Satire: Gerd Schröder – 80 Jahre und kein bisschen weise

Auszug aus dem Satire-Buch: Die vielen Seiten des Gerhard Schröder

 

He did it his way oder Schröder im Abseits

Er sei manchmal ein bisschen anders als andere, betont Gerd Schröder im Geburtstags-Film des Ersten Deutschen Fernsehens über ihn. Ansonsten ist sein Auftreten gleich geblieben. Er ist sich treu geblieben, auch wenn andere seine Seite verlassen haben. Die Farbe ist aus seinen Haaren gewichen. Sie glänzen nicht mehr schwarz, sie glitzern matt grau. Im April 2022 brillierten sie noch tief schwarz, als er der New York Times erklärte, „mea culpa“ sei nicht sein Ding. Er hat einige Kilos gelassen, das Gesicht ist furchiger geworden. Er hat weiterhin keine Zweifel an sich und betont immer wieder, er lebe sein Leben nach seinen Wünschen. Als er 2005 dem Kanzler-Amt Ade sagen musste, wünschte er sich zum Abschied den Song von Frank Sinatra „I did it my way“.

Ist Schröder von Wichten umzingelt?  – Rote Karte für Schröder!

Zur Kritik an sich erklärt Schröder in der NDR-Dokumentation Außer Dienst? Die Gerhard Schröder Story: „Ich habe mein Leben lang in der Politik mit Kritik gelebt und werde das auch weiter so tun. Und wer meint, sich reiben zu müssen – dann soll er’s tun.“ Einen armen Wicht, nennt er SPD-General-Sekretär Kevin Kühnert unwirsch. Der will ihm zum 80igsten Geburtstag nicht gratulieren. Armselige Leute und armselige Gestalten sind in seinen Augen die SPD-Genossen, die ihm sein Büro im Deutschen Bundestag weggenommen haben. Die SPD Führung nennt er provinziell, er rät ihr zum Rücktritt. Er wirkt da wie ein Kind, dem die Mama das Handy weggenommen hat. „Ihr seid alle blöd“, höre ich den kleinen Gerd toben.

Er habe keine großen Fehler gemacht, erklärt er und ein „mea culpa“ werde es vom ihm nicht geben. Aber, Schröder ist Fußball-Fan und weiß darum, was ein Foul ist und eine rote Karte. Jetzt steht er jedenfalls im Abseits, der Presse-Hagel auf ihn könnte nicht heftiger sein. Er sei eine Unperson und stehe in der Schmuddel-Ecke der Nation, schreibt die BILD zu seinem 80igsten. Sein Name sei auf ewig verbunden mit dem Massenmörder Freund im Kreml, seinem Arbeitgeber Putin. „Selbstgerecht, selbstgewiss, überheblich, gekünstelt, bemitleidenswert“ nennt ihn „Die Welt“ am 5.4.24.  Die Dokumentation sei ein Trauerspiel.

Gerd Schröder gibt den Weltmann

Gerd Schröder ist am 7. April achtzig Jahre alt geworden. Er tritt gerne als gut gelaunter Weltmann auf. Dass er von ganz unten kommt, in Armut aufwuchs und nun als Majestät auftritt, hat er mit dem türkischen Präsidenten Erdogan und dem russischen Präsidenten Putin gemeinsam. Die Doku seines Heimat-Senders, des Norddeutschen Rundfunks (NDR) zeigt ihn auf dem Golfplatz, auf Reisen und auf Empfängen. Kritische Fragen gibt es vom Journalisten Jucas Stratmann weniger als Glamour-Bilder aus acht Jahrzehnten. Schröder scheint heute weniger Staatsmann zu sein, als ein Mann der „Yellow Press“. Ein Bussi-Bussi Sozialdemokrat, eine ganz seltene Spezies Genosse.

Schröder auf Abwegen

Aber, und das erklärt er mit fester Stimme im Film auf dem Golfplatz, er ist weiterhin für das russische Unternehmern Nord Stream 1 und 2 tätig. Und wie es aussieht, ist er stolz darauf. Andere haben ihm für seine Kontakte zu Russland und Putin die Freundschaft gekündigt. Frank Walter Steinmeier gestand 2022, Putin falsch eingeschätzt zu haben. Schröder hat den russischen Angriff auf die Ukraine zwar als Fehler bezeichnet, hält aber dennoch an seiner Freundschaft zu Putin fest.

Aber Putin-Kenner wissen, dass Putin für seine treuen Freunde ein guter Freund ist. Den Verrat eines Freundes duldet er nicht. Einem „mea culpa“ Schröders könnte nicht die Vergebung folgen, sondern der Tod. Das KGB-Gesetzbuch ist streng, gnadenlos und Putin hat einen langen Atem. Die letzte persönliche Begegnung Schröder-Putin war unterkühlt, so im Film zu sehen. Ich sehe keinen Augen-Kontakt zwischen Putin und Schröder. Schröder wirkte sehr irritiert. 

Das Kirchenfenster Story und Hollywood in Hannover

Er habe heute noch viele Freunde, sagt er im Film trotzig. Alle für ihn wichtigen Leute sind zu den Schröder-Terminen im Jahr 2023/24 angereist und der Film zeigt Teile der „Frogs“, des Klüngel-Clubs „Friends of Gerd“. Im Film sind davon Otto Schily und Sigmar Gabriel zu sehen. Ein wichtiges Datum war im Herbst 2023 die Übergabe des umstrittenen Lüpertz Fensters an die evangelische Marktkirche in Hannover. Schröder hatte das Kirchenfenster des Künstlers Markus Lüpertz der Marktkirche schenken wollen. Schröder scheint „lonely riders“ anzuziehen. Ein solcher scheint auch Markus Lüpertz zu sein. Einen “exzentrischen Malerfürsten“ nennt ihn die Rheinische Post. Einen Maler-Künstler als Freund zu haben, zahlt sich für Schröder aus. Es zeigt ihn als Kultur-Freund und Kunst-Gönner. Doch die Rechnung ging nicht auf. Laura Vorberg von der Rheinischen Post, sagt warum. „Es ist vielleicht die bemerkenswerteste Szene dieses Film-Porträts: SPD-Altkanzler Gerhard Schröder und seine Frau Soyeon Schröder-Kim sitzen am Reformationstag 2023 in der Marktkirche in Hannover. Erste Reihe. Sie sind geladene Gäste. Ein neues Kirchenfenster von Schröders Künstler-Freund Markus Lüpertz wird eingeweiht. Schröder selbst hat 120.000 Euro an Spenden eingeworben. Doch das war vor dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022. Zwar hat die Gemeinde das Fenster dennoch anfertigen lassen. Das von Putinfreund und Russlandlobbyist Schröder zu diesem Zweck eingeworbene Geld aber hat sie an die Opfer des Krieges in der Ukraine weitergegeben. Und so verfolgt der Altkanzler von seinem Platz aus stoisch, wie die Pastorin der Marktkirche in einer emotionalen Predigt an die Kriegsverbrechen der russischen Truppen in Butcha erinnert: „Teufel haben gewütet, in jener Stadt, die zum Symbol wurde für den Krieg Russlands gegen die Ukraine. Wo der blanke Vernichtungswille sich in bestialischer Gewalt gegen Frauen, Kinder und Alte zeigte.“ All dies initiiert durch einen Diktator, dessen „Radikalisierung durch theopolitische Großmachtfantasien wir auch mit unserem Geld bezahlt haben.“ Auch das Nicht-Wahrnehmen-Wollen, so erklärt die Pastorin, gehöre zur Wahrheit und Geschichte des Fensters. Offensichtlich, wer gemeint ist. Schröder hört ungerührt zu“. (Laura Vorberg 5.4.2024 Rheinische Post). Die Pastorin schenkt Schröder nichts. Wörtlich sagt sie über das Bild und die in Butcha ermordeten Menschen „…ich sehe diese Menschen in dem blutigen Gerippe, die sich mit dem Christus-Bild übereinander schieben“. Schröder bleibt bei der Gardinenpredigt in der Kirche brav neben seiner Frau sitzen. Künstler Lüpertz gefällt der Polit-Trubel um das Bild nicht. Es gehe hier um sein Bild, raunt er Schröder gleich zu Beginn der Bildübergabe zu. Lüpertz erklimmt überraschend die Bühne und er nennt den Streit um das Bild „großartig mittelalterlich und kirchengerecht“. Schröder nimmt ihn in den Arm, als er von der Bühne kommt. Hollywood in Hannover.

Schröder schreit in der Kirche nicht „basta“. Er sagt danach in die Kamera hinein, er werde Mitglied der Gemeinde bleiben. Ironische Frage: ist mit der „Schenkung“ auch eine Grabstätte in der Kirche verbunden? Dann hätte Gerd Schröder wieder einmal einen Super-Deal gemacht. Oder wird Schröder seine letzte Ruhe bei Freud Putin in Petersburg finden? Oder schafft er bis dahin den Sprung auf den Papstthron im Vatikan. Geplant hat er das schon mal, berichtet die Satire. Dann fände er im Petersdom seine letzte Ruhe. Das würde mich überraschen. Aber Schröder hat mich schon mit vielem überrascht.

Schröders Party-Feier und die Schröder Connection

Zur Geburtstagsparty von Schröder, spendiert und kreiert von Ehefrau Schröder-Kim, sind unter anderem der frühere Innenminister Otto Schily und Hannovers Ex-Bürgermeister Herbert Schmalstieg eingeladen und Bodo Hombach, ein Ex-Kanzleramt-Chef. So heißt es in der, von dem auch immer, gut informierten Presse. Auch BILD-Ex-Chef Kai Diekmann will zur Feier gehen, er findet den Umgang mit Schröder „maßlos und unangemessen.“  Sogar frühere Kontrahenten sollen kommen. Als Überraschungsgäste sind neben Oskar Lafontaine auch Ehefrau Sahra Wagenknecht vorgesehen. Mit Lafontaine hatte sich Schröder vor einem Jahr ausgesprochen und versöhnt. Die Frage ist, ob unter den vielen Exen auch seine vier Ex-Frauen sein werden.

Andere Uralt-Freunde werden wohl nicht dabei sein. Kanzler Scholz und Bundespräsident Steinmeier werden sich wohl nicht trauen. Sie haben Schröder schriftlich und knapp auf Dienst-Papier zum Geburtstag gratuliert. Die von Ehefrau Schröder-Kim arrangierte Geburtstags-Party wird zeigen, welche der berühmten „FROGS„ dabei sein werden.

Gerd und Wladimir: Best Buddy oder Geschäftspartner?

Zu Schröders 60igsten Geburtstag kam Putin persönlich nach Deutschland, den Kosaken Chor im Gepäck. Seinen 70igsten durfte Gerd Schröder in Petersburg mit Freund Wladimir feiern. Der hatte gerade Teile der Ukraine besetzt. Für Gerd aber gab es Sekt und die Korken knallten, echte unverwüstliche Männerfreundschaft eben. Heute darf Wladimir seinen Freund Gerd nicht in Hannover besuchen. Es gibt gegen ihn einen internationalen Haftbefehl wegen Kriegs-Verbrechen.

Gerd oder Gunter

Gunter Sachs setzte sich mit 78 die Schrotflinte an den Kopf. Lieber sterben als würdelos leben, schrieb er zum Abschied. Er hatte den gefürchteten Alzheimer nicht, er hatte sich selbst eine falsche Diagnose verpasst, beraten von Dr. Google. Er war altersadäquat vergesslich geworden. Aber Gunter Sachs hatte nie halbe Sachen gemacht. Als er um Brigitte Bardot freite, ließ er 1000 rote Rosen über ihrem Haus abwerfen. Wenige Stunden später heirateten sie in Las Vegas. Im Mai 2021 verabschiedete er sich mit einem lauten Knall aus dem Leben. Er beherrsche die Konversation nicht mehr wie früher und werde vergesslich, stand im Abschiedsbrief, den er bat zu veröffentlichen. Er wolle nicht in einem würdelosen Zustand leben.

Gerd Schröder macht sich diese Sorgen nicht. Er plaudert im Film keck drauflos. Ohnehin vermutet Schröder, dass er in der Doku nicht gut davonkommen werde. Journalist Stratmann beendet seine Zeit mit Schröder mit einem unschlüssigen Fazit: „Was ihn antreibt, bleibt unklar, wo er hinkommt, polarisiert er, und manchmal macht es den Eindruck, er habe Spaß daran.“ „Ohne Frage“, dieser Kernsatz seiner Rhetorik, kombiniert mit schmissiger Stimme, ist immer noch sein Markenzeichen. Und Schröder platziert diesen Kurzsatz oft und gut. Ohne Frage. Die Film-Bilder lenken ab von der wesentlichen Frage, welche Rolle Schröder und seine Mitstreiter beim Öl-Gas-Drama gespielt haben. Hier deutet der NDR Film nur an. Diese Schröder-Krimi-Frage wird wohl ein NDR-Tatort lösen. Ich freu mich drauf.

Schröder im Boheme-Greisen-Alter und der Partei-Austritt

Aber kommen wir zurück zum Spektakel-Wesentlichen. Gerd Schröder ist achtzig und top fit, so seine Message. Eine rund 30 Jahre jüngere Frau und ein Golf Platz tun ihm offensichtlich gut. Warme Bäder im Freundes-Kreis, kalter Sekt dann und wann, Haferschleim und Ginseng Tee sind vermutlich sein Rezept für Fitness im Alter. Ich werde mir den Film noch einige Male anschauen. Der Film hat therapeutische Wirkung. Der Blutdruck steigt. Das Erinnerungsvermögen nimmt zu. Ich weiß jetzt wieder genau, warum ich die Schröder-SPD damals verlassen habe.