Satire: Merzi und der neue deutscher Kaiser, Schutzhaft für die Mutti?

Ausschnitt aus dem Satire-Buch: Friedrich Merz- Die Abenteuer von Merzi und Linni

„Rhomas, der Viertel vor Zwölfte“, Kaiser aus Kocholt

Der Bürgermeister von Kocholt hatte einen wunderschönen Traum gehabt. Merzi und Linni hatten ihn gebeten, Kaiser von Deutschland zu werden. Beide hatten verlegen vor ihm gestanden. Mit gesenkten Augen hatten sie ihn gefragt, ob sie sein Modell „die heile Stadt Kocholt“ kopieren dürften. Und ob er bereit sei, die Oberaufsicht für ganz Deutschland zu übernehmen. Allerorten sei zu hören, es sei Viertel vor Zwölf, es müsse was geschehen. Darum solle sein zukünftiger Titel lauten: „Rhomas, der Viertel vor Zwölfte“. Er habe die schmissige Halb-Intelligenz des letzten deutschen Kaisers Wilhelm Zwo und dessen unbeirrbare und schlichte Arroganz. Und auch von der Statur her sei er nur Mittelmaß. Der Deutsche habe eine Schwäche für solche Figuren. Er sei ihr Mann für das national erneuerte Deutschland. Ein Hermelin-Pelz und eine Krone stünden bereit. Schlösser gebe es viele im Münsterland, wie ihm das Schloss Anholt gefalle, das sei ganz in der Nähe. Das Schloss mache was her, es sei bereits Kulisse einiger Fernseh-Serien gewesen. Der Bürgermeister hatte unruhig im Bett gestrampelt und seine Frau hatte ihn vor der Seite milde angestupst. „Ruhe“, hatte sie ein wenig genervt gemurmelt.

Kocholt im politischen Sturm, Cäsar- und Sultan- Nachkommen gefährden die Kocholt-Kultur

Linni hatte erklärt, höheren Ortes sei man auf das Modell Kocholt aufmerksam gemacht worden. Eine Gruppe namens „Die Kohlianer“ habe ihn angeschrieben. Diese „Helmut Kohl- Fan Gruppe“ habe den Bürgermeister sehr gelobt. Der Rhomas sei einer der Ihren und Kocholt habe es kohlianisch gut geschafft, viele rechtschaffene Menschen vor einen nationalen Pflug zu spannen. In Kocholt herrsche nach einer nationalen Erneuerung wieder Ruhe und Ordnung. Auch Kocholt habe unter dem Zerfall der einheitlichen Lebens-Trink-und Ess-Kultur und dem Sturm auf den Kocholt-Lebensstil gelitten. Lebens- und Essensgewohnheiten aus anderen Ländern hätten sich in Kocholt breit gemacht. Erst seien die römischen Nachkommen von Julius Cäsar gekommen, dann Nachfahren von Sultanen. Direkt neben der Feuerwehr sei von denen eine Moschee gebaut worden. Andere Zugereiste hätten eine Groß-Sauna gebaut, wo man Wodka anstatt Wasser als Aufguss in der Sauna benutze. Hier handle es sich um Nachkommen deutscher Aussiedler nach Russland, die – leicht verändert – nach Deutschland zurückgekommen seien. Dieses peitschten sich und fremde Gäste in der Sauna mit Birkenzweigen. Es herrsche Babylon, habe der Pfarrer von der Kanzel gedonnert, überall sei Sodom und Gomorrha.

Die Christliche Sauerkraut Partei (CSP) und die Wikis

Die Mehrheit der rechtschaffenen Bürger Kocholts hatte bislang die Christliche Sauerkraut Partei (CSP) gewählt. Krautspeisen aller Art und das Christentum waren deren Nahrungs-Grundlage und Lebensphilosophie. Manche Kocholter aber hatten sich radikalisiert und träumten vom Zurück in einen rauen Wikinger Staat. Sie wählten die Wiki-Partei, die Alternative für Kocholt, die AfK. Sie fühlten sich von der Vielfalt der Kulturen in Kocholt überfordert. Wo immer möglich, sangen die Wiki-Prolls ihre Hymne: „Es gibt kein Bier auf Hawaii, kein grüner Fleck. Darum fahr ich nicht nach Hawaii, drum bleib ich hier“. Streber in der Wiki-Partei schafften es, dazu rhythmisch zu rülpsen und zu pupsen, während sie Bier aus großen Hörnern tranken. Die Zusammenarbeit mit den Wikis sei undenkbar, hatte die Christliche Sauerkraut Partei (CSP) beschlossen.

Doch dann war in Kocholt die Frage nach der Kooperation mit der nationalen Rechten, der AfK oder den Wiki-Prolls, wie sie auch gerne genannt wurden, genial und geräuschlos gelöst worden. Eine kleine liberale Partei in Kocholt hatte es geschafft, die kleine Wiki-Partei zu integrieren. Die Liberalen hatten durch fleißiges Kooperieren und Paktieren die Herzen der Wikis erobert. Es hatte geholfen, einigen Wiki-Polit-Profis Jobs im Bereich der HI-Ebene zu verschaffen, also im Bereich der Halb-Intelligenz. Die Wiki-Halb-Intelligenz-Truppe hatte die Sicherheit eines festen Jobs zu schätzen gewusst. Als dann noch die Paar-Hotline „Was Dralles und Festes für den HI“ in Kocholt kostenfrei an den Start gegangen war und die Radiostation „Radio-HI-Kocholt“ deren Hymne in Dauerschleife gespielt hatte, waren die Wikis ins liberale Lager gewechselt. Sie seien mit Moneten zugeschissen worden, sagten manche.

Im Rathaus Kocholts arbeiteten nun die konservativen Sauerkrauts vertrauensvoll mit den durch Wiki-Prolls gestärkten Liberalen zusammen. Zusammen hatten sie einen Bürgermeister nach ihrem Herzen gewählt, eben jenen Rhomas, der sich gerade im Bett zum Kaiser träumte, während er mit den Händen und Füßen heftig ruderte.

Einigkeit durch die Fusion von FDP und AfD in die FDfD

Da wäre doch nichts dabei, wenn Demokraten zusammenarbeiteten, hatte der Bürgermeister Merzi und Linni im Traum vorgeschwärmt. Merzi hatte begeistert mit dem Kopf genickt. „Think Big“, hatte er immerzu gemurmelt. Das Modell müsse von der Kaff-Ebene Kocholts auf ganz Deutschland übertragen werden, hatte er gefordert. Der politische Staubsauger-Effekt der FDP, das Modell Kocholt, sei rechnerisch genial. Wenn die FDP die AfD in die Partei integriere, vielleicht fusioniere zur Partei “Freie Demokraten für Deutschland (FDfD), dann seien nur die Buchstaben ein wenig gemischt worden. Politisch sei dann eine Menge Staub, vielleicht sogar Dreck, im FDP-Staubbeutel gelandet. Linni hatte gekräht, das sei super. Ein kleiner Wort-Salat und große Wirkung. Der erste Mensch auf dem Mond, ein gewisser Astronaut namens Neil Armstrong, habe 1969 bei seinen Stolperschritten auf dem Mond gesagt, „ein kleiner Schritt für die Menschen ein großer Schritt für die Menschheit“. Merzi hatte ganz feuchte Augen bekommen bei dem erhabenen und geistig historischen Moment.

Programmatisch sei das alles kein Problem, hatte Linni erklärt. Der große Manitu der FDP, der unsterbliche Genschman, Hans Dietrich Genscher, habe die FPD-Philosophie mit den Worten erklärt, liberal sei liberal. Und jetzt sei eben alles scheißegal. Wenn das Kocholter Modell zur Anwendung komme, dann integriere man genauso viele Abgeordnete, wie man selber habe. Gehe man von 11.5 Prozent aus, so der FDP-Stand bei der Wahl 2021, so könne sich die FDP mit der Staubsauger Methode auf 23 Prozent aufblasen. Dann stehe der konservativen Kraft im Bunde mit gewünschten 30 Prozent eine 23 Prozent starke liberal-nationale Kraft zur Seite. Dann sei die jetzige Regierung, diese unsittlich bunte Anarchie, abgewählt, das Leben sei wieder schön. Merzi und Linni hatten sich tief in die Augen geschaut. Und auch das AfD-Problem sei dann gelöst, hatte Linni augenzwinkernd erklärt. Gehe man von 10.3 Prozent AfD-Wählern aus, so die Bundestagswahl 2021, dann sei die AfD einfach weg. Sie habe sich, ganz nach Sichtweise, in Wohlgefallen aufgelöst, sei demokratisch integriert worden oder in den FDP-Müllbeutel gesaugt worden. Dann brauche man die Partei auch nicht mehr verbieten.

Das Kocholt-Kochrezept und Schutzhaft für die Mutti

Und genau deshalb waren Linni und Merzi dem Bürgermeister im Traume erschienen. Sie hatten ihn angefleht, dieses herrliche Wahl-Menü auch national zu köcheln, ihr Koch und Kaiser zu sein. Merzi hatte geschwärmt, regieren mit der absoluten Mehrheit, das sei ganz sein Stil. Erst satte 53 Prozent Wählerstimmen im Sack haben, dann triumphal zum Kanzler gewählt werden. „Und dann schauen wir mal“, hatte er mit düsterem Blick erklärt. Die Mutti werde er auf jedem Fall in Schutzhaft nehmen müssen. Ob das ausreiche, um seinem heiligen Zorn und dem des Volkes zu entgehen, werde man dann sehen.

Dann hatten Linni und Merzi den Bürgermeister im Traum fest angesehen und ihn gefragt, ob er bereit sei, die Krone anzunehmen. „Willst Du“, hatten sie ihm im Traum gedrängt und der Bürgermeister hatte ganz laut in das nächtliche Schlafzimmer hineingebrüllt: „Ich will, ja ich will“. Seine Frau hatte ihn nun unwirsch im Bett angestupst und erklärt, jetzt wolle sie aber nicht. Was denn mit ihm los sei.