z“ seien eher geschäftsschädigend.

Hotte, Putin und Schröder rocken die Welt

Hotte hatte vor einigen Jahren die Zwerge Wladimir und Gerd in seinen Zwergen-Garten aufgenommen, genauer gesagt in die Garten-Ecke „Prominente Zwerge“. Damals hatte ganz Deutschland geglaubt, der Wladimir Putin und sein Kumpel der Gerd Schröder würden die Welt jetzt rocken und Russland zu einem modernen Industrie-Staat machen. Russland sei nicht Obervolta mit Atomwaffen, hatte Hotte feierlich im Vereinsheim erklärt. Da habe sich der Helmut Schmidt geirrt.

Hotte war seit Jahren Kassierer im Verein „Dein Zwerg und Du“. Er hatte im Verein bereits zwei Preise gewonnen als genialer Zwergen-Gestalter und als Architekt seines Zwergen-Gartens in Münster. Zum ersten Mal hatte er den ersten Preis gewonnen beim Wettbewerb „Der Zwerg im Märchen“. Sein Zwergen-Ensemble „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ hatte den Verein begeistert und Hotte hatte die Homepage erstellt „Schöner Leben mit Zwergen im Garten“. Er hatte lange auf den Flohmärkten Münsters und in Gartencentern nach den acht Märchen-Gestalten in Gips im Zwergen-Look suchen müssen.

Jahre später hatte er den zweiten Platz gewonnen beim Wettbewerb „Der Zwerg international“. Er hatte sich dazu heimlich einen 3D-Drucker angeschafft und in seinem Hobby-Keller viele Stunden geübt, bis ihm mit dem Ensemble „Wladi und Gerd““ wieder ein Zwergen-Coup gelungen war. Der deutsche Ex-Kanzler Gerhard Schröder und der russische Präsident Wladimir Putin hatten sich gegenübergestanden und angestrahlt. Er hatte das Bild aus irgendeiner Zeitung geklaut und die beiden im Zwergen-Format im 3D-Druck-Verfahren in Gips gefertigt.

Er hatte in der lokalen Zeitung, dem „Kiepenkerl-Boten“, mit Bild gestanden und beim jährlichen Viertel-Fest hatten Bürger Münsters mit ihm und seinen Zwergen ein Handy-Foto gemacht. Die russische Botschaft hatte ihm einen Verdienst-Orden geschickt, vierter Güte-Klasse in Plastik aus der Abteilung „Russland-Marketing und Kultur“. Den Orden hatte er stolz auf seiner Homepage präsentiert. Das waren gute Zeiten gewesen, fand er. Heute hatte ihn ein anonymer Brief-Schreiber einen „Zwergen-Zaren“ genannt und gedroht, einen Molotov- Cocktail in seinen Garten zu werfen. Hotte hatte vor Zorn gebebt. Er sei ein Mensch von Kultur und Frieden, hatte er seiner Frau Irene erklärt. Sollte jemals ein Mieter in seinem Hause daran zweifeln, werde er diesen eigenhändig auf die Straße setzen.

Hotte und der Rausschmiss aus dem Zwergen-Garten – Das Computer-Lösch-Programm „ Free your Homepage from Wladimir and Gerd“

Gestern hatte ihn der Vorsitzende des Vereins „Dein Zwerg und Du“ angerufen und ihm ein Ultimatum  gestellt. Wenn er bis zum Ende der Woche nicht diese Schand-Zwerge aus seinem Garten und von seiner Homepage entfernt habe, werde man ihn aus dem Verein ausschließen. Des Weiteren verlange man von ihm, soweit der Beschluss des Vorstandes, dass er sich vom russischen Angriff Putins auf die Ukraine distanziere und seinen Uralt-Jubeltext auf Putin und Schröder von der Homepage entferne. Er und viele Politiker müssten nun ihre Homepages überarbeiten. Er könne natürlich auch versuchen, seinen Einfluss auf die russische Politik geltend zu machen und einen Frieden in der Ukraine herbeiführen. Vielleicht könne sein 3D-Drucker hier helfen. Ha-Ha-Ha. Im übrigen habe man ihm seine Preise aberkannt. Deutsches Kulturgut sei nur in Fleißarbeit zu sammeln und nicht maschinell zu fertigen. Auch das habe der Vorstand einstimmig beschlossen.

Hotte hatte dann seinen Rechtsanwalt angerufen, Dr. Theodor von Torf, von ihm auch kurz das Törfchen genannt. Der hatte ihm erklärt, als Rechtsvertreter gegenüber kecken Mietern und Vereinsvorständen stehe er ihm jederzeit zur Verfügung. Er schlage aber ein anderes Vorgehen vor. Alle Parteien in den Rathäusern Deutschlands hätten das Computer-Lösch-Programm „Free your Homepage from Wladimir and Gerd“ bereits aktiviert. Er könne ihm zu einem Freundschaftspreis eine Raubkopie des Lösch-Programms zuschicken. Es sei nun geschäftlich Gefahr im Verzug und da dürfe man nicht kleinlich sein. Ratsam sei auch, im Netz ausschließlich die Farben blau und gelb zu verwenden, jedenfalls vorläufig. Angesichts seiner Lage empfehle er ihm, sein ganzes Haus in blau-gelb zu streichen und alle Zwerge seines Gartens in blau-gelb zu tauchen oder zu besprühen. Er kenne da einen Maler, einen Cousin dritten Grades, der zur Zeit Sprüh-Pistolen-technisch auf Wochen ausgebucht sei. Bei dem könne er ein gutes, aber nicht kostenfreies Wort, für ihn einlegen.